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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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des Gedichts. »Würden Sie den Satz bitte lesen?«
    Johan betrachtete das aufgeschlagene Blatt mit den hervorgehobenen Stellen. Seine Mitteilungen. Sie waren mit Textmarker gelb hervorgehoben.
    »Hier.« Raupach wies auf die fraglichen Zeilen.
    Die Buchstaben begannen vor seinen Augen zu tanzen. Johan drehte sich weg. Er konnte dem Kommissar nicht helfen. Stumm schüttelte er den Kopf und gab die Fotokopie zurück.
    »Diese Markierungen«, sagte Raupach und deutete auf die Abschnitte aus den beiden Briefen, »gehen auf einen kranken Geist zurück. Sie stammen aus Drohbriefen.«
    Johan war in Versuchung zu widersprechen. Krank? Er spürte, wie sich ein pelziger Belag auf seine Zunge legte.
    »Wir haben es mit jemandem zu tun, der nicht zu seinen Taten steht. Er schiebt einen berühmten Dichter vor und hüllt sich in dessen Worte.«
    Hielten sie ihn wirklich für einen Feigling? Oder tappten sie einfach nur im Dunkeln? »Dagegen können wir nichts machen, oder?«, erwiderte Johan undeutlich.
    »Meine Kollegin und ich tun unser Bestes.«
    »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück.«
    Land wirkte, als verlöre er das Interesse. Heide bedankte sich bei ihm und versuchte dadurch ihre forsche Eröffnung des Gesprächs wieder gutzumachen. Er trat auf der Stelle und wollte wohl endlich mit seinem Lauf beginnen.
    »Respekt«, sagte Raupach. »Bei dieser Kälte bleiben die meisten zu Hause.«
    »Man muss sich jedes Mal überwinden«, sagte Land. »Haben Sie noch mehr Fragen?«
    »Das war’s, wir wollen Sie nicht weiter aufhalten. Schönen Sonntag noch«, verabschiedete sich Raupach.
    »Ihnen auch.« Land entfernte sich mit langen Schritten. Nach einer Bushaltestelle bog er in einen Gehweg ein, der zu dem Park des Städtischen Kinderkrankenhauses gehörte und den Weg zum Botanischen Garten und zur Flora abkürzte.
    Raupach blickte dem Jogger voller Bewunderung nach. Eine Gruppe Kinder spielte auf dem verschneiten Rasen und kratzte mit Stöcken an einem Schneemann herum. Plötzlich kam ein Eisbrocken geflogen und traf Johan Land am Kopf.
    »Diese verdammten Gören«, rief Heide.
    Land nahm seine Eskimomütze ab und schüttelte sie aus, um den Stoff von verhärteten Schneekörnern zu befreien. Dann lief er weiter. Er schien unverletzt zu sein.
    »Man weiß nie, wann es einen erwischt«, sagte Raupach. Sie kehrten um. Heide hielt nach einem Café Ausschau, in dem sie sich aufwärmen konnten.

    Johan befühlte die Schläfe, während er seine Schritte beschleunigte. Es schmerzte wie von einem gut gezielten Schlag. Er hatte den Eisbrocken nicht kommen sehen.
    Undenkbar, dass sie uns verdächtigen, fuhr Marta fort. Sie hatte ihr Schweigen gebrochen, als Johan den Park betreten hatte. Jetzt lief sie neben ihm her. Ihre Stimme war sachlich und beherrscht, anders, als Johan es nach den Ereignissen mit Valerie erwartet hatte. Und ganz anders als ihre anderen Stimmen. Sie haben zu wenig. Und mit dem Wenigen wissen sie nichts anzufangen.
    Vielleicht kommen sie wieder, überlegte Johan. Wenn ihre Ermittlung nicht fruchtet, sprechen sie mit den Zeugen einfach noch einmal. So geht die Polizei vor. Sie lassen nicht locker.
    Du hast klug reagiert. Du warst freundlich, aber bestimmt. Du hast nicht einmal gelogen. Ich bin stolz auf dich.
    Was ist, wenn sie mehr in Erfahrung bringen? Sie sind nicht dumm. Sie hatten nur ein falsche Prämisse, weil sie mich nicht verdächtigt haben.
    Warum sollte sich diese Prämisse ändern? Wer sollte ihnen etwas über dich sagen? Du weißt doch, wie es damals zuging. Die Leute waren damit beschäftigt, meinem Tod Gesellschaft zu leisten. Das ist selten. Es hat ihnen den Atem geraubt und die Ohren verstopft. Ihre Augen wollten mehr sehen. Auf dich achtete niemand. Habe ich dir schon gesagt, wie sehr mich dein Abschied berührt hat? Er griff in meine Seele wie in ein weites Rad. Du hast die Nacht in uns geöffnet.
    Johan lief schneller. Die Lungen pumpten eiskalte Luft in seinen trainierten Körper. Der Kommissar hält mich für krank. Wie kommt er darauf?
    Weil er keine andere Erklärung hat. Er ist genauso wie alle anderen. Wenn er imstande wäre, uns jetzt zu hören, würde er nicht solche Mutmaßungen in die Welt setzen.
    Marta hielt mühelos mit. Sie hatte schon immer mehr Ausdauer gehabt. Ein älteres Ehepaar kam ihnen entgegen und bedachte Johan mit einem Lächeln. »Alle Achtung, junger Mann!«
    Beweise ihm, dass du nicht krank bist. Das ist wichtig.
    Es könnte gefährlich werden. Die Polizei ist

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