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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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versichert, die Folie der Verpackung eigenhändig entfernt zu haben. Er ist ein Meister seines Fachs«, gab Photini zurück. Sie zerteilte die Lasagne in einzelne Stücke, damit sie auskühlte, und trank einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. Seit es in Mode gekommen war, schleppte sie das Ding wie eine Devotionalie mit sich herum.
    Raupach fragte sich, welche Stufe die Dauerfehde zwischen Heide und Photini heute erreichen würde. Es war schon vorgekommen, dass die halbe Kantine samt Küchenmannschaft hinzukam, um ihren Schlagabtausch zu verfolgen. Er versuchte, sich mit beiden getrennt zu treffen, aber mittags liefen sie sich unweigerlich über den Weg.
    »Du weißt, dass sie den Drogenhunden etwas Besseres vorsetzen?« Heide blieb am Ball.
    »Wenn man Fleisch als Nahrung bezeichnet.« Photini zeigte mit der Gabel auf den Königsberger Klops, von dem sie annahm, dass Heide ihn übrig gelassen hatte. »Die sind aus Schweinefleisch, oder? Ist bei dir eine Grippe im Anzug oder nimmst du Antibiotika nur zur Vorbeugung?«
    Raupach vertiefte sich in die Form seiner Kaffeetasse. Er war sich sicher, dass die Kaffeebohnen nicht »fair« gehandelt waren. Schließlich waren sie hier bei der Polizei.
    »Diese grünen Brocken zwischen den verkochten Teigplatten. Sind das Fungizide oder Pestizide?«
    Photini schob sich eine Gabel voll in den Mund und kaute darauf prüfend herum. »Kunstdüngerbröckchen«, sagte sie. »Stickstoffe entschlacken den Körper.«
    »Wenigstens kriegst du auf diese Weise ein bisschen tierisches Eiweiß ab. Die Erntemaschinen erwischen immer jede Menge Feldmäuse. Gib auf die Knöchelchen Acht!«
    Die Kollegen von den Motorradstreifen hatten das Gespräch verfolgt und starrten nun zweifelnd auf ihre Teller.
    »Was sollte dieser Spruch vorhin?«, griff Raupach ein. »Das war doch Latein?«, fragte er Photini. Die Worte besaßen einen vertrauten Klang für ihn, auch wenn er sie nicht auf Anhieb übersetzen konnte. Latein war die Sprache einer Zeit, mit deren Erforschung er sich einst geplagt hatte, bevor er Polizist geworden war.
    Heide und Photini belauerten sich stumm. Sie führten solche Dialoge nicht aus Gesundheitsbewusstsein, sondern um zu zeigen, dass sie die verborgenen Tücken des Alltags jederzeit durchschauten. Es war eine Polizistenunart. Dann schenkten sie Raupach mitleidige Blicke. Wenn sich die beiden festgestritten hatten, verbündeten sie sich gern gegen ihn.
    »Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich, die Blitze breche ich«, sagte Photini schließlich.
    »Nicht schlecht.« Heide zog anerkennend die Augenbrauen hoch. »Und was heißt das?«
    »Das ist das Motto, das Schiller dem Lied von der Glocke vorangestellt hat. Soweit ich weiß, gehört das zu eurem aktuellen Ratespiel.« Sie löste einen Batzen verbrannten Mozzarella von ihrer Lasagne und schob ihn mit der Gabel an den Tellerrand. »Mit Bildung hat das nichts zu tun. Es genügt zu wissen, wo man nachschlagen muss.« Ein Seitenblick zu Raupach, von dem sie diesen Satz hatte.
    Heide zückte ihren Notizblock. Sie ließ sich die lateinischen Worte und ihre deutsche Übersetzung wiederholen und brütete eine Weile darüber. »Das bezieht sich auf eine Kirchenglocke. Mehr kann ich damit nicht anfangen.«
    »Dieses Motto kann alles Mögliche bedeuten, wie das ganze Gedicht.« Raupach hatte seine Assistentin eingeweiht, nachdem er Babettes Fall vorerst wieder in den Katakomben des Archivs hatte verschwinden lassen. Photini war aus dem Brief zunächst nicht schlau geworden. Daraufhin hatte sie offenbar recherchiert. Manchmal war sie so schnell, dass Raupach sich fragte, wie lange er bei ihrem Tempo noch mithalten konnte.
    »Das Gedicht handelt davon, wie eine Glocke gegossen wird«, erklärte sie jetzt. »Daneben enthält es alle möglichen lehrhaften Anspielungen, allgemeine Gedanken zur Natur des Menschen. Die Sprache ist altertümlich, aber mir gefällt’s.«
    »Der Verfasser des Drohbriefes kann es irgendwo aufgeschnappt und Gefallen an dem Ton gefunden haben«, sagte Raupach. »Es klingt so … schicksalsschwer.«
    »Hier geht es um die Androhung eines Brandanschlags, der gegen Menschen gerichtet ist, vergesst das nicht.« Heide hatte diese Abwiegelei satt. Photini schien Raupachs Verharmlosungstaktik schon zu übernehmen. Sie musste mit ihm bald mal ein ernstes Wort wechseln.
    Photini erwiderte nichts und widmete sich wieder ihrer Lasagne. Inzwischen war sie kalt geworden. Das machte es leichter, das Zeug in sich

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