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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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durchaus klar, warum Lucian Glass die Stiftung nicht betreten kann. Aber was haben Sie dagegen, wenn Ryan das tut?“
    Comley schüttelte nur den Kopf.
    „Haben Sie Angst, dass ich mich an dem Kerl rächen will?“
    „Sie sind nicht mehr objektiv, was diese Sache betrifft. Ich mache Ihnen deswegen keinen Vorwurf. Niemanden würde das kaltlassen.“
    „Objektivität wird überschätzt. Ein bisschen echte Leidenschaft ist viel produktiver.“
    Auf der anderen Straßenseite teilte Malachai Samuels den Kartenstapel noch einmal und nahm dann die oberste Karte der unteren Hälfte in die Hand. Dann hielt er sie mit einem Lächeln Matt hin. So wie er reagierte, war es die Karte, die er vorhin gezogen hatte.
    Lucian wollte schon weiterdiskutieren. Vielleicht konnte er Comley ja doch überzeugen, dass der ihn undercover in die Stiftung ließ? Da füllte auf einmal Malachais einschmeichelnde Stimme das Apartment.
    „Glauben Sie an Reinkarnation, Agent Richmond?“
    „Nein. Meine Familie war katholisch.“
    „Ich stelle die Frage jedem. Berufskrankheit.“
    „Glauben Sie daran?“
    „Ich glaube aus vollem Herzen daran. Ich glaube, dass wir immer wieder neu geboren werden, um all die vielen Facetten des Menschseins kennenzulernen, daraus zu lernen, und dass wir in diesem Prozess vollkommenere Wesen werden.“
    „Und Sie suchen nach einer Möglichkeit, um das zu beweisen?“
    „Ja.“
    „Wahrscheinlich würden Sie alles tun, um einen solchen Beweis zu finden, nicht wahr?“
    Malachais sarkastisches Lachen ertönte im Raum. „Sie glauben doch wohl selbst nicht, dass ich auf so eine billige Fangfrage antworte.“
    „Ich will Sie nicht austricksen, das war nicht mal eine Frage. Mir ist das nur gerade klar geworden. Sie würden wirklich alles für diesen Beweis tun. Das war mir vorher nicht so deutlich bewusst. Gute Nacht, Dr. Samuels.“
    Zu gerne hätte Lucian auf der anderen Seite der Straße gestanden, statt hier in diesem Loch das Gespräch nur zu observieren, doch er bewunderte die Schlagfertigkeit seines Partners. „Er hat seine Sache gut gemacht“, sagte er zu Comley, als Matt die Treppen hinunterschritt und sich Richtung Osten von der Phoenix Foundation entfernte.
    „Wo ein Wille ist …“, sagte Comley, ein Spruch, den sich Matt zu eigen gemacht hatte. Er sagte ihn so oft, dass er sich das „… da ist ein Weg“ inzwischen sparen konnte.
    Lucian hielt das Fernglas auf den Mann gerichtet, der immer noch in der offenen Tür des Gebäudes stand. Malachai Samuels schaute Matt nach. Der lachende Ausdruck in seinem Gesicht verwandelte sich in … Sorge? Oder war es Entschlossenheit?

8. KAPITEL
    Am frühen Morgen schaute Vartan Reza im Zimmer seiner Tochter vorbei, bevor er joggen ging. Er küsste die schlafende Sechsjährige auf die Stirn. Sie sah aus wie die Miniaturausgabe seiner Frau. Beide hatten strohblonde Haare, eine hohe Stirn und fein geschwungene Augenbrauen. Zum Glück sah Gala genauso aus wie ihre Mutter. Besser, sie hatte ihr zierliches Aussehen geerbt, als seine dunkle Haut und kantigen Gesichtszüge. Die politische Situation auf der Welt hatte sich seit 2001 grundlegend verändert, und er wollte nicht, dass seine Kleine wegen ihrer Abstammung leiden musste.
    Im Treppenhaus drückte er den Knopf für den Aufzug und machte ein paar Dehnübungen, während er wartete. Die Aufzugtüren öffneten sich, und Reza betrat den blitzenden, mit Holz getäfelten Kasten und begrüßte den Liftführer. Das Luxusapartment an der Park Avenue repräsentierte Rezas phänomenalen Erfolg, es war das sichtbare Resultat seines unermüdlichen Schaffens. Schon früh in seiner Karriere hatte er immer die schwierigen Fälle angenommen, die sonst niemand wollte. Solche Fälle, das war ihm damals schon bewusst gewesen, bekamen die meiste Aufmerksamkeit – wenn er sie gewinnen konnte. Bis heute hatte er nur zwei Fälle verloren, allerdings stand zu befürchten, dass er mit dem Hypnos-Fall einen dritten verlieren könnte. Die Statue würde nie zurück in den Iran kommen, es sei denn, er fand eine neue Argumentationslinie. Der Kaufvertrag war gefälscht, und seit er das entdeckt hatte, bezweifelte er die Echtheit von allen anderen Beweisen, die die iranische Regierung ihm zur Verfügung gestellt hatte. Da konnte Hicham Nassir noch so vehement behaupten, sie wären alle authentisch. Im Moment ließ Reza jedes einzelne Dokument überprüfen.
    Im Foyer angekommen bedankte sich Reza beim Liftführer und schritt zügig über den

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