Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
Vom Netzwerk:
Hitzewallungen fühlte sie sich zwar meist wacher und kräftiger, aber sie brachten sie auch durcheinander. Es fühlte sich an, als würde sie sich auf einem Bein hüpfend durch den Tag balancieren.
    Einmal kam Nina sie zusammen mit Eva besuchen.
    « Ihr seid mit den Rädern gekommen? Wusste gar nicht, dass ihr welche habt. »
    Noch überraschter war Jenny aber darüber, dass Eva mitgekommen war. Scheinbar hatte sie die nächtliche Heimfahrt auf Jennys Gepäckträger zutraulich gemacht.
    Nach dem Besuch der beiden Mädchen fühlte Jenny sich zum ersten Mal seit dem halluzinatorischen Blackout wieder wach und fit. Freunde waren eben Wunderheilmittel, gleich nach Schokolade.

    In dieser Nacht ging Jenny früh zu Bett. Es war ungewöhnlich heiß und sie hatte das Zimmerfenster weit aufgerissen. Hin und wieder strich ihr ein Luftzug übers Gesicht und wiegte sie in den Schlaf.
    Jenny schläft tief und fest. Sie spürt eine warme, raue Hand zärtlich über ihre Wangen streichen, übers Haar. Spürt, wie Wärme heilsam in sie einströmt und ihr Inneres erhellt. Hinter ihren geschlossenen Augenlidern pulsiert ein hellblauer Schleier, der tiefe Ruhe in ihr verbreitet. Tief atmet sie ihn in sich ein.
    Nicht aufwachen!
    Ein Luftzug streicht über ihr Haar.
    Jenny öffnete verschlafen die Augen. Durch das Fenster fiel das frühe Tageslicht.
    Schade! Solche Träume können ruhig öfters kommen.
    Zufrieden streckte sie sich.
    Seit einigen Tagen empfand Jenny Menschen und die dazu gehörende Geräuschkulisse als nervenaufreibend. Ständig wurde durcheinandergeredet, aneinander rumgezogen, gelacht. Sie fühlte sich wie eine wandelnde, offene Wunde, die mit Stößen bombardiert wurde.
    In der großen Pause gesellte sie sich zu ihrer Schwester Simone ins Rauchereck. Auch ein paar Schüler aus der Oberstufe, insbesondere Rene und Konrad, waren dort und standen nur ein paar Schritte von ihnen entfernt. Jenny strengte sich an, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, für die Momente in denen Rene in ihre Richtung blickte.
    « Hey Sister! » Simone flüsterte «der steht auf dich!»
    « Meinst du? » Jenny hatte Rene im Blick.
    « Na klar, der fragt mich ständig nach dir und kaum bist du hier, lässt er seine Angeberfreunde stehen, um mich was ganz Dringendes zu fragen. » Simone kicherte.
    « Hä? Von wem redest du? »
    « Na von Alfi! Pscht, da kommt er. » Simone grinste und sah zu Boden.
    Oh nein, dabei hab ich schon genug Probleme!
    Alfons war in Simones Parallelklasse und in Jennys Augen ein stumpfsinniger Mitläufer, der nie sagte, was er dachte, sondern das, was seinen Panzerknackerfreunden am besten gefiel.
    « Hi Mädels! Sieh mal einer an: die große und die kleine Krastl. » Alfons positionierte sich zwischen Simone und Jenny. « Jetzt brauch ich erst mal ne Zigarette. »
    Ja, und einen Liter Mundwasser.
    « Was gibt’s Neues, Jenny? »
    Sie zuckte teilnahmslos die Schultern und sah zu Rene.
    Na toll, jetzt schaut Rene her und der debile Alfons steht neben mir. Fehlt grad noch, dass er den Arm um mich legt.
    Alfons sah grinsend zu seinen Kumpels und zwinkerte ihnen zu. Dann wendete er sich wieder Jenny zu.
    « Na Kleines, wie wär’s mit nem Ritt auf meiner Rakete? », fragte er sie unvermittelt und stieß sie neckend mit dem Ellenbogen an.
    Mit offenem Mund staunte sie ihn an. « Träum weiter, Zigarrenstummel! », kam es ihr über die Lippen.
    So ziemlich alle im Rauchereck grölten vor Lachen.
    Nichts wie weg hier!
    Jenny war nicht zimperlich, was Sprücheklopfereien anging, aber vor Rene war es ihr unsagbar peinlich, wie Alfons mit ihr redete. Ohne sich zu verabschieden, ging sie.
    « Ich brüh dir dein Kaffeeböhnchen auf », rief Alfons ihr nach und machte zur Belustigung seiner Kumpels seltsame Schmatzgeräusche dazu.
    Glaubte er wirklich, er könnte so bei ihr landen?
    Jenny wurde langsamer, blieb schließlich stehen und wog, mit dem Rücken zum gespannten Schülerhaufen, ab, ob es wirklich so war, dass sie immer das letzte Wort haben musste. Dann drehte sie sich um.
    « Bis dahin ist deine Rakete doch längst hochgegangen! Versuch’s mal auf dem Schnellfeuer-Schießstand! » Jenny spuckte es aus, drehte sich um und ging weiter.
    Beim Umdrehen streifte ihr Blick kurz Renes und Konrads Gesicht und sie konnte sehen, dass sie beide lachten. Der ganze Schülerhaufen krümmte sich vor Lachen.
    « Ha, ha, wie witzig! », sagte Alfons und zog beleidigt in die andere Richtung ab.
    2:0 für mich.
    Schließlich musste keiner

Weitere Kostenlose Bücher