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Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Durchsuchungsakte: Die Wohnung ist nicht bewohnt, niemand ist hier, um uns einzulassen, keine Nachbarn, also verschaffen wir uns gemäß gerichtlicher Berechtigung …« Sie drückte den Pauseknopf und trat zurück, um den Polizisten vortreten zu lassen. »… gewaltsam Einlaß, um die Duchsuchung H/100 auszuführen …, Mist . Warte.« In ihrer Tasche klingelte das Handy. Sie stellte das Tonband ab und suchte in ihrem Overall das Telefon. Es war Caffery, der sie bat, von einem öffentlichen Fernsprecher zurückzurufen. Was sie von einer Telefonzelle aus tat.
    »Wie sieht es aus?«
    »Wenn Sie mich reingehen lassen würden, könnte ich’s Ihnen sagen.«
    »Halten Sie nach Zementstaub Ausschau, vielleicht in einem Außengebäude, einer Garage. Dort hat er seine Leichen aufbewahrt.«
    »In Ordnung. Kann ich jetzt weitermachen?«
    »Natürlich, natürlich. Tut mir leid.«

40. KAPITEL
    D ie Ermittlungsteams in Shrivemoor kümmerte es nicht, daß die Durchsuchung, die letzte Formalität, noch nicht abgeschlossen war. Sie hatten den Eindruck, die Sache stehe vor dem Abschluß. Maddox hielt eine Ansprache, in der er sie ermahnte, nicht nachzulassen, und erinnerte sie daran, daß auf der forensischen Ebene noch immer wasserdichte Beweise fehlten, aber er mußte die Stimme heben, um gehört zu werden. Marilyn hatte die Jalousien geöffnet, und zum ersten Mal seit Tagen strömte die Nachmittagssonne in den Raum. Die Fotos der toten Mädchen auf den Pinnwänden waren umgedreht worden, und Betts und Essex schlüpften hinaus, um Bier zu holen, während Stühle an die Fenster gerückt, Schuhe abgestreift und Korkenzieher aus den Tiefen der Schreibtischschubladen gezogen wurden. Maddox schüttelte amüsiert den Kopf. »Na schön, aber vergeßt nicht, morgen ist wieder ein normaler Arbeitstag.«
    Das F-Team spülte Kaffeetassen ab, um daraus Bier zu trinken. Die Datenverarbeiterinnen, die sahen, daß es heute nichts mehr zu tun gäbe, schoben die Stühle von den Schreibtischen zurück und erlaubten Betts, ihnen Wein in Pappbecher einzuschenken. Caffery, der gerade aus dem Leichenschauhaus zurückgekommen war, löste seine Krawatte und öffnete ein Pils, während Essex, glücklich wie ein Kind, sein Hemd ablegte, die Krawatte um den nackten Hals schlang und eine Stelle fand, wo die späte Nachmittagssonne hereinschien, um sich, mit den Füßen auf dem Schreibtisch, zurückzulehnen. Er wirbelte auf seinem Drehstuhl herum und sah zum F-Team hinüber, das sich am Ende des T-förmigen Tisches versammelt hatte, jeder eine
Dose Bier vor sich. »Wir haben genug von eurem Haufen. Macht euch auf die Socken, und schleicht nach Eltham zurück.«
    »Zumindest könnt ihr dann wieder Frauenzeitschriften lesen, ohne euch zu schämen«, sagte einer. »Ohne daß unser strafender Blick auf euch ruht.«
    »Und mein Lieblingsjackett wieder anziehen«, sagte Essex wehmütig. »Das pfirsichfarbene.«
    »Ihr werdet wieder unter Leuten sein, die euch verstehen.«
    »Ihr werdet euch wesentlich wohler fühlen.«
    »Selbstsicherer.«
    »Netter im Umgang.«
    »Hübscher anzusehen …«
    Caffery lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und starrte den Gang hinunter. Die Tür neben seinem Büro stand offen; es war das Büro des F-Teams, Diamonds Hauptquartier. Der Gang war dunkel, aus der geöffneten Tür fiel ein gestreifter, rechteckiger Lichtfleck auf den Boden, über den von Zeit zu Zeit ein Schatten strich. Detective Inspector Diamond war dort drin, ging auf und ab und packte seine Sachen, um nach Eltham zurückzukehren.
    Das Lachen hielt an. Essex hatte Marilyn auf seinem Schoß: »Mit Hilfe der reizenden Marilyn werde ich euch zeigen, wie man in diesen schwierigen Zeiten Hilfskräfte anheuert, nachdem wir ja alle wissen, wie wichtig Sparsamkeit ist.«
    Caffery stand unbemerkt auf. Er öffnete eine Pilsdose und verließ leise den Einsatzbesprechungsraum.
     
    Detective Inspector Diamond packte seine Sachen in eine gelbe Kiste; gelegentlich strich er sich Haar aus der Stirn, das sich trotz der Pomade gelöst hatte. Aus den kleinen Kaktustöpfen und den Familienfotos auf dem Schreibtisch schloß Caffery, daß Diamond mit einem längeren Aufenthalt als nur zwei Wochen gerechnet hatte. Er stand schweigend in der Tür, während Diamond den Staub von den Pflanzen blies und den Michelin-Kalender von der Wand nahm. In fünf Minuten wäre er
fertig. Er wischte ein letztes Mal über den Schreibtisch, leerte eine Dose Heftklammern in den Abfall und richtete sich

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