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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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Gäste mit einer Zuverlässigkeit aus, für die er bekannt war. An ihm kam keiner vorbei, wenn er es nicht zuließ. Unter der Theke befanden sich: Pfefferspray, ein Elektroschocker, ein Baseballschläger und Schlimmeres. Es diente dazu, Nestor und Dina zu beruhigen. Luzius brauchte keine Waffen.
    Die Sonntagsschlange war länger als gewöhnlich. Das lag am ersten Advent. Die Gäste spürten, dass sich das Jahr dem Ende zuneigte. Sie wollten nachholen, was sie verpasst hatten, suchten Anschluss, weil es draußen kälter wurde und ihr Alleinsein sie zunehmend bedrückte. So redete Nestor. Er hatte immer eine Erklärung parat, aus welchen Gründen die Gäste kamen oder fernblieben. Nestor war der Neffe von Mark Seedorf, dem Clubbesitzer. Er musste sich über so etwas Gedanken machen. Das Wie und Warum. Er traf die Entscheidungen. Welche Musik aufgelegt wurde, welche Live-Acts stattfanden, wann es eine Happy Hour gab. Dauernd dachte er darüber nach, in welcher Beziehung die Dinge und die Menschen zueinander standen.
    Luzius konnte nichts damit anfangen. Er sah und urteilte. Das ging von selbst. Unnötig, es jemandem begreiflich zu machen. Es gab keine Anweisungen, nach denen er sich richtete. Mark hatte keine Regeln aufgestellt. Er vertraute seinem Türsteher, seinem Selector, wie es jetzt hieß. Wenn ein Clubbesitzer das nicht tat, war er bald aus dem Geschäft.
    Zwei Pärchen. Luzius bedeutete einer der beiden Frauen, ihren halb gerauchten Joint wegzuwerfen. Sie hatten Schlagseite, alberten herum. Die Männer versuchten, Souveränität auszustrahlen. Mit Anfang vierzig waren sie zu alt für das Bass. Overdressed. Sie trugen Abendgarderobe, vielleicht kamen sie von einem Konzert. Ein eleganter Tupfer an der Bar, teure Drinks.
    Er hakte die Kordel auf und deutete eine Verbeugung an. Das tat er immer. Jeder Gast hatte eine Verbeugung verdient. Manchmal wurde ihm ein Trinkgeld angeboten. Luzius nahm es nicht an. Trinkgeld verpflichtete.

    Johan vermerkte jedes Detail. Er ging systematisch vor. Stundenlang konnte er sich in Körperstudien vertiefen. Nach und nach erkundete er Valeries glänzende Gesichtshaut bis zu den dunkelbraunen Haarwurzeln. Beobachtete, wie sich ihre Brust hob und senkte. Stellte fest, dass ihre Zehen einer Pediküre bedurften. Ihre Lider flatterten im Halbschlaf. Sie focht ihre Kämpfe noch einmal aus.
    Plötzlich öffnete sich die Tür. Sheila betrat das Wohnzimmer. Wendungen innerhalb einer Szene schätzte Johan besonders. Das brachte Leben in die Sache.
    Das Mädchen erstarrte und ließ ihre Schlittschuhe fallen. Sie klaubte die Glassplitter von Valeries Haut, richtete ihren Körper auf und zerrte sie auf die Couch. Dabei kam Valerie zu sich. Sheila lief in die Küche, kehrte kurz darauf mit einem Glas Wasser zurück und führte es an Valeries Lippen.
    Die Konturen des Bildes gerieten in Bewegung und begannen sich aufzulösen. Johan konnte den Anblick eines Kindes, das sich über seine betrunkene Mutter beugte, nicht ertragen. Er nahm das Auge von der Linse. Wie konnte er dem Mädchen helfen? Manchmal kam ihm diese Frage in den Sinn. Dann wies er sie sofort von sich. Er durfte sich nicht einmischen. Die Menschen waren für sich selbst verantwortlich. Niemand von ihnen nahm auch nur den geringsten Anteil. Sie sahen einfach zu, wenn es die Schwachen erwischte. Er hatte es erlebt.
    Nicht mehr lange, und sie würden in Flammen stehen.
    Johan zog den Vorhang zu. Er räumte die Kekse weg und stellte die Milch in den Kühlschrank. Dann putzte er seine Zähne, ging auf die Toilette und schlüpfte in seinen Pyjama. Er legte sich auf seine Seite des Bettes und löschte das Licht. Zeit zu schlafen.

    Der gestrige Samstag war schwierig gewesen. Viele Gäste, aufgedreht und fest entschlossen, sich zu vergnügen. Das Jahr war schlecht für sie gelaufen, sagte Nestor. Ihre Ersparnisse hatten sich endgültig in Luft aufgelöst. Die meisten hielten sich mit Mühe und Not über Wasser. Selbst die Studenten waren wieder gezwungen, schlecht bezahlten Aushilfsjobs nachzugehen. Natürlich gab das niemand zu, sagte Nestor. Im nächsten Jahr würde alles besser werden, hofften sie, und bis dahin taten sie wenigstens so, als ginge es aufwärts. In einer solchen Situation wollten sie sich von einem Türsteher nicht sagen lassen, dass sie ein anderes Mal wiederkommen sollten. Das wäre wie der letzte Tritt, der sie in den Rinnstein beförderte.
    Luzius hatte des Öfteren Hand anlegen müssen. Es war ihm nicht unangenehmer,

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