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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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Malachai hatte erwartet, dass der Weg die Treppe hoch mühsam sein würde, aber mit diesen Schmerzen hatte er nicht gerechnet. Obwohl die Stufen nicht übermäßig steil waren, erklomm er sie langsamer als seine Tante.
    Oben angekommen führte er den Agenten den Gang entlang und durchs Foyer zum Eingang. „Gute Nacht.“ Er öffnetedie Tür, doch der Agent rührte sich nicht vom Fleck.
    „Die Karten.“ Er deutete mit dem Kinn auf den Satz, den Malachai immer noch in der Hand hielt. „Haben Sie auch ein paar Kartentricks drauf?“
    „Ja, das habe ich. Ich hab es mir schon als Kind beigebracht. Sind Kartentricks seit Neuestem ein Verbrechen?“
    „Absolut nicht. Ich interessierte mich nur dafür. Privat.“
    „Haben Sie sich mit Kartentricks beschäftigt, Agent Richmond?“
    „Nur so zum Spaß.“
    Malachai hielt ihm den Satz hin. „Zeigen Sie mir was.“
    Matt schüttelte den Kopf. „Das wäre nur peinlich für mich.“
    „Dann lassen Sie mich Ihnen etwas vorführen.“ Malachai fächerte die Karten auf und hielt sie wieder dem Agenten hin. „Suchen Sie sich eine Karte aus.“
    Matt nahm eine.
    „Schauen Sie sie sich jetzt an, aber halten Sie sie so, dass ich sie nicht sehen kann.“
    Vorsichtig hob der Agent eine Ecke der Karte und lugte darunter.
    Wieder fächerte Malachai den Satz in seiner Hand auf. „Jetzt stecken Sie sie bitte wieder zurück. Irgendwo zwischen die Kar ten.“
    Nachdem Matt die Karte wieder in den Satz eingereiht hatte, mischte Malachai.
    „Der Mann ist ein Meister der Verwirrung“, knurrte Lucian an seinem Observationsposten auf der anderen Seite der Straße am Fenster eines Apartments im vierten Stock. Hier befanden sich nur ein ramponierter Tisch und vier Stühle, ansonsten war alles vollgestellt mit Technikausrüstung. Douglas Comley saß auf dem Tische und schlürfte eine Dose Pepsi light. Die Agenten hatten ein topmodernes Hochleistungs-Richtrohrmikrofonauf das Gebäude der Phoenix Foundation ausgerichtet, und sie hatten mitgehört, seit Matt in das Haus hineingegangen war. Allerdings hatte er sich die meiste Zeit außerhalb der Reichweite des Mikrofons aufgehalten.
    Das ACT hatte das Überwachungs-Apartment im Rahmen des „Memory Stones“-Falls eingerichtet, als Malachai Samuels sich zum ersten Mal verdächtig gemacht hatte: Man wollte dem nahezu besessenen Reinkarnationswissenschaftler nachweisen, dass er der Drahtzieher eines grenzüberschreitenden Kunstraubs war; dabei waren nicht nur die sagenumwobenen Edelsteine von unschätzbarem Wert – der „Schatz der verlorenen Erinnerung“ – verschwunden, sondern auch drei Menschen ums Leben gekommen und ein Kind entführt worden. Allerdings waren keinerlei Beweise aufgetaucht; Comley hatte die Operation fast schon abgeblasen und das Apartment wieder aufgegeben. Dann hatten sie erfahren, dass Samuels auf dem Weg nach Wien war, um nach einem neuen Erinnerungswerkzeug zu fahnden – und dann war Lucian niedergeschlagen worden.
    Der Fall wurde neu aufgerollt und das Apartment wieder einsatzfähig gemacht. Und wieder war es ein Kapitalverbrechen, das sich zu der Liste der ungelösten Fälle gesellte, bei denen der Reinkarnationsexperte indirekt seine Finger im Spiel hat te.
    „Samuels zeigt nie sein wahres Gesicht“, knurrte Lucian. Der Mann beeindruckte ihn, und doch war da etwas, das ihn störte.
    „Matt auch nicht.“
    „Nein, aber ich wette, sogar Matt war nicht darauf gefasst, was für ein aalglatter Kerl Samuels ist.“ Mit dem Fernglas beobachtete Lucian, wie der Reinkarnationsexperte den Kartenstapel halbierte und erneute mischte. „Er versteckt Dinge, die wir ganz sicher nicht finden, wenn wir nur mit ihm reden, und auch nicht, wenn wir das Haus durchsuchen lassen. Wir müsstenirgendwie tiefer in diese Stiftung hineinkommen. Samuels ist nicht nur gefährlich – er ist besessen und zu allem bereit.“
    „Ich hab Ihnen schon gesagt, dass wir Sie auf keinen Fall in die Stiftung schicken.“
    „Von mir war überhaupt nicht die Rede.“
    „Das brauchen Sie gar nicht erst laut auszusprechen. Ich kenne Sie, und ich sage schon mal im Voraus Nein.“
    „Aber James Ryan, Kunst-Sachverständiger im Auftrag von Sotheby’s, könnte einen Reinkarnationsexperten aufsuchen.“
    „Nein. Vier Buchstaben, Lucian: N-E-I-N. Muss ich mich noch deutlicher ausdrücken? Ich will nicht, dass Sie da reingehen, weder als James Ryan noch als Lucian Glass, und auch nicht als meine Tante Edith. Haben Sie mich verstanden?“
    „Mir ist

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