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Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Abstand von etwa drei Tagen.« Dr. Amedure hielt inne und stellte die Dose ab. »Mr. Caffery? Ist das von Interesse für Sie?«
    »Ja.« Er legte die Finger an die Stirn.
    Harteveld wurde seit Dienstag nachmittag überwacht. Am Mittwoch morgen um zehn war er tot.
    »Dr. Amedure …« Er ließ die Hand sinken und sah sie an. »Auf allen Opfern wurde Zementstaub festgestellt.«
    »Ich weiß. Ich glaube, bei den anderen nahmen wir alle an, er stamme von dem Betonwerk, nicht wahr? Das wird einigen ziemlich peinlich sein, aber wir arbeiten daran. Wir haben eine Spektralanalyse durchgeführt. Wenn sie abgeschlossen ist, bitten wir die Datenbank in Gaithersburg, eine Markenanalyse durchzuführen.«
    »Gibt es in England keine Datenbank?«
    »Maryland hat die beste, sie können mit einem Diffraktogramm oder einer Phasenanalyse arbeiten und die Chlorate, Metakaolinate und Sulfate mit ihren Mustern vergleichen.«
    »Wie lange würde das dauern?«
    »Von uns aus? Weniger als vierundzwanzig Stunden. Aber Maryland, ich weiß nicht. Sie sind gewöhnlich ziemlich schnell.«
    »Können Sie heute nacht damit anfangen?«
    »Ähm, Mr. Caffery.« Sie lächelte ihn über den Rand der Coladose hinweg an. »Ich glaube nicht, daß man uns daran erinnern muß, wie teuer das AMIP eine Nachtschicht käme.«
    »Sie wissen es offensichtlich noch nicht?« Er rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum. »Heute abend ist in Greenwich etwas passiert, das alles wieder umgeworfen hat. Wir wissen es nicht sicher, aber es könnte sein, daß es dort draußen einen anderen Täter gibt.«
    Dr. Amedures Gesichtsausdruck veränderte sich. Sie stellte die Coladose ab, griff nach dem Hörer und wählte. »Ich möchte mit dem diensthabenden Leiter sprechen. Wenn wir das Personal zusammenhaben, könnten wir sie reinschieben.« Während
sie auf den Anschluß wartete, wühlte sie in den Papieren und zog ein Spektrogramm heraus. »Das Haar, von dem ich Ihnen erzählt habe. Dieselbe Farbe und Länge wie die Perückenhaare, aber ein hübscher runder Querschnitt, von einem weißen Menschen, gebleicht. Und es ist auf natürliche Weise ausgefallen.«
    »Von einem der anderen Opfer?« Caffery beugte sich vor und nahm das Blatt. »Vielleicht stammt es von seinen Möbeln?«
    Sie schüttele den Kopf. »Es paßt zu keinem der anderen, nicht einmal oberflächlich. Und alles, was wir daraus erschließen können, ist eine mitochondriale DNS und ein paar Hinweise auf den Lebensstil des Eigentümers. Sehen Sie den hübschen Ausschlag in der Mitte? Das ist das Stoffwechselprodukt von Marihuana.«
    »Und der hier?«
    »Aluminium.«
    »Aluminium?«
    »Nun das …«, sie legte den Hörer ans andere Ohr. »Das könnte fast alles bedeuten. Ich habe mal einen riesengroßen Ausschlag gesehen. Es stellte sich heraus, daß es sich um einen Patienten mit Zwangsneurose handelte; sein Zwang bestand im unmäßigen Gebrauch von Deodorants.«
    »Was ein weiteres Opfer bedeuten könnte, von dem wir noch nichts wissen?«
    »Genau.«
    Caffery legte das Blatt auf den Schreibtisch zurück und stand auf. »Dr. Amedure, diese Markenanalyse. Egal, was sie kostet, ich will sie haben, okay?«
    »Wenn Sie meinen.« Sie legte die Hand über die Muschel. »Wenn das AMIP das Geld hat, gibt es nichts, was wir nicht zuwege brächten.«
     
    Ein Uhr morgens, die Sommernacht war kalt geworden. Die Polizei von Greenwich hatte eine Flutlichtanlage aufgestellt und die Straße abgesperrt; die Presse, die kurz zuvor durch die Gegend geschwärmt war, war zum Krankenhaus geeilt, um besser
an Susan Listers Blut schnuppern zu können. Caffery und Maddox saßen im Jaguar unter einer Straßenlaterne, direkt hinter der Straßenabsperrung.
    »Staub«, sagte Jack zu seinem Superintendent. »Zementstaub.« Er drehte sich auf dem knirschenden Ledersitz um, legte die Hand auf die Rückenlehne und sah Maddox an. »Ich will es Ihnen erklären.«
    Sorgfältig breitete er seine Überlegungen aus, seine bloßen Vermutungen, den ersten, abrißhaften Eindruck dessen, was seiner Meinung nach vor sich ging. Alles noch roh und unfertig, aber er glaubte, auf der richtigen Spur zu sein. Er erklärte jedes Verbindungsglied, erläuterte jeden Schritt innerhalb seines Gedankengebäudes.
    »Ich weiß nicht, Jack«, sagte Maddox nach langem Schweigen. »Ich bin nicht überzeugt.« Er trommelte mit den Fingern aufs Armaturenbrett und starrte auf die Straße hinaus. Detective Inspector Basset stand vor dem Absperrungsbereich unter einem

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