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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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riskieren, dass wir wegen dir wieder in die Schlagzeilen kommen und unser Ansehen noch mehr Schaden nimmt. Ich habe alles schon mit den Anwälten besprochen, Malachai. Vor einer Stunde wurde dein Name von der Besitzurkunde des Hauses gestrichen. Ich habe dein Gehalt einfrieren lassen. Du bist nicht mehr länger Vorsitzender des Instituts. Du bist auf unbestimmte Zeit beurlaubt.“
    Malachai sprang auf, seine Hände ballten sich zu Fäusten, ein Muskel zuckte an seinem Hals. „Das kannst du nicht machen!“
    „Das kann ich sehr wohl machen. Ich bin die Vorsitzende des Stiftungsrats, und die anderen Mitglieder des Rats unterstützen mich ausnahmslos bei dieser Entscheidung.“
    „Ich bin auch Mitglied des Stiftungsrats.“
    „Du bist überstimmt worden.“
    „Und du bist es mir schuldig, dass du dir zumindest anhörst, was ich …“
    „Ich mache dir folgendes Angebot“, sagte sie, ohne seineErklärung abzuwarten. „Du hältst dich fern von Veronica Keyes und James Ryan und machst keinen Versuch, mittels Therapiesitzungen oder Hypnose in ihre Erinnerungen einzudringen, um mehr über diese Statue herauszufinden, von der du so besessen bist. Wenn du dich daran hältst, kannst du in sechs Monaten wieder hier arbeiten und beziehst auch wieder dein Gehalt. In sechs weiteren Monaten lasse ich deinen Namen wieder auf die Besitzurkunde setzen. Und wenn nichts vorgefallen ist, berufe ich dich in weiteren sechs Monaten wieder als Vorsitzenden der Foundation. Ich meine das vollkommen ernst, Malachai! Ich habe dein Verhalten zu lange hingenommen, obwohl es wirklich unerträglich wurde. Und jetzt ist auch meine Geduld mal am Ende.“
    „Du Miststück!“ Malachais Stimme war leise und tief, und die Worte kamen ihm so schnell und hart über die Lippen, dass Beryl zusammenzuckte, als habe er ihr einen Fausthieb verpasst.
    „Da ist noch eine Sache, die du wissen solltest: Falls mir oder Iris Bellmer irgendetwas zustoßen sollte, sind die Mitglieder des Stiftungsrats von mir persönlich instruiert, dich der Polizei als Hauptverdächtigen zu melden. Du bist krank, Malachai! Du bist so besessen, dass deine psychische Verfassung darunter leidet. Meine letzte Auflage an dich ist, dass du dich in Therapie begibst. Und ich rede nicht von einer Reinkarnationstherapie, sondern bei einem normalen Psychologen. Du brauchst Hilfe, auch wenn du es selbst nicht einsiehst. Du bist ein weltbekannter Experte für Reinkarnation und hast alles, was ein Mann sich wünschen kann, Prestige, Geld. Du solltest zufrieden mit dem sein, was du erreicht hast, aber du bist es nicht, und …“
    „Sag du mir nicht, womit ich mich zufriedengeben soll!“, fuhr er dazwischen. „Du hast doch keine Ahnung, was ich mir wünsche!“ Mit einer beiläufigen Bewegung, als hätte das, was er tat, keinerlei Bedeutung, öffnete Malachai die Schreibtischschubladeund holte eine silberne Handfeuerwaffe hervor, deren Griff mit Perlmutt eingelegt war. Sie glänzte im schwachen Licht, das von der Tischlampe herüberschien.
    Beryl ließ ihren Neffen nicht aus den Augen. Sie hielt den Atem an, und ein ungläubiger Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht.
    Malachai musterte sie kurz, dann lachte er. „Nerven wie Stahl.“
    „Treib keine Spielchen mit mir, Malachai! Draußen sitzt ein Polizist in einem Streifenwagen. Du kannst mich umbringen, aber sie werden dich erwischen. Aus reiner Höflichkeit habe ich gewartet, bis alle weg waren, damit niemand mehr da ist, wenn du dein Büro räumst. Man hat mir sogar geraten, dich verhaften zu lassen. Ich habe das abgelehnt; ich bin wohl einfach immer noch zu naiv. Ich habe dich immer unterschätzt, selbst jetzt noch, wo ich dich für den Teufel halte.“
    „Den Teufel? Also wirklich, Tante Beryl! Ich habe nicht vor, dir etwas anzutun. Ich hole nur, was mir gehört. Du hast doch nichts dagegen, wenn ich meine Sachen zusammensuche, oder? Hat der Stiftungsrat etwa beschlossen, dass ich meine persönliche Habe nicht mitnehmen darf?“
    „Pack schon, was du brauchst, und mach, dass du davonkommst!“
    Eins ums andere nahm er verschiedene Dinge von seinem Schreibtisch: ein Blatt antiker Spielkarten, ein kleines Aufnahmegerät, drei große Umschläge, ein in Leder gebundenes Adressbuch. Als er allerdings nach den zwei kleinen schwarzen Kassetten greifen wollte, kam ihm Beryl zuvor. Sie schnappte sich die Kassetten, bevor er sie vom Schreibtisch nehmen konnte. Er packte sie und wollte ihr die Kassetten aus den steifen Fingern winden. Doch

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