Der Waechter
weiter.
Im selben Moment ließ etwas tief in ihr drin sie wissen, dass das Kapitel Jenny liebt Rene endgültige abgeschlossen war.
11. Kapitel
Nina stand im Türrahmen von Jennys Klassenzimmer und winkte sie zu sich.
« Sag mal, was läuft denn da mit dir und Konrad? », fragte sie ungeduldig.
Nun hatte Jenny sich unendlich viele Gedanken um alles Mögliche gemacht. Vor allem um die Leute, die glauben könnten, dass sie Konrad hinterherlief, aber daran, was sie sagen sollte, wenn ihre Freundinnen sie nach ihm fragten, hatte sie keinen Gedanken verschwendet.
« Nichts », war das Einzige, was ihr so schnell einfiel.
« Wie, nichts? Ihr habt doch miteinander geredet. Und Heike hat erzählt, dass ihr gestern zusammen aus der Schule gegangen seid. Warum weiß ich nichts davon? Sind wir keine Freundinnen mehr? »
« Doch natürlich! Aber es ist nichts. Wir kennen uns nur vom Hallo sagen. Wenn wir uns unterhalten haben, dann bloß übers Wetter. Das war’s dann auch schon », haspelte sie.
« Verarschen kann ich mich selbst », sagte Nina sauer, drehte sich um und zog beleidigt ab.
Es würde nichts nützen ihr hinterher zu eilen. Was sollte sie sagen? « Ja weißt du, wir sind beide Humānimi und Konrad ist mein Wächter », so etwas in die Richtung? Sie brauchte dringend Evas Rat. Es schmerzte Jenny, Nina zu belügen. Dabei wollte sie doch jedes Detail mit ihr besprechen und ihre Meinung dazu hören. Aber etwas hielt sie davon ab. Ein tiefes, inneres Wissen. Sie konnte nicht abschätzen, was es für einfach beseelte Menschen bedeutete, von den Seelenträgern zu wissen. Auf einmal war alles so kompliziert geworden.
Mit dem Klingeln zum Schulschluss begann Jennys Herz, schneller zu schlagen. Zum einen, weil Konrad sie vor dem Ausgang erwarten wollte, zum anderen, weil sie bald von Samuel viele weitere Antworten zum Thema Animus-Beseelung erhalten würde. Konrad suchte die herausströmende Schülerschar nach Jenny ab. Als er sie entdeckte, nickte er ihr kurz zu. Sie war gerade vor ihm stehen geblieben, als Konrad jemandem hinter ihr zum Gruße zunickte. Es war Yvonne, die langsam an ihnen vorbeiging.
Schnippisch sagte sie: « Na Konrad, wieder mit deiner kleinen Freundin unterwegs? »
Konrad kümmerte sich nicht weiter darum, lächelte Jenny aufmunternd zu und wies ihr den Vortritt.
Cool!
Ruth freute sich über Jennys zweiten Besuch. Sie ließ es sich nicht nehmen, frischen Tee, Kaffee und Käsekuchen aufzutischen, ehe Jenny von Samuel anderweitig verplant wurde. Konrad war nach ihrer Ankunft die Holztreppe in den ersten Stock hinauf gegangen und wenige Minuten später in Sportklamotten im Keller verschwunden.
« Meine Liebe, ich bin so froh, dass gestern alles gut ausgegangen ist. Was war denn nur los, dass ihr mitten auf der Landstraße aus dem Auto gestiegen seid? Hat dir Samuel denn nicht deutlich genug gemacht, welche Gefahren auf dich lauern, sobald du als Unreifer auffällst? » Ruth sah Jenny mit großen Augen an.
Jenny schämte sich noch immer für ihr kindisches Verhalten und schob die Teetasse verlegen auf dem Unterteller hin und her. Da sie auf diese Frage überhaupt nicht vorbereitet war, umriss sie knapp Evas Beteiligung an dem Vorfall. Aber kaum hatte sie es ausgesprochen, ärgerte sie sich darüber. Es klang wie eine faule Ausrede, in die sie auch noch Eva mit reinzog.
« Wieso ist sie bei dir wegen dem Rucksack eingestiegen? Den hatte ich doch Konrad extra in den Kofferraum gepackt, damit du ihn am nächsten Tag hast. Keine Sorge, normalerweise rücken wir niemandem im Schlaf auf die Pelle. Ausnahmen sind lediglich zum Schutz, oder um den anderen mit Energie zu versorgen, wenn er sehr geschwächt ist. Aber normalerweise machen wir daraus kein Geheimnis und natürlich fragen wir den anderen vorher », nahm Ruth Stellung zu Jennys Vorwurf, der Bund würde sie ausspionieren.
Damit war für Ruth das Thema erledigt. Munter plauderte sie darauf los, wie toll Jenny reagiert habe, indem sie Cynthia mit ihrem Seelenkörper abgeholt hatte.
« Ich dachte wirklich ich hör nicht richtig. Dass du jetzt schon dein Fragment so verdichten kannst und Cynthia transportiert hast!? » Ruth schüttelte ungläubig den Kopf. « Das können nur ganz wenige Seelenträger. In der Regel sind es Wächter oder Weise, aber ein Seher? Es ist ein wahres Geschenk, deine Beseelung, mein Kind. Du wirst Großartiges vollbringen. »
Sicher hatte Ruth keine Ahnung, welche Last sie mit den paar Worten auf Jennys Schultern
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