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Der Wachsmann

Der Wachsmann

Titel: Der Wachsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Rötzer
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einflußreiche Heinrich Pütrich sich auch vor oder gleich nach Eurer Verurteilung für Euch eingesetzt hätte. Und das, wo Ihr ihm wenige Wochen zuvor Eure Tochter zur Frau gegeben hattet. Das muß Euch mächtig enttäuscht und gegen ihn aufgebracht haben, und so ist es keinesfalls abwegig, daß Ihr mit Ludwig gemeinsame Sache machtet, um Pütrich senior damit zu schaden. Und Ihr hattet noch andere Gründe, doch mehr davon später.«
    »Und was, bitte schön, hätte ich mit dem toten Flößer zu schaffen gehabt?«
    »Ihr habt ihn im Faß auf einem Wagen nach München gebracht oder bringen lassen, denn in der Isar schwamm dieses Faß erst an der Lände. Es war innen völlig trocken, obwohl es nicht versiegelt war.«
    »Ihr habt dafür keinen Beweis«, behauptete Rabenecker selbstsicher.
    »Da habt Ihr recht«, gestand Peter ein, »aber es ist auch nicht wichtig. Es läßt sich ebensowenig mehr beweisen, daß Peitinger davon wußte und gemeinsame Sache mit Euch machte. Wahrscheinlich diente ihm auch seine angebliche plötzliche Erkrankung nur dazu, sich von diesem Vorwurf zu entlasten. Aber er wußte zuviel, hat sich für sein Schweigen sehr wahrscheinlich teuer bezahlen lassen und fing in seiner Unbeherrschtheit trotzdem an zu plaudern. Zumindest mußtet Ihr dies befürchten, Herr Pütrich, nachdem Ihr ihn bei dem Streit an der Lände gerade noch zurückhalten konntet, was zunächst freilich den Eindruck versöhnlichen Vermittelns erweckte. Insgeheim aber habt Ihr zugleich beschlossen, ihn zu toten und nur noch auf eine günstige Gelegenheit gewartet.«
    »Aber natürlich. Und den Überfall auf meinen Neffen habe ich dann auch gleich noch verbrochen.«
    »Sicher. Doch alles zu seiner Zeit. Erst habt Ihr Euch noch alle Mühe gegeben, den Tod des Peitinger zu arrangieren, und habt Euch dabei wieder mehrfach abgesichert. Die Idee, mit Jakobs Hacke einen Flößer zu beschuldigen, war nicht schlecht, und in Leonhart hattet Ihr für alle Fälle ein dankbares Opfer als Schuldigen, zumal nach seinem öffentlichen Streit mit Peitinger. Und Ihr spieltet das zynische Spiel mit den Psalmen weiter, habt Euch wieder nur bestimmter Verse bedient und den Tod des Pflegers ganz danach ausgerichtet. Es mußte nur noch jemand den Zusammenhang zwischen den Psalmen und Eurem Bruder herstellen.«
    »Ihr vergeßt, daß der Mord während der Nacht und außerhalb der Stadt geschah. Wie hätte einer von uns dies bewerkstelligen sollen?«
    »Dank Euch für den Hinweis, aber auch dies ist unschwer zu erraten. Einer bestimmten Schicht sind Tore nicht so verschlossen wie anderen, das werdet Ihr selbst ja wohl wissen. Zudem war Herr Rabenecker im Jahr vor seiner Ausweisung Pfleger des Spitals, und im letzten Jahr war es gar Euer Neffe, Herr Pütrich. Da ist es keine Schwierigkeit, sich den geeigneten Schlüssel nachzumachen oder zu besorgen, und Marquard Drächsel wird bestätigen, daß es mit der Sicherheit der Pforte beim Spital lange Zeit nicht zum besten stand.«
    »Wie lange muß ich mir noch Euren Unsinn anhören?« fragte Ludwig Pütrich händeringend.
    »Ihr seid zu ungeduldig, Herr Kaufmann, das war auch damals Euer Fehler. Ich erinnere mich, als Ihr mit dem Peitinger zur Lände kamt und mein Freund Paul nach dem Streit andeutete, daß Jakob vielleicht ermordet worden sei, da fragtet Ihr ganz interessiert, ob man denn etwas gefunden habe, was darauf hindeuten könne. Und ihr meintet damit natürlich den Psalm. Als aber auch nach Peitingers Tod noch immer nicht öffentlich von mysteriösen Psalmversen die Rede war und entsprechende Vermutungen angestellt wurden, da wurdet Ihr unruhig, denn Euer Plan drohte zu scheitern. Ihr habt daher versucht nachzuhelfen, habt dieses Blatt aus dem Psalter gerissen und es dem Richter vorgelegt mit der fadenscheinigen Erklärung, der Peitinger habe es nahe des Fasses mit dem toten Jakob gefunden und Euch kurz vor seinem Tod übergeben. Damit habt Ihr zwar ungewollt die Freilassung Leonhart Küchlmairs begünstigt, habt aber zugleich Euren ersten entscheidenden Fehler gemacht, wie Euch zuvor unschwer aufgegangen sein dürfte. Und Euer zweiter folgte sogleich.«
    »Nichts habt Ihr bewiesen«, zischte Ludwig Pütrich erbost, »gar nichts! Ihr seid gemeine Betrüger!«
    »Habt wenigstens diesmal Geduld«, rief Peter und ließ sich nicht beirren. »Denn die nun folgenden Ereignisse sind sehr verwoben und lassen sich nicht mit wenigen Worten entflechten. Bei Jakobs Leiche fanden wir auch ein Stück Pergament mit

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