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Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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wenden …«
    »Nein, lassen Sie ihn fliegen. Er war bloß, ich weiß nicht, ein Strohhalm, an den ich mich geklammert habe.«
    Sie hielt ihr Glas hoch, um sich nachschenken zu lassen. »In Ordnung, aber wenn Sie Ihre Meinung ändern …«
    Sie brach ab. Ihre kleine Tochter Jenna war vom Garten hereingelaufen, klammerte sich an die Beine ihrer Mutter, kreischte und schüttelte den Kopf. »Mami! Mami!«
    »Was ist?« Marilyn beugte sich hinunter. »Sag’s der Mami.«
    »Jemandisimgartn.«
    »Wer denn?«
    »Monsta.«
    »Jenna.« Marilyn nahm die winzige geballte Faust ihrer Tochter und schüttelte sie leicht. »Bitte sprich richtig.«
    »Monsta im – im –« Sie hielt inne, um Luft zu holen und sah über die Schulter in den Garten hinaus. »Im Garten.«
    Marilyn sah zu den anderen auf und verdrehte die Augen. »Als hätte man’s nicht gewußt, wir machen es uns gerade gemütlich, und jetzt ist ein Monster im Garten.«
    »Is’ wahr, Mum.« Dean, Jennas älterer Bruder, erschien zwischen den Fenstertüren mit einem Gesicht so bleich wie der Mond. »Wir haben’s gehört.«

    Marilyn wurde rot. »Dean, jetzt mach keinen Blödsinn. Ich habe dich gewarnt.«
    »Ehrlich.«
    »Dean!« Sie hob den Finger. »Das reicht.«
    »Ich sag’ dir was, Jenna, meine Süße.« Maddox krempelte sich mit der liebevollen Ernsthaftigkeit eines Mannes, der sich noch sehr gut erinnert, selbst kleine Kinder gehabt zu haben, die Ärmel hoch. »Wie wär’s, wenn ich und meine Detectives hinausgingen und das Monster verhaften würden. Du mußt uns natürlich genau sagen, um welche Art von Monster es sich handelt. Damit wir wissen, wie wir ihm die Handschellen anlegen müssen.«
    »Ich weiß nicht, was für eine Art es ist«, sagte Dean ernst. »Wir haben es nicht gesehen, sondern nur gehört. Es ist in den Blättern herumgestrichen.«
    »Oh, dann ist es schon gut.« Essex hievte sich aus seinem Sessel. »Es ist vermutlich nur eines dieser unsichtbaren Komposthaufenmonster.«
    »Vielleicht«, stimmte Dean ernst zu.
    »Damit haben wir’s bei der Polizei jeden Tag zuhauf zu tun. Selbst eure alte Mum könnte eines von denen im Polizeigriff abführen.«
    »NEIIIN!« jammerte Jenna, klammerte sich an den Rock ihrer Mutter und stampfte mit den Füßchen auf den Boden. »Mami, bleib!«
    Marilyn streichelte Jennas Kopf. »Mami bleibt hier. Schau. Die Polizisten gehen hinaus und sehen nach, ob das Monster fort ist.«
    »MONSTERJÄGER!« Essex sprang von der Veranda, duckte sich wie ein Krieger, streckte seine Hände wie Klingen aus, kniff die Augen zusammen und stieß einen gurrenden Laut aus. »Mon-STAR, hier ist Suzi Wong, Blüte des Orients und große Doshu auf dem Lotuspfad, Herrin der geheimen Verrenkungskünste: ›Kan‹ – box – ›set‹ – box – ›su‹ – box – ›waza‹!«

    Dean stand auf der Veranda, und ein Anflug von Lächeln strich über sein Gesicht.
    »Ich schlage ohne Bedenken zu. Ki-ai! «
    Dankbar für die Abwechslung, stellte Caffery die Flaschen auf den Fenstersims und schlenderte in die Mitte des Gartens, während Essex die Arme vor den Büschen verrenkte und kalihafte Schatten auf den Rasen warf. Maddox folgte ihm und zog eine große Schau ab, indem er auf die Büsche einschlug, unter den Lupinen nachsah und sorgfältig die Äste der Trauerweide beiseite schob. »Nein. Hier ist niemand!« rief er. »Hier sind keine Monster.«
    »Keines da!« richtete Caffery Jenna aus, die es wagte, ihr tränenüberströmtes Gesicht von ihrer Mutter zu lösen, ihre Finger in den Mund schob und angestrengt in den Garten starrte.
    Essex schlug mit tänzelnden Schritten und für seinen Leibesumfang erstaunlich behende ein paarmal in die Luft. »Suzi Wong sagt: LAUF UM DEIN LEBEN, MONSTEL.«
    Jenna lächelte schüchtern hinter ihrer Hand hervor, drückte die Stirn wieder an ihre Mutter, aber diesmal nicht aus Angst, sondern mit kleinmädchenhafter Scheu, und an ihren Mundrändern zuckte ein Lächeln. »Suzi ist ein Mädchenname«, schniefte sie. »Kein Jungenname. Er ist dumm.«
    »Ja, das ist er«, stimmte Marilyn zu.
    »Munen Mushin! Ki-ai, Ki-ai!«
    »Ja, Ki-ai, ki-ai«, wiederholte Caffery geduldig, stieg die Stufen zur Veranda hinauf und lächelte die Leute an, die sich um das erhellte Fenster drängten. »Fühlt ihr euch nicht gleich viel sicherer, nachdem ihr wißt, daß Männer wie Essex unsere Gesellschaft schützen?«
    Marilyn reckte den Kopf nach links und nach rechts, um in den Garten sehen zu können. »Also, wie

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