Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
Vom Netzwerk:
gleichen verborgenen Reize. Wenn er aufrecht stand, befand er sich in Augenhöhe mit der Wandverkleidung, genauso wie Ewan damals.
    »Hübsches Haus«, sagte Maddox und trat hinter ihn. »Das haben Sie nicht von Ihrem Gehalt als Detective gekauft.«
    Caffery wurde aus seinen Träumen gerissen und drehte sich um. »Nein, nein.« Er sah in sein Weinglas. »Es gehörte meinen Eltern. Sie haben es mir überlassen.«
    »Sie haben es Ihnen vermacht?«
    »Nein. Sie haben es mir überlassen.« Er lächelte und schenkte ein Glas ein. »Sie haben es mir günstig verkauft, sehr günstig. Sie waren froh, es nicht mehr sehen zu müssen. Mich ebenfalls.«
    »Leben Sie noch?«
    »Sicher. Anderswo.«
    »Interessant.« Maddox nickte nachdenklich. »Interessant, daß Sie das noch nie erwähnt haben.«

    »Ja, nun …« Er trat von einem Bein aufs andere und räusperte sich. »Wein?«
    »Na gut. Noch einer kann nicht schaden.« Maddox hielt sein Glas hoch. »Romaine hat Veronicas Kochkunst gerühmt. Sie hat ihre Sache gut gemacht heute abend.« Er leerte sein Glas zur Hälfte. »Aber ich muß mich auf die Socken machen, mein Lieber. Ich will noch schnell in Greenwich vorbeischauen, um zu sehen, wie Betts sich hält.«
    »Wie ist es gelaufen?«
    »Zum Zeitpunkt, als wir an die Presse gingen? Ziemlich mies.«
    »Es funktioniert nicht, nicht wahr?«
    Maddox musterte einen Moment lang Cafferys Gesicht, dann nahm er seinen Arm und führte ihn auf die Seite. »Ganz im Vertrauen?«
    »Ja.«
    »Wir kriegen es nicht auf die Reihe. Nicht in achtundvierzig Stunden.«
    »Ich werde nicht sagen, daß ich Ihnen das bereits gesagt habe.«
    »Danke.« Maddox seufzte. »Morgen um neun beginnt unsere erste Verlängerung, und wenn die vorbei ist, müssen wir ihn anklagen; ob die Beweise ausreichen oder nicht. Die Serologie läßt sich Zeit, die Durchsuchung der Wohnung hat rein gar nichts ergeben, und die Beamten, die für die Ausstellung der Durchsuchungsbefehle zuständig sind, halten uns für ausgemachte Idioten; sie kichern, daß es in ganz Greenwich zu hören ist. Und …«
    »Und?«
    Maddox hob sein Glas und schwenkte es, als gefalle ihm nicht, was er gleich sagen würde. Er richtete sich auf. »Er hat uns auf eine Spur geführt. Er behauptet, die Mädchen hätten einen Freier in Crooms Hill gehabt. Das letzte hat er zehn Tage vor seiner Verhaftung dort abgesetzt. Er glaubt, es war Shellene Craw. Er sagt, er habe Sex mit ihr gehabt. Was das Haar erklärt.«

    »Crooms Hill?«
    »Ja. Kennen Sie das?«
    »Steve.« Caffery beugte sich vor und sagte mit aufgeregter Stimme: »Es ist erwähnt worden; heute nachmittag. Essex und ich arbeiten daran.«
    »Ah.« Er nickte. »Fahren Sie fort.«
    »Er ist wohlhabend. Ich meine, er gehört wirklich zu den oberen Einhundert. Aber er hat ein kleines Problem: alle Arten von Drogen erster Kategorie. Er verteilt ausgezeichnetes kolumbianisches Koks, und das Opium stammt aus dem Goldenen Dreieck. Ein richtiger kleiner Kunh Sah; abgesehen davon besitzt er die Mehrheit der Aktien von HCC Pl.«
    »Das ist?«
    »Eine pharmazeutische Firma. Haben Sie von Snap-Haler, der Inhalationsflüssigkeit, gehört?«
    »Ja, irgendwo.«
    »Für Asthmatiker. HCC hat gerade die weltweite Lizenz erhalten, die Kurse steigen, das Leben ist süß. Er…«
    Über dem Garten ertönte krachender Donner und ließ ein Tablett feinstieliger Gläser erzittern, die so glänzend poliert waren, daß ihre Erschütterung das Licht streute. Einige der Frauen zuckten zusammen, und Marilyn kicherte über ihre eigene Nervosität. Essex löste sich von ihr und schickte sich an, die Fenstertüren zu schließen, aber Veronica legte ihre kühle Hand auf seinen Arm.
    »Nein, lassen Sie nur. Ich mag Regen.« Sie sah in den Garten hinaus, als wartete sie darauf, daß etwas passierte. Die Tropfen begannen auf die Veranda zu prasseln, und der Duft von nasser Erde zog in den Raum. Jack wandte sich wieder Maddox zu und murmelte leise:
    »Er gehört auch zum Verwaltungskommitee von St. Dunstan.«
    Maddox schwieg und starrte in den Regen hinaus. Er schloß kurz die Augen, rückte dann seine Krawatte zurecht und nickte. »Erzählen Sie weiter.«

    »Er hat Medizin studiert. Verabreicht seinen Partygästen Spritzen. Ich hatte schon jemand anderen in Verdacht, einen Techniker aus dem St. Dunstan, obwohl die Sache zweifelhaft war, dann ist dieser Typ aufgetaucht, und der Groschen ist gefallen. Alles paßt bestens zusammen, und jetzt kommen Sie daher und werfen Crooms Hill

Weitere Kostenlose Bücher