Der Veteran: Roman
4.«
»Spezialeinheiten?«
Ich bestätigte ihre Vermutung, indem ich nichts dazu sagte. »Und du?«, fragte ich.
»Luftwaffe. Proxima und eine Zeitlang bei Barney.« Barney war der militärische Kosename von Barnards Stern.
»Jess war eine der Walküren!«, rief der Heide aus der Küche, mit einer unmissverständlichen Spur von Stolz in der Stimme.
»Waren es eure Leute, die eins von IHREN Schlachtschiffen erledigt haben?«, fragte ich. Von den Walküren hatte ich schon gehört. Es war ein ausschließlich weiblich besetztes Kampfgeschwader, das an Bord der Barbarossa stationiert war, einem der deutschen Trägerraumschiffe.
»Wir haben bei diesem Einsatz über drei Viertel unseres Geschwaders verloren«, sagte sie.
»Du warst dabei?«, fragte ich.
Sie nickte.
Morag und ich räumten verschiedene seltsame Gegenstände zur Seite, um genug Platz auf der in Zeitlupe explodierenden Couch zu schaffen.
»Wo warst du, Heide?«, fragte ich.
Er lächelte. »Hauptsächlich Barney.«
»Signalkorps?«, riet ich.
Der Heide schüttelte den Kopf und die Dreadlocks.
»RASF, Luft/Weltraum-Kampfkontrolle.«
Ich war beeindruckt. Die Kampfkontrolle der RASF war eine der wenigen Einheiten im britischen Militär, die neben dem SAS, dem SBS und einer Geheimdiensttruppe als Spezialeinheiten bezahlt wurden. Mit ähnlichen Fähigkeiten wie Signaltechniker wurden sie meistens Patrouillen der Spezialeinheiten angegliedert und als Erkunder eingesetzt, um Luft- und Orbitalschläge
anzufordern. Außerdem waren sie während eines Angriffs häufig die ersten Soldaten am Boden, um die Shuttles einzuweisen. Es war ein gefährlicher Job. Ich versuchte das, was ich über die Leute von der Kampfkontrolle wusste, mit dem Exzentriker in Einklang zu bringen, mit dem ich es hier zu tun hatte. Natürlich war es möglich, dass er log. Manche Leute versuchten den Glanz, den die Spezialeinheiten für sie hatten, auf sich selbst zu übertragen, aber danach sah es bei diesem Kerl nicht aus. Eigentlich konnte es ihm egal sein, was ich oder sonstwer über seine militärische Karriere dachte. Ich vermutete, dass er wie die meisten Hacker am Ende zur Religion gefunden hatte.
»Dieser Vikar, der dich geschickt hat«, sagte Jess. Wie es schien, gab es in den Avenues keine Geheimnisse, was mir leichte Sorgen machte. »Er ist in Dundee, nicht wahr?«
»Jetzt nicht mehr.«
Der Heide blickte ruckhaft von seiner Arbeit auf. »Tot?«
Ich nickte.
Ich sah die kurze Trauer eines Soldaten, der wieder einen seiner Freunde verloren hatte, bevor er tat, was wir alle tun mussten - die Sache zu den Akten legen und mit dem weitermachen, was gerade wichtig war.
»Es gab ziemlich großen Ärger in Dundee«, sagte Jess.
Wieder nickte ich.
»Wer hat ihn getötet?«, fragte der Heide.
»Er hat Selbstmord begangen«, erklärte ich. »Er wollte Major Rolleston nicht in die Hände fallen.«
»Wer ist Rolleston?«, fragte Jess.
»SBS, Geheimdienst, der Mann für schmutzige Aufträge.«
»Und dieser Rolleston ist hinter dir her?«, fragte Jess misstrauisch.
»Wir haben mindestens einen Tag, bevor er unsere Spur wiedergefunden hat.«
Jess fluchte leise. Ich gönnte es ihr.
»Der Orbitalschlag, hatte der was mit dir zu tun?«, fragte Jess.
Wieder nickte ich.
Weitere Flüche auf Deutsch, dann fuhr sie zum Heiden herum. »Mann! Eine Orbitalwaffe, das ist viel zu viel Ärger. Sie dürfen hier nicht bleiben.«
»Zu spät«, machte ich ihnen klar. »Sie werden in jedem Fall hierherkommen. Ihr müsst nur kooperieren und ihnen sagen, was sie wissen wollen.«
»Und was ist, wenn sie uns einfach mit einer Orbitalwaffe erledigen?«
»Sie werden herkommen und sich zuerst vergewissern. Sie müssen bestätigen, dass wir hier sind.«
»Außerdem«, sagte der Heide, »dürften die politischen Nachwehen der Aktion, die sie in Dundee durchgezogen haben, es ihnen schwer machen, so etwas noch einmal zu tun.«
Jess funkelte uns an und stand auf.
Ich hob eine Hand. »Wohin gehst du?«, fragte ich sie.
»Ich will die Leute warnen.« Die operativen Sicherheitsaspekte dessen, was wir taten, waren eine Katastrophe, aber ich brachte es nicht über mich, sie aufzuhalten. Schließlich lebten diese Menschen hier, und es waren Morag und ich, die sie in Schwierigkeiten brachten. Jess ging an mir vorbei.
»Warum ist dieser Rolleston hinter dir her?«, fragte der Heide.
Auf einmal stellte ich fest, dass es nicht einfach sein würde, es zu erklären, insbesondere einem anderen Veteranen.
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