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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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seiner Seite lassen.
    Er trat näher. Vielleicht war etwas passiert und sie hatte ihn hier im Park gesucht, auch wenn niemand wissen konnte, dass er spazieren ging.
    „Ist alles in Ordnung?“, fragte er.
    „Ich wollte bei dem schönen Wetter mal raus aus der Wohnung.“
    Er musste sich mit Gewalt auf das konzentrieren, was sie sagte, und die verrückten Dinge vergessen, die ihm durch den Kopf gingen. Unter ihren Augen waren dunkle Ringe, die vor zwei Tagen, als er sie das letzte Mal gesehen hatte, noch nicht da gewesen waren.
    „Haben Sie heute neue E-Mails bekommen?“
    Ihr Blick verdüsterte sich. „Eine.“
    „Wieder dieselbe Nachricht?“
    „Ungefähr. Ich soll auf keinen Fall zur Polizei gehen, sonst bringt er Andre und mich um.“
    „Sind Sie auch vorsichtig?“
    „Chief Broderick hat gesagt, ich soll immer ein Taxi nehmen, und das tue ich. Ansonsten bin ich die ganze Zeit bei meinem Vater in der Wohnung. Ich komme mir schon wie eine Gefangene vor.“
    „Und deshalb sind Sie ganz allein hier?“
    „Es ist Sonntagnachmittag, eine Million Leute sind im Park. Was soll mir hier schon passieren?“
    „Sie gehen doch ein völlig unnötiges Risiko ein, Emeline. Das ist nicht klug.“
    „Ich bin wirklich vorsichtig.“
    „Sie sind nicht vorsichtig, wenn Sie allein im Park herumspazieren. Ich möchte nicht, dass irgendetwas passiert.“
    Dass ihr etwas passierte, meinte er, auch wenn er es nicht aussprach. Für einen Moment blickte sie ihm direkt in die Augen.
    „Haben Sie jemanden gesehen, der Ihnen folgt?“
    „Heute nicht. Aber gestern hatte ich wieder dieses seltsame Gefühl. Aber da war niemand.“
    Sie gingen langsam auf dem Weg, der um den kleinen Teich führte.
    „Wann war das? Wo waren Sie?“
    „Ich bin aus dem Laden über die Straße, um mir ein Sandwich zu holen. Ich kann kein Taxi nehmen, wenn ich nur über die Straße will.“
    „Nein, aber Sie könnten sich das Sandwich in den Laden liefern lassen.“
    „Sind Sie sicher, dass ich nicht allmählich paranoid werde?“
    „Ihre Reaktion hat nichts mit Paranoia zu tun. Jemand schickt Ihnen E-Mails mit Morddrohungen. Geben Sie mir noch ein paar Tage. Ich habe Broderick bald so weit, dass er Sie unter Personenschutz stellt. Er hat zu wenig Leute wegen der Haushaltskürzungen. Aber morgen sollte er wissen, ob er jemanden für Sie abkommandieren kann.“
    „Kann die Polizei den Kerl nicht einfach finden?“
    „Sie arbeiten dran.“ Lucian ballte die Hände zu Fäusten. Er wollte, dass Emeline sicher war. Und er wollte Solanges Mörder stellen. „Wie geht es Ihrem Vater?“, fragte er.
    „Wirklich gut geht es ihm schon lange nicht mehr, aber sein Zustand ist heute schon besser als am Freitag. Dass der Einbruch nach all den Jahren endlich aufgeklärt werden könnte, gibt ihm neue Energie. Er möchte unbedingt, dass der Täter geschnappt wird. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ihn nur das noch am Leben hält.“
    „Sie sagten doch, Sie wollen nicht, dass er von den E-Mails erfährt.“
    „Ich habe ihm auch nichts von den E-Mails gesagt. Er denkt, die Ermittlungen wegen des zerstörten Matisse werden Sie auf die Spur des Täters bringen.“
    „Das denke ich auch.“
    „Seien Sie vorsichtig dabei.“ Sie berührte kurz seinen Arm, und er spürte ihre Finger durch den Stoff seiner Jacke.
    Sie waren wieder am Ausgangspunkt ihrer Umrundung angelangt. Vom Teich aus führten mehrere Pfade in verschiedene Richtungen, und Emeline schlug den Pfad nach Westen ein. Lucian bekam kaum mit, wohin sie gingen. Sie gingen einfach spazieren, in welche Richtung, war egal.
    „Andre macht Sie nicht verantwortlich für das, was mit Solange passiert ist. Das sollten Sie wissen.“ Emeline sprach noch leiser als sonst, als wäre es verboten, Solanges Namen laut auszusprechen. Lucian musste sich anstrengen, damit er sie hören konnte.
    „Danke, dass Sie mir das sagen.“
    „Aber Sie selbst geben sich die Schuld, nicht?“
    Er zuckte mit den Achseln.
    „Warum sollten Sie an ihrem Tod schuld sein?“, fragte sie nach.
    „Ich bin zu spät zum Laden gekommen. Wir waren eine halbe Stunde früher verabredet. Wäre ich rechtzeitig gekommen, dann wäre der Laden noch geöffnet gewesen und der Mitarbeiter Ihres Vater noch da. Solange hätte nicht allein in der Werkstatt auf mich gewartet. Der Kerl hätte einfach nur das verdammte Bild gestohlen und sonst nichts.“
    Emeline verließ den Pfad, und sie stiegen einen grasbewachsenen Abhang hoch. Die Geräusche im Park

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