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Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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hatte der Chief Superintendent einen Plan ausgebreitet.
    »Er hat mit der Presse ein Stillhalteabkommen vereinbart.«
Maddox wirkte erschöpft; Caffery sah, daß er nicht geschlafen hatte. »Alle weiblichen Beamten oder Mitarbeiterinnen, die der Fall zu sehr beunruhigt, können um anderweitigen Einsatz bitten, und…« Er rückte einen Bleistift gerade, so daß dieser sich exakt in einer Linie mit den anderen Gegenständen auf seinem Schreibtisch befand, und sagte mit blutleeren Lippen: »Und wir kriegen Verstärkung. Das ganze Team F wird von Eltham hierher beordert.«
    »Zwei Teams für einen Fall?«
    »Ja. Der Chief macht sich Sorgen wegen dieser Geschichte. Große Sorgen. Ihm gefallen diese immer kürzer werdenden Zeitabstände nicht, die Krishnamurthi festgestellt hat. Und …«
    »Ja?«
    Maddox seufzte. »Das Haar, das Krishnamurthi bei diesem Mädchen gefunden hat. Das schwarze Haar.«
    »Er hat auch blonde Haare gefunden. Im Fall von Prostituierten führen derartige Spuren in die Irre.«
    »Richtig, Jack, richtig. Aber der Chief hat die Stephen-Lawrence-Paranoia, er sieht nur noch Menschenrechtsgruppen in dunklen Ecken und Rasierklingen in seiner Post.«
    Es klopfte, und Maddox öffnete mit einem bitteren Ausdruck auf dem Gesicht. »Er will auf keinen Fall, daß wir uns auf einen Schwarzen einschießen.«
    »Morgen, Sir.« Es war Detective Sergeant Paul Essex in seiner üblich liebenswert schlampigen Aufmachung: offene Krawatte, die Ärmel über die riesigen roten Unterarme hochgekrempelt. Er stand in der Tür und hielt einen orangefarbenen Aktenordner in der ausgestreckten Hand. »Vom Erkennungsdienst.«
    »Fingerabdrücke?«
    »Ja.« Er strich das schütter werdende Blondhaar aus der breiten roten Stirn. »Opfer fünf war so freundlich, sich im Register für Prostituierte eintragen zu lassen. Eine gewisse Shellene Craw.«
    Caffery öffnete den Ordner, las und stieß ein leises Pfeifen
aus. »Die waren im Register über Zuhälter erfaßt.« Er sah zu Maddox auf. »Komisch, daß sie nie auf der Vermißtenliste aufgetaucht sind, nicht?«
    »Das heißt, daß irgend jemand aus dem Bekanntenkreis von Craw eine Menge zu erklären hat.«
    »Namentlich ein gewisser, ähm, Harrison.« Er reichte ihm den Ordner. »Mr. Barry Harrison. In Stepney Green.«
    »Hätten Sie Lust, ihm heute einen Besuch abzustatten?« fragte Maddox.
    »Mach ich.«
    »Und, Essex, mein Lieber, ich glaube Sie sind bei diesem Fall für die Familienbetreuung zuständig. Hab’ ich recht?«
    »So ist es, Sir. Wegen meines Zartgefühls bin ich eigens dafür ausgewählt worden.«
    »Dann sollten Sie Caffery begleiten. Vielleicht braucht jemand eine zartfühlende Schulter, um sich auszuweinen.«
    »Mach ich. Und, Sir, das ist reingekommen.« Er reichte Caffery einen langen Computerauszug. »Von Scotland Yard. Die Operationsbezeichnung: Operation Alcatraz.«
    Caffery nahm stirnrunzelnd den Auszug entgegen. »Ist das ein Scherz?«
    »Nein.«
    »In Ordnung. Geben Sie es zurück, und lassen Sie es ändern. Es paßt nicht.«
    »Warum?«
    »Der Vogelmann. Der Vogelmann von Alcatraz. Haben Sie die ersten Obduktionsberichte nicht gelesen?«
    »Ich bin gerade erst hier angekommen.«
    Maddox seufzte. »Unser Täter hat bei den Opfern kleine Geschenke hinterlassen.«
    »In den Opfern«, korrigierte ihn Caffery und verschränkte die Arme. »Im Brustkorb, neben das Herz genäht.«
    Essex’ Gesicht verfiel. »Scheußlich.« Er sah von einem zum anderen und wartete, was kommen würde. Maddox räusperte sich und sah Caffery an. Keiner der beiden sagte etwas.

    »Also?« Essex drehte frustriert die Handflächen nach oben. »Was? Worüber reden wir hier eigentlich? Was hat er zurückgelassen?«
    »Einen Vogel«, sagte Caffery schließlich. »Einen kleinen Vogel. Einen Käfigvogel, vermutlich einen Fink. Und das erfährt keiner außerhalb des Teams. Verstanden?«

5. KAPITEL
    U m zehn Uhr morgens stellte der Erkennungsdienst eine weitere Übereinstimmung mit registrierten Fingerabdrücken fest. Opfer Nummer zwei war eine Michelle Wilcox, eine Prostituierte aus Deptford. Ihre Akte wurde am gleichen Morgen von Bermondsey nach Shrivemoor überstellt, während Caffery und Essex durch den Rotherhithe-Tunnel fuhren, um Shellene Craws Freund zu befragen. Es war ein frischer, strahlender Tag. Selbst das East End, das an den Wagenfenstern vorbeistrich, schien lebendig, und die armseligen, schmutzigen Londoner Bäume prangten in neuem Blattgrün.
    »Dieser Harrison …« Paul

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