Der Vogelmann
aufgeschlitzt hat. Habe ich recht?«
»Kennen Sie Krishnamurthi?«
»Ich bin beim technischen Personal. Ich habe ihm bei ein paar Obduktionen geholfen, bevor er im Innenministerium ein großes Tier geworden ist.«
»Sind Sie Sektionsdiener?«
»Ich wollte Arzt werden.« Sein Gesicht war ausdruckslos. »Der Job war das letzte, was zu kriegen war, aber damit verdiene ich meinen Lebensunterhalt.«
»Mr. Cook. Ich führe hier nur Routinebefragungen durch. Wie Ihnen mein Detective Sergeant hoffentlich schon erklärt hat, sind Sie zu nichts verpflichtet. Sie reden aus eigenem freien Willen mit mir, nicht wahr?«
»Deswegen bin ich hier.«
»Sie wohnen…« Caffery setzte seine Brille auf und überprüfte die Adresse auf der Liste. »Wo? In Lewisham?«
»Auf der Greenwicher Seite. In der Nähe von Ravensbourne.«
»Kennen Sie das Pub auf der Trafalgar Road? Das Dog and Bell?«
»Glaube nicht.«
»Sie kennen es nicht?«
Er faltete die blassen, haarlosen Hände auf dem Tisch vor sich. »Ich glaube nicht.«
Caffery nahm seine Brille ab. »Kennen Sie es?«
»Ja, kenne ich. Nein, ich gehe dort nicht rein.«
»Danke.« Er setzte seine Brille wieder auf. »Haben Sie je diese Frau gesehen?« Er schob ein Foto von Shellene über den Tisch.
»Ist das diejenige, deren Gesicht von einem Raupenfahrzeug zerquetscht wurde?«
»Sie haben ja eine Menge gehört.«
»Die Leute tratschen.« Er neigte den Kopf zur Seite und sah das Foto an. »Nein, ich kenne sie nicht.«
Caffery schob die Fotos von Petra, Kayleigh und Michelle über den Tisch. Cook legte den Finger auf Kayleighs lächelndes Gesicht und zog es näher heran.
»Kennen Sie sie?«
Er schob das Foto zurück und sah Caffery mit seinen entzündeten, farblosen Augen an. »Nein. Ich würde mich an sie erinnern.«
»Wenn es bei unseren Untersuchungen behilflich wäre, wären Sie mit der Abnahme einer Speichelprobe einverstanden, um eine DNA-Analyse anfertigen zu lassen?«
»Kein Problem.«
Caffery sah ihn prüfend an. »Keine Einwände dagegen?« »Sie glauben, weil ich aussehe wie ein Hippie, würde ich mich an keinerlei Regeln halten? Nun, das trifft nicht zu; ich vertraue der Wissenschaft. Ich bin Wissenschaftler. Zumindest ein bißchen.«
»Können Sie mir sagen, was Sie in der Nacht des 16. April gemacht haben? Und in der Nacht des 19. Mai, das war vor zwei Wochen?«
»Ich habe keine Ahnung. Ich frage, wenn ich nach Hause komme. Sie wird sich erinnern. Mein Norden, mein Süden, mein Osten und Westen.« Sein Ausdruck veränderte sich nicht. »Meine Sekretärin für gesellschaftliche Beziehungen, mein Gedächtnis.«
Caffery suchte in seinem Anzug nach einer Karte. »Wenn Sie sich erinnern, rufen Sie mich an.«
»Ist das alles?«
»Außer Sie haben mir noch etwas zu sagen.«
»Sie haben offensichtlich nicht viele Spuren.«
»Wir haben eine DNA-Probe.«
»Natürlich haben Sie die.« Thomas stand auf. Er war nicht groß. Seine Gliedmaßen waren rund und seine Hände groß. »Ich werde mich melden.« Er griff in seine Gesäßtasche, um seine Sonnenbrille herauszuziehen, setzte sie auf und ging in die lichterfüllte Bibliothek hinaus.
In dem abgedunkelten Raum schnupperte Caffery in die Luft. Cook hatte einen leicht säuerlichen Geruch zurückgelassen. Irgendeine Mischung aus alter Milch und Patschuliöl. Nachdenklich trommelte er mit dem Stift auf den Schreibtisch.
Nach einer Weile schrieb er: Thomas Cook: behauptet, er sei verheiratet/lebe mit jemandem zusammen. Glaubwürdig?????
Er dachte einen Moment nach und schrieb dann darunter:
Nein.
Mittags aßen er und Essex im Ashburnham Arms Pasta funghi und tranken Spitfire-Bier dazu. Während der nachmittäglichen Befragung war die Bibliothek ruhiger. Essex marschierte los, um das Personal aus der Radiologie zusammenzuholen, und Caffery setzte sich ans Fenster, um die morgendlichen Notizen durchzugehen. Nach einer Weile bemerkte er einen grauhaarigen Mann in einem weißen Mantel, der in einer Nische am anderen
Ende der Zeitschriftenabteilung saß und beim intensiven Studium den Kopf über seine Lektüre beugte. Er kam ihm bekannt vor.
Caffery ging zu ihm hinüber.
»Tag.«
Der Mann nahm seine Nickelbrille ab und sah freundlich auf. »Guten Tag.«
»Tut mir leid, Sie zu stören.«
»Schon gut. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Ja.« Caffery setzte sich und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Sie sind Dr. Cavendish.«
»Das stimmt.«
»Sind Sie vom Guys-Krankenhaus weggegangen?«
»Nein,
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