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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Lieutenant«, sagte Adamsberg und griff nach ihrem Arm. »Aber Ihre Energie wird wie ein Hebel sein. Halten Sie ihn für mich noch einige Zeit oben.«
    »Ich habe keinen Grund, meine Meinung zu ändern.«
    Schweren Herzens, als würde er seinen Baum aufgeben, ließ Adamsberg ihren Arm los und ging.

40
     
    In einer Schaufensterscheibe überprüfte der Kommissar, ob sein Make-up noch hielt, und postierte sich ab achtzehn Uhr auf Adrien Danglards Nachhauseweg. Er erkannte seinen großen schlaffen Körper schon von weitem, doch der Capitaine ging achtlos an Jean-Pierre Emile Roger Feuillet vorüber. Adamsberg faßte ihn jäh beim Arm.
    »Kein Wort, Danglard, wir gehen einfach weiter.«
    »Mein Gott, was ist denn mit Ihnen los?« sagte Danglard und versuchte seinen Arm zu befreien. »Wer sind Sie?«
    »Ich als Geschäftsmann. Ich, Adamsberg.«
    »Scheiße«, sagte Danglard mit einem Schnaufer und sah mit einem raschen Blick prüfend in dieses Gesicht, um unter der bleichen Haut, den geröteten Augen und dem halbkahlen Schädel Adamsbergs Züge zu erkennen.
    »Haben Sie’s, Danglard?«
    »Ich muß mit Ihnen reden«, sagte der Capitaine und sah sich um.
    »Ich auch. Gehen wir zu Ihnen. Und keiner von uns macht Dummheiten.«
    »Zu mir ganz sicher nicht«, sagte Danglard leise, aber bestimmt. »Tun Sie so, als hätten Sie mich um eine Auskunft gebeten, und gehen Sie weiter. Wir treffen uns in fünf Minuten in der Schule meines Sohnes, zweite Querstraße rechts. Fragen Sie den Pförtner nach mir, wir sehen uns im Spielzimmer.«
    Danglards weicher Arm entglitt dem Kommissar, der ihn davongehen und um die Ecke biegen sah.
    In der Schule erwartete ihn sein Stellvertreter, auf einem blauen Plastikstühlchen sitzend, umgeben von herumliegenden Luftballons, Büchern, Bauklötzern und Puppengeschirr. So, dreißig Zentimeter über dem Boden, erschien ihm Danglard lächerlich. Aber er hatte keine andere Wahl, als sich auf ein genauso niedriges, nur rotes Stühlchen neben ihn zu setzen.
    »Sind Sie überrascht, mich nicht mehr in den Krallen der GRC zu sehen?« fragte Adamsberg.
    »Zugegeben, ja.«
    »Enttäuscht? Beunruhigt?«
    Ohne eine Antwort schaute Danglard ihn an. Dieser kahle, gipsbleiche Typ, aus dem Adamsbergs Stimme kam, faszinierte ihn. Der Jüngste des Capitaine starrte abwechselnd auf seinen Vater und wieder auf diesen komischen Kerl im beigefarbenen Anzug.
    »Ich werde Ihnen wieder mal eine Geschichte erzählen, Danglard. Aber Sie sollten Ihren Sohn besser mit einem Buch fernhalten. Es wird ziemlich blutig.«
    Danglard murmelte dem Kind einige Worte zu und schickte es weg, den Blick noch immer auf Adamsberg gerichtet.
    »Es handelt sich um einen kleinen Horrorfilm, Capitaine. Oder um eine Falle, wie Sie wollen. Aber vielleicht kennen Sie die Geschichte ja schon?«
    »Ich habe die Zeitungen gelesen«, sagte Danglard vorsichtig und beobachtete den starren Blick des Kommissars.
    »Ich habe von den Anklagepunkten, die auf Ihnen lasten, und von Ihrer Flucht erfahren.«
    »Unwissend also? Wie der erstbeste Bürger?«
    »Wenn man so will.«
    »Ich werde Ihnen die Einzelheiten liefern, Capitaine«, sagte Adamsberg und rückte auf seinem Stühlchen näher heran.
    Während der ganzen Zeit seiner Erzählung, in der er, angefangen bei seiner ersten Unterredung mit dem Surintendant bis zu seinem Aufenthalt bei Basile, kein Detail ausließ, beobachtete Adamsberg sehr genau die Mimik des Capitaine. Doch Danglards Gesicht spiegelte nur Beunruhigung, gewissenhafte Aufmerksamkeit und zuweilen ein Erstaunen.
    »Ich hatte Ihnen ja gesagt, daß sie eine außergewöhnliche Frau ist«, sagte Danglard, als Adamsberg seine Geschichte zu Ende gebracht hatte.
    »Ich bin nicht gekommen, um über Retancourt zu schwatzen. Reden wir lieber über Laliberté. Stark, finden Sie nicht? Was er in so kurzer Zeit alles über mich herausgefunden hat. Bis hin zu der Tatsache, daß ich mich an die zweieinhalb Stunden auf dem Pfad nicht erinnern konnte. Dieser Gedächtnisverlust ist mir zum Verhängnis geworden. Ein fettes Beweisstück für die Anklage.«
    »Zwangsläufig.«
    »Doch wer wußte davon? Kein einziges Mitglied der GRC war informiert. Und auch niemand in der Brigade.«
    »Vielleicht hat er es gemutmaßt? Erraten?«
    Adamsberg lächelte.
    »Nein, in der Akte war dieser Punkt wie ein gesicherter Fakt aufgeführt. Wenn ich sage ›niemand in der Brigade‹, so übertreibe ich. Sie, Danglard, wußten Bescheid.«
    Danglard nickte langsam.
    »So daß Sie

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