Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
Vom Netzwerk:
nicht zu überhören.
    „Ich möchte gerne mit Ihnen über Ihren Trip nach Wien sprechen.“
    „Heute Abend noch?“
    „Ist das ein Problem?“
    „Nun ja, ich bin gerade eben zurückgekommen, und es ist mein erster Abend im Büro nach einigen Wochen. Mir wäre es lieber, wenn wir einen Termin in den nächsten Tagen vereinbaren könnten.“
    „Und uns wäre es lieber, wenn wir gleich reden.“
    Malachai lächelte noch einmal. „Gut, wenn das so ist, dann unterziehe ich mich gerne Ihrem Verhör. Möchten Sie sich hinsetzen? Im Lesezimmer gibt es ein paar außerordentlich bequeme Stühle.“
    „Ich stehe gut, kein Problem.“
    „Beryl, möchtest du dabei sein?“, fragte Malachai seine Tante. „Soll ich dir einen Stuhl holen?“
    „Ich stehe auch lieber.“ Sie verzog keine Miene, aber ihre Stimme klang scharf.
    „Wie du willst. Agent Richmond, die Bühne gehört Ihnen, wie man so schön sagt.“
    „Waren Sie am Samstag, den dritten Mai, in Wien?“
    „Sie wissen, dass ich da war. Sonst wären Sie nicht hier.“
    „Wo haben Sie sich an diesem Samstag aufgehalten?“
    „Im Krankenhaus, wenn Sie es genau wissen möchten. Ich war mit einer Schusswunde eingeliefert worden.“
    „Am Abend dieses Samstags fand ein Einbruch statt, und eine Frau ist dabei umgekommen. Haben Sie davon gehört?“
    „Nein. Ich fürchte, an diesem Abend war ich vollgepumpt mit Schmerzmitteln und habe gar nichts mitbekommen. Was wurde gestohlen? Wer war die Frau?“ Malachai merkte, wie sein Herz anfing, schneller zu schlagen. Er konzentrierte sich darauf, regelmäßig zu atmen und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
    „Das Opfer war Dr. Erika Aldermann, die Vorsitzende der Gesellschaft für Erinnerungsforschung. Kannten Sie sie?“
    „Nein. Mit ihrem Vorgänger war ich allerdings bekannt. Was für ein furchtbarer Verlust für die Gesellschaft. Können Sie mir sagen, was bei dem Einbruch gestohlen wurde?“
    „Ein Gegenstand aus dem Bereich der Ephemera. Kennen Sie diesen Ausdruck, Mr Samuels?“
    „ Dr. Samuels“, berichtigte Malachai ihn und hielt ihm die Spielkarten hin, die er immer noch in der Hand hatte. „Und ich sammle Ephemera. Die hier stammen aus dem 19. Jahrhundert, aus England. Ich habe sie bei Sotheby’s erstanden.“ Als er sie dem Agenten reichen wollten, fielen sie ihm aus der Hand. Goldene, rote, weiße und schwarze Karten flogen im weiten Bogen durch die Luft und landeten in einem zufälligen Muster auf dem Tisch. „Was wurde denn in Wien gestohlen?“, fragte Malachai, als er sie wieder aufsammelte.
    „Ein normales Blatt Papier mit einer in blauer Tinte geschriebenen Liste von Dingen.“
    Malachai schaute hoch. „Ziemlich unspezifisch.“
    Matt sagte nichts dazu, sondern trat näher an den Tisch heran. „Wir würden gerne wissen, ob Sie während Ihres Aufenthalts in Wien zufällig von jemandem kontaktiert wurden, der Ihnen dieses Blatt Papier verkaufen wollte. Oder seit Sie wieder zurück aus Wien sind.“
    Malachai suchte weiter die Karten zusammen und bewegte dabei Bücher und Dokumente zur Seite, hinter denen sich ein paar versteckten. Er schüttelte langsam den Kopf. „Nein. Was stand denn darauf?“
    „Ich bin nicht befugt, Ihnen …“
    „Mir das zu sagen? Wie soll ich Ihnen helfen, wenn ich nicht einmal weiß, um was für eine Liste es sich handelt?“
    „Hat denn jemand versucht, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen? Oder nicht?“, insistierte Matt.
    „Niemand hat mich kontaktiert.“ Endlich hatte Malachai alle Karten wieder zusammen. Er mischte sie, nahm dann die Hälfte von dem Stapel ab und mischte sie erneut. In dem Raum war außer dem Klatschen der Karten nichts zu hören.
    „Was ist das hier unten?“, fragte Matt nach ein paar Augenblicken.
    „Unsere Bibliothek. Wir sind im Besitz von mehreren Tausend Büchern, etliche davon haben Seltenheitswert. Keine andere Bibliothek hat eine so umfangreiche Sammlung an Titeln über Reinkarnation. Möchten Sie sich umschauen? Sie brauchen mich nur oben unter der Durchwahl 12-43 anzurufen, dann komme ich runter und lasse Sie wieder raus.“
    „Das wird wohl nicht nötig sein. Sie sind ganz sicher, dass Sie nichts über die Liste wissen, nach der wir suchen?“
    „Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Und wenn Sie sonst nichts mehr besprechen wollen, dann würde ich Sie jetzt hinausbegleiten.“ Malachai ging zur Tür, öffnete sie und hielt sie auf. „Nach Ihnen.“
    Beryl verließ die Bibliothek als Erste, die beiden Männer folgten ihr.

Weitere Kostenlose Bücher