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Der Wachsmann

Der Wachsmann

Titel: Der Wachsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Rötzer
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schaffen. So aber ergibt es durchaus Sinn.«
    »Phantasiert Euch zusammen, was Ihr wollt«, rief Ludwig Pütrich dazwischen, »aber diesen Flößer habe ich nicht auf dem Gewissen. Ich war, wie Ihr selber wißt, bei der Gerichtsverhandlung und habe danach den ganzen Tag und auch am darauffolgenden Sonntag die Stadt nicht verlassen. Das kann er hier«, er deutete verächtlich auf seinen Bruder, »sogar bestätigen.«
    »Ihr habt ihn vielleicht nicht eigenhändig getötet«, ließ sich Servatius im Hintergrund vernehmen, »auf dem Gewissen habt Ihr ihn wohl!«
    Peter nickte zustimmend und verdeutlichte: »Mag es auch einer Eurer Komplizen gewesen sein, so habt Ihr Jakobs Tod zumindest billigend in Kauf genommen, und ganz sicher habt Ihr Euch seiner bedient. Doch dies wiederum macht nur Sinn in Verbindung mit einem anderen Ereignis. Ihr habt Euch geschickt die Tatsache zunutze gemacht, daß Jakob sich Zutritt zu diesem Haus verschafft und Euren Bruder bedroht hatte. So konntet Ihr leicht einen Einbruch vortäuschen, um an Geld zu kommen und den Verdacht auf Jakob oder einen Flößer fallen lassen. Und daß Ihr den Mechanismus des Schränkchens sehr wohl kanntet, das habt Ihr mit dem Psalmenblatt bewiesen.«
    »Das ist so absurd und lächerlich wie Euer ganzes Auftreten hier«, höhnte Ludwig Pütrich. »Mein Bruder hat Euch doch höchstpersönlich und wiederholt versichert, daß es keinen Einbruch gegeben hat. Es war eine irrige Annahme von ihm, ein Mißverständnis oder ein Versehen von Anselm.«
    »Das läßt sich leicht erklären und bringt mich genau zu dem Punkt des mysteriösen Auftauchens von Jakobs Leiche«, erwiderte Peter unbeirrt. »Ihr hättet sie problemlos und völlig unauffällig verscharren können, und die ruchlose Tat wäre vermutlich nie entdeckt worden. Aber Ihr fandet, als Ihr in dem Schränkchen nach Geld suchtet, die Psalmen und andere Dinge und kamt dabei auf den teuflischen Plan, sie zusammen mit der Leiche für Eure Zwecke und vor allem für Eure Rache zu nutzen. Ihr habt ganz bewußt diejenigen Verse ausgewählt und abgetrennt, die Euch geeignet erschienen, den Verdacht auf Euren Bruder zu lenken, denn es ist von Gericht und Verurteilung die Rede, wie Ihr sehr wohl wißt. Und war nicht in gewisser Weise der geschädigte Heinrich Pütrich der Gläubiger des Jakob Krinner? Und war erst mal ein Verdacht auf Euren Bruder gefallen, dann hätte ihn Eurem Plan zufolge eine Schriftprobe in arge Bedrängnis gebracht und sehr wahrscheinlich zum Schuldigen gemacht. Ihm blieb also gar nichts anderes übrig als den Einbruch zu leugnen. Was wäre es Euch wohl für eine Genugtuung gewesen, Euren allzeit rechtschaffen erscheinenden und allzeit erfolgreichen Bruder vor dem Richter und vielleicht sogar vor dem Henker zu sehen.«
    »Was denkt Ihr Euch nur für teuflische Dinge aus, Peter Barth«, höhnte der Beschuldigte wieder. »Die ganze Stadt weiß, daß der Flößer sich selbst ums Leben brachte, nur Ihr seid offenbar so niederträchtig oder einfältig, daß Ihr daran zweifelt.«
    »Einfältig vielleicht«, räumte Peter gutmütig ein, »da mögt Ihr recht haben, zumindest für eine ganze Weile; denn ich muß zugeben, daß mir auch dies ordentliches Kopfzerbrechen bereitet hat. Vielleicht haben Eure Gehilfen im Übereifer diesen Fehler begangen. Aber möglicherweise wolltet Ihr Euch mit dem Strick auch nur selbst absichern, falls es mit dem Verdacht auf Euren Bruder schiefging, und hättet Euch dabei ums Haar zu schlau angestellt, wenn der aufgebrachte Haufen an der Lände den angeblichen Selbstmörder gleich wieder in die Isar geworfen hätte. Dann wäre Euer ganzer schöner Plan dahin geschwommen.«
    »Wollt Ihr mir dann vielleicht noch erklären, wie ich die Leiche bis zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung am Montag morgen nach München geschafft habe, wo ich doch samstags und sonntags die Stadt nicht verließ?«
    »Ja, richtig! Das führt mich gleich noch zu einem anderen Punkt. Als wir Herrn Rabenecker in den Kreis der Verdächtigen aufnahmen, standen wir vor der Frage: Er hat zwar ein Handels-und Fuhrunternehmen und könnte mithin den Abtransport der erbeuteten Waren und Floßbäume besorgt haben, aber warum sollte er seinen eigenen Schwiegersohn berauben?«
    »Das möchte ich auch zu gerne wissen«, sagte Rabenecker mit gehässigem Unterton. »Noch dazu, wo er sich so sehr für meine Rückkehr eingesetzt hat.«
    »Aber eben auch nur für diese«, antwortete Peter. »Nirgendwo war zu erfahren, daß der

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