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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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unter Adamsbergs Hand, auf seinem Bauch eingeschlafen war.
    »Das wissen Sie doch, Danglard. Ich schläfere die Leute ein. Auch die kleinen.«
    Danglard warf ihm einen neidischen Blick zu. Es war immer ein Problem, Vincent in den Schlaf zu bringen.
    »Jeder weiß, wo sich der Zweitschlüssel befindet«, leitete er wieder zum Thema über.
    »Ein Maulwurf, Danglard? In der Brigade?«
    Danglard zögerte und stieß mit dem Fuß leicht gegen einen Luftballon, der durch den Raum davonschwebte.
    »Möglich«, sagte er.
    »Der wonach suchte? Nach den Akten über den Richter?«
    »Eben das begreife ich nicht. Den Beweggrund. Ich habe die Fingerabdrücke vom Schlüssel nehmen lassen. Sind nur meine drauf. Entweder hab ich die, die vorher drauf waren, verwischt, oder der Besucher hat den Schlüssel abgerieben, bevor er ihn wieder in die Schublade gelegt hat.«
    Adamsberg schloß halb die Augen. Wer, in der Tat, konnte ein Interesse daran gehabt haben, etwas über die Dreizack-Fälle zu erfahren? Fälle, aus denen er nie ein Geheimnis gemacht hatte. Die Anspannung während der Reise und sein Tag ohne Schlaf lasteten auf seinen Schultern. Aber es war eine Erleichterung für ihn zu wissen, daß Danglard ihn ganz sicher nicht verraten hatte. Obgleich er keinen Beweis für die. Unschuld seines Stellvertreters hatte, wäre da nicht die Lesbarkeit seines Blicks gewesen.
    »Haben Sie dieses Danger nicht noch anders ausgelegt?«
    »Ich hielt es für angebracht, einige Teile des Mordfalls von 1973 aus der Sendung an die GRC verschwinden zu lassen. Aber der Besucher war vor mir da gewesen.«
    »Scheiße«, sagte Adamsberg und richtete sich auf, wobei er den Kleinen in seinem Schlaf störte.
    »Und hatte alles wieder an seinen Platz geräumt«, beendete der Capitaine seinen Satz.
    Danglard griff in seine Innentasche und holte drei vierfach gefaltete Blätter heraus.
    »Ich habe sie immer bei mir«, fügte er hinzu und reichte sie Adamsberg.
    Der Kommissar überflog sie. Es waren genau die Unterlagen, von denen er gehofft hatte, daß Danglard sie erkennen würde. Und der Capitaine trug sie seit elf Tagen bei sich. Beweis genug, daß er nicht versucht hatte, ihn an Laliberté zu verpfeifen. Es sei denn, er hatte ihm Kopien davon geschickt.
    »Diesmal, Danglard«, sagte Adamsberg und gab ihm die Bögen zurück. »haben Sie mich über zehntausend Kilometer hinweg verstanden, auf einen winzigen Wink hin. Wie ist es möglich, daß wir uns manchmal auf einen Meter Entfernung nicht verstehen?«
    Danglard stieß noch einen Ballon in die Luft.
    »Eine Frage der Thematik, nehme ich an«, antwortete er mit seinem feinen Lächeln.
    »Und warum tragen Sie diese Blätter bei sich?« fuhr Adamsberg nach kurzem Schweigen fort.
    »Weil ich seit Ihrer Flucht ständig überwacht werde. Bis hin zu meinem Haus, denn sie gehen davon aus, daß Sie zu mir kommen werden, falls Sie ihnen entwischen. Was Sie im übrigen gerade tun wollten. Deshalb sind wir jetzt auch in dieser Schule.«
    »Brézillon?«
    »Natürlich. Seine Leute haben offiziell Ihre Wohnung durchsucht, sobald die GRC Alarm geschlagen hatte. Brézillon hat seine Weisungen und ist vollkommen außer sich. Einer von seinen eigenen Kommissaren ein Mörder und flüchtig. In Absprache mit den kanadischen Behörden hat der Minister sich verpflichtet, Sie zu ergreifen, falls sie den Fuß auf französischen Boden setzen sollten. Alle Bullen im Land sind alarmiert. Sinnlos, selbstverständlich, sich unter diesen Umständen in Ihre Wohnung zu wagen. Ebensowenig in Camilles Atelier. Ihre potentiellen Einschlagstellen sind alle eingekreist.«
    Adamsberg streichelte mechanisch den Kopf des Kindes, was es in einen noch tieferen Schlaf zu versenken schien. Wenn Danglard ihn verraten hätte, hätte er ihn nicht bis in diese Schule gelockt, um ihn daran zu hindern, den Bullen in die Arme zu laufen.
    »Entschuldigung, daß ich Sie verdächtigt habe, Capitaine.«
    »Logik ist eben nicht ihre starke Seite, das ist alles. In Zukunft mißtrauen Sie ihr besser.«
    »Das sage ich Ihnen schon seit Jahren.«
    »Nein, nicht der Logik im allgemeinen. Nur Ihrer. Haben Sie eine Idee für ein Versteck? Ihre Tusche wird nicht mehr lange halten.«
    »Ich dachte an die alte Clémentine.«
    »Das ist sehr gut«, stimmte Danglard zu. »Darauf werden sie nicht kommen, und Sie sind dort ungestört.«
    »Und für den Rest meiner Tage weggesperrt.«
    »Ich weiß. Seit einer Woche denke ich nur noch daran.«
    »Sind Sie sicher, Danglard,

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