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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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beachtet werden. Die Presse hat noch nichts veröffentlicht, oder?«
    »Kein Sterbenswörtchen. Ich habe ein wenig vorgefühlt. Dieses Mal hat er keine Kopien an die Journalisten verschickt. Aber wenn die das in die Finger kriegen, wird sich das durch den Brand auf dem Spielplatz ändern. Der erste Brief ließ sich noch als überspannte Drohgebärde abtun. Darauf«, sie hielt den Zettel hoch, »stürzen sie sich wie die Aasgeier. Das gibt eine hübsche vorweihnachtliche Panikmache.«
    »Schwer zu sagen, was besser ist: den Brief publik zu machen, damit sich der Verfasser ernst genommen fühlt, oder ihn geheim zu halten, um den Verfasser nicht zu bestärken.« Außer zur Boulevardpresse war Raupachs Verhältnis zu den Medien immer entspannt gewesen. Er hatte Verständnis dafür, dass die Öffentlichkeit über die Schritte der Polizei informiert sein wollte und sich ungern etwas vormachen ließ. Schließlich wurden er, Heide, Woytas und die anderen vom Staat bezahlt. Und der Staat, das waren alle, unter anderem auch Leute, die ihre Kinder in Spielhöhlen herumtoben ließen.
    »Was geht in deinem Archiv eigentlich vor?« Heide hatte die Nase voll. »Was treibt ihr beiden da unten? Nehmt ihr Drogen aus der Asservatenkammer, oder warum kannst du nicht mehr wie ein Polizist denken?«
    Raupach winkte ab. Etwas halbherzig, wie sie fand.
    Heide sprang auf und öffnete die Glastür, die auf einen kleinen Balkon hinausging. Schon als sie in die Wohnung gekommen war, hatte sie gespürt, dass Photini hier gewesen war. Da bahnte sich ein Lehrer-Schülerin-Verhältnis an. Ob sie schon miteinander schliefen? Sie konnte das Mädchen zwar einigermaßen leiden, es war nicht auf den Mund gefallen und scherte sich keinen Deut um die Karriereleiter. Aber wenn sie Raupach den Kopf verdrehte, war mit ihm bald gar nichts mehr anzufangen.
    Er sah ihrem Atem dabei zu, wie er in kleinen Wölkchen ins Freie entwich. Heides Eifersucht tat ihm gut, sofern sie es nicht übertrieb.
    Sie drehte sich um. »Wenn wir den Brief geheim halten, wird er einen weiteren Schritt tun. Er will eine Reaktion provozieren.«
    »Mag sein.«
    »Es war schon riskant, auf diesem Spielplatz Feuer zu legen. Es fehlte nicht viel, und jemand hätte ihn dabei gesehen. Das nächste Mal wird er einen Fehler begehen, Klemens. Ich möchte nicht dasitzen und darauf warten.«
    Raupach betrachtete den Aschestummel seiner Zigarette. Die alte Theorie: Irgendwann würde sich ein Täter sicher fühlen und Fehler machen.
    Hochmut war die Todsünde eines Polizisten. Denn viele solcher Fehler wurden übersehen. Oder sie ließen sich erst feststellen, wenn jemand zu Tode gekommen war. Die DNS-Analyse verführte manche Ermittler dazu, sich allmächtig zu fühlen. Aber wenn es keine konkreten Spuren gab, konnten auch die besten kriminaltechnischen Verfahren nicht weiterhelfen.
    »Gibt es außer dem Gedicht noch mehr?«, fragte er schließlich.
    »Nichts, dieses Mal hat er einen Kommentar weggelassen.« Heide setzte sich wieder und vermied Blickkontakt.
    »Das Prinzip der Reduktion. In der Kunst ist das nicht anders: Weniger ist mehr. Aber er braucht gar nicht mehr. Das Gedicht spricht für sich.«
    »Glaub mir, der hat sich einiges vorgenommen.«
    »Was sagt Vorderbrügge?«
    »Winkt ab. Wie du.«
    »Woytas?«
    »Zu beschäftigt.«
    Manche Spuren sind nicht für alle Menschen und nicht für alle Zeiten bestimmt, dachte er. Sie reichte ihm eine Untertasse aus der Spüle, damit er die Zigarette darauf ausdrückte.
    »Wir könnten ihm eine falsche Information zukommen lassen«, fing er an. »Über die Presse. Er wartet auf eine Reaktion, sonst hätte er nicht wieder die Initiative ergriffen. Jeder, der so etwas ausbrütet, möchte seinen genialen Einfall gedruckt sehen.«
    »Gezielte Desinformation? Von dir hätte ich das nicht erwartet.«
    »Ich meine nicht, dass wir blanke Lügen lancieren sollen. Wir dürfen ihn ohnehin nicht übermäßig reizen. Nur ein bisschen, damit er sich aus seinem Versteck wagt.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Gib ihnen nur die erste Zeile. Wehe, wenn sie losgelassen. «
    Heide überlegte. »Keine schlechte Idee«, sagte sie schließlich.
    »Sag, dass der Rest des Briefes verbrannt oder nicht mehr zu entziffern sei«, fuhr er fort. »Das könnte ihn verunsichern.«
    Wenn sie von etwas überzeugt war, verlor Heide keine Zeit, es in die Tat umzusetzen. Raupachs Plan sagte ihr auf Anhieb zu. Kurz entschlossen holte sie ihr Handy hervor. »So machen wir’s. Willst du

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