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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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sich auf die Plattform schwingen und ihn daran hindern. Niemand versteht so richtig, warum du noch lebst.«
    Ich drehte den Kopf, um Rannu einen bösen Blick zuzuwerfen. Sein Gesicht war wieder ausdruckslos. Dann kam mir etwas in den Sinn. »Du hast es gesehen?«, fragte ich.
    »Wie er dir den Arsch versohlt hat?«
    »So schlecht war ich gar nicht.«
    »Richtig, du hast einen guten zweiten Platz gemacht. Ja, ich habe es gesehen. Ich habe die Medienplattform gesteuert.«
    »Du hast uns gefilmt?«
    »Ja, verdammt. Man kann nicht jeden Tag Geld damit verdienen, einen engen Freund dabei zu beobachten, wie er fast zu Tode geprügelt wird.« Er grinste, dann verfielen wir in Schweigen.
    Ich blickte mich etwas genauer um. Wir befanden uns in einer Art Krankenzimmer mit abblätternder Farbe und alten Betten, aber das Leinen war sauber, und die medizinischen Geräte konnten nicht älter als zwanzig oder dreißig Jahre sein. Es gab hier etwa ein Dutzend Betten, aber Mudge, Rannu und ich waren die einzigen Personen, die sich in diesem Zimmer aufhielten. Weiße Vorhänge waren vor die Fenster gezogen, aber trotzdem drang blasses Licht durch den dünnen Stoff.
    »Wie lange war ich weggetreten?«, fragte ich.
    Mudge nahm einen weiteren großzügigen Schluck von der Flasche Wodka und bot sie dann auch mir an. Ich schüttelte den Kopf, hoffte aber, dass Morag noch am Leben war und vor allem noch meinen Whisky hatte. In Situationen wie diesen muss man lernen, Prioritäten zu setzen.

    »Drei Tage«, sagte Mudge.
    »Mann!« Jetzt ärgerte ich mich wirklich darüber, dass ich nicht tot war. Warum hatte Rolleston mich nicht geschnappt? Warum hatte Rannu mich nicht getötet - oder die Graue Lady? Ich blickte an mir herab. Genauso wie Rannu war auch ich mit Verbänden zugepflastert. Die Narbe auf meiner Brust verriet mir, dass man meine gebrochene subkutane Panzerung ausgewechselt hatte. Ich fragte mich, wer dafür bezahlt hatte. Es dauerte eine Weile, bis ich den Mut aufbrachte, mir meinen rechten Arm anzusehen. Zu meiner Erleichterung war er wieder angesetzt worden. Gel, das kontrolliert vom Verband abgegeben wurde, überzog die gesamte Verbindungsstelle und verklebte Fleisch mit Metall. Ich hatte nur sehr wenig Schmerzen, und eine interne Diagnose verriet mir, dass ich zwar noch angeschlagen, aber auf dem Weg der Besserung war.
    »Wer?«, fragte ich.
    »Balor«, antwortete Mudge. »Er gewährt dir und deinen Kameraden Unterschlupf, genauso wie er es für mich getan hat.«
    »Er hat für das hier bezahlt?«
    »Sagen wir lieber, er hat das alles für dich gestohlen. Das ist seine Vorstellung von Gastfreundschaft. Manchmal hat er schon ziemlich seltsame Ideen.«
    »Aber Rolleston …«, begann ich.
    »Deine Freunde haben mir erzählt, was in Hull passiert ist. Hier sind nicht die Avenues. Rolleston kann hier nicht einfach so hereinspazieren.«
    »Aber die Graue Lady kann es.«
    Darüber musste Mudge einen Moment lang nachdenken. »Ja, das könnte sie«, räumte er ein und blickte auf die Flasche, die er zwischen seine Beinprothesen geklemmt hatte, bevor er wieder zu mir aufblickte. Seine Linsen surrten in den Augenhöhlen. »Deine Freunde sagten, du wärst nach New York gekommen, um nach mir zu suchen.«

    Ich nickte.
    Auch darüber dachte er kurz nach. Gleichzeitig wurde mir deutlich bewusst, dass Rannu im Bett neben mir lag. »Hast du vor, mich umzubringen, Douglas?«, fragte Mudge in ruhigem Tonfall.
    Ich setzte zu einer Antwort an, doch im gleichen Moment ging die Tür auf, und der Heide trat zusammen mit Morag ein. Morag trug ähnliche Kleidung wie die, die sie in der Sammlung des Vikars gefunden hatte. Kapuzenpulli und Militärhose, aber diesmal neuer und sauberer. Ihr Glatzkopf wies bereits wieder einen leichten Flaum auf. Es erleichterte mich, dass ihr Haar nachwuchs. Der Heide war erstaunlich glücklich, dass ich aufgewacht war - oder vielleicht auch, dass ich am Leben war. Morag lächelte, und plötzlich ging es mir schon viel besser.
    »Du siehst viel besser aus als noch vor einigen Tagen«, sagte der Heide.
    Was du nicht sagst , dachte ich.
    »Geht es dir gut?«, fragte Morag.
    Ich erwiderte ihren Blick ein wenig zu lange und nickte dann.
    Sie lächelte.
    »Was ist hier los?«, fragte ich. »Und kann mir endlich jemand eine Waffe besorgen, damit wir diesen Kerl töten können?«, fragte ich mit einem Blick auf Rannu.
    »Das ist nicht nötig«, sagte der Heide.
    »Er ist auf unserer Seite«, sagte Morag.
    Das musste ich einen

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