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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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ein Auto, in der Ecke summte das Gerät, das weißes Rauschen erzeugte. Therapeuten benutzten es, damit niemand eine Sitzung mit einem Patienten abhören konnte. James’ Gesicht war schmerzverzerrt. Er konnte nicht mehr.
    „James, ich zähle jetzt von eins bis zehn. Wenn ich zehn erreiche, werden Sie aufwachen. Sie werden sich an alles erinnern, was Sie mir erzählt haben, aber Sie werden ruhig sein und keinen Schmerz spüren. Sie werden die Situation im Griff haben und mit sich im Reinen sein.“
    Als er erwachte, sagte er nur drei Worte, immer und immer wieder. Trotz ihrer Anweisungen lag Schmerz in seiner Stimme – ein tiefer Schmerz, der ihn schon sehr lange quälte.
    „Iantha, verzeih mir. Iantha, verzeih mir. Iantha, verzeih mir.“

21. KAPITEL
    Sein Chef hatte Samimi nur in sein Büro kommen lassen, um die Pläne für seinen Termin am Nachmittag im Metropolitan Museum of Art noch einmal durchzugehen. Trotzdem war er nervös. Seit er von der Semtex-Lieferung wusste, machte ihn jede Kleinigkeit nervös.
    „Ist alles für das Treffen vorbereitet, Ali?“
    „Alles klar. Ich habe den Termin vor einer Stunde noch einmal bestätigt.“
    Mit einem zufriedenen Lächeln öffnete Taghinia den Humidor. Er holte eine seiner kubanischen Zigarren heraus, ließ sie zwischen den Fingern hin- und herrollen und lauschte auf den feinen knisternden Klang. Dann knipste er die Spitze ab und zündete das stinkende Ding an.
    Samimi saß ihm gegenüber auf der Couch und wäre am liebsten aus dem Büro gelaufen, bevor der Gestank sich in seine Kleider setzte. Er hasste das Laster seines Bosses, ließ sich aber nicht anmerken, wie sehr ihn die Raucherei anwiderte. Auch seine Nervosität verbarg er, so gut es eben ging.
    „Deine Mission heute ist sehr wichtig“, betonte Taghinia.
    „Das sagst du schon die ganze Zeit.“
    „Sei vorsichtig, achte genau auf alles, was uns gefährlich werden könnte.“ Taghinia zog an der Zigarre, hielt den Rauch kurz im Mund und stieß ihn wieder aus. Dass er seinem Untergebenen direkt ins Gesicht rauchte, war ihm egal.
    Samimi stand auf und trat ans Fenster.
    „Es ist ein entscheidender Schritt in unserem Plan“, fuhr Taghinia fort. Er klang ein klein wenig beleidigt. Daran war Samimi schuld, weil er aufgestanden war. Sein Boss sah es nicht gerne, wenn seine Angestellten ihn, wenn auch nur indirekt, kritisierten.
    „Ja, das sagst du ja nicht zum ersten Mal. Aber es ist nicht gerade einfach für mich. Wie soll ich meine Aufgabe so gutwie möglich ausführen, wenn ihr mich nicht in die Einzelheiten eures Plans einweiht?“, fragte Samimi. „Was hat Deborah Mitchell mit der Statue zu tun?“
    „Du weißt alles, was du im Moment wissen musst.“ Wieder zog Taghinia ausgiebig an der Zigarre und ließ den Rauch betont langsam ausströmen.
    „Ich weiß nichts. Wenn ich zum Beispiel ein bisschen genauer …“
    Taghinia fiel ihm ins Wort. „Ist ja schon gut, ist ja schon gut.“ Mit genervter Stimme, als müsse er einem schlechten Schüler eine einfache Gleichung beibringen, fuhr er fort: „Wir werden in den nächsten Wochen eine Einladung zu einer Veranstaltung im Museum benötigen. Deborah Mitchell wird uns diese Einladung beschaffen. Noch ein kleines kostbares Geschenk von uns, und sie kann uns den Gefallen nicht abschlagen. Du musst sie nur davon überzeugen, wie gerne du dich im Museum aufhältst und dass du sehr gerne in ihrem offiziellen Einladungsverteiler für Veranstaltungen, Partys und Eröffnungen wärst. Wenn du noch mehr wissen musst, dann informiere ich dich schon.“
    Samimi nickte ungeduldig. Taghinia hatte ihm absolut nichts Neues gesagt, da konnte sein Boss auch nicht mehr Enthusiasmus erwarten.
    „Dieser Schritt des Plans hängt also allein von deinem Charme ab. Und das“, höhnte Taghinia, „bereitet mir einige Sorge. Charme war noch nie deine Stärke.“
    Die Seitenhiebe seines Bosses gingen immer unter die Gürtellinie, daran hatte sich Samimi inzwischen gewöhnt. Trotzdem verzog er das Gesicht – es war Teil der Rolle, die er spielte. Er tat, was man von ihm erwartete, und verhielt sich wie immer in den letzten drei Jahren. Aber er war nicht mehr dieser armselige kleine Mann. Er hatte sein Schicksal in die eigenen Hände genommen. Er würde selbst über seine Zukunft bestimmen, nicht dieser ungepflegte Kerl von einem Vorgesetzten.
    „Hier, für dich.“ Taghinia reichte Samimi ein Kästchen. „Es ist gestern in einem Diplomatenkoffer angeliefert worden. Der

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