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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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bestätigend.
    Benedict fuhr sich hilflos mit der Hand übers Gesicht.
    «Aaron», flehte er, «ich weiß, es ist verdammt lange her, dass du jung warst. Aber in Konrads Alter spielen noch ganz andere Dinge mit, die den Verstand vernebeln. Es ist die Hölle für ihn. Anders als es für einen vernarrten Ludwig sein könnte.»
    «Du sagst es, weißer Bruder. Ich kann es gut verstehen», rief Konstantin und warf beide Hände in die Luft.
    Agnetha warf Konstantin einen biestigen Blick zu und wandte sich schließlich ab.
    Jenny verstand nur Bahnhof. Was hatte es zu bedeuten, was Aaron gesagt hatte? Es musste die Prophezeiung sein, die er zitiert hatte. Ein Stück kam Jenny bekannt vor: weiblicher Humānimus, Sehen, Zeit-Dingens, soweit klar. Aber mit dem Rest konnte sie nichts anfangen. Was für ein Licht der Erde ? Sollte das so etwas heißen wie: die Welt retten? Das war nun wirklich zu viel für sie. Wenn sie nur noch mal zurückspulen und sich alles noch einmal anhören konnte. Was hatte Aaron genau gesagt? Jenny schwirrten die Worte im Kopf umher und unbemerkt dehnte sie ihre Energie weiter aus.
    Aaron wollte gerade das Wort ergreifen, als Cynthia erneut die Hand hob. «Pscht!», sagte sie. Einen kurzen Moment hielt sie inne. Dann sprang sie auf, riss die Tür auf und rannte wie von der Tarantel gestochen die Kellertreppe hinunter.
    Jenny erschrak und ihr Fragment streute kurz wie eine Splitterbombe in alle Richtungen, ehe es in ihren Körper zurückgezogen wurde. Plötzlich drehte sich alles um Jenny und ihre Übelkeit erreichte einen Höhepunkt. Kräftige Hände umfassten ihre Schultern und schüttelten sie. Als Jenny die Augen öffnete, sah sie in Cynthias erbostes Gesicht. Ihre Augen waren wütend zu Schlitzen verengt und das Grün der Augäpfel blitzte wie zwei Giftfrösche dahinter hervor.
    «Mach das nie wieder!», zischte sie Jenny zu und schüttelte sie nochmals. «Hörst du? Nie wieder!»
    Jenny starrte Cynthia ängstlich wie ein Küken an. «I … ich …», stammelte sie unbeholfen.
    Sie kippte fast zur Seite so schwach fühlte sie sich auf einmal. Hinter Cynthia hatten sich Arthur, Konrad, Eva und Ludwig versammelt.
    Konrad legte seine Hand auf Cynthias Schulter. «Es reicht, Cynthia. Krieg dich wieder ein!»
    «Sie hat sich in die Ratssitzung gestohlen und uns belauscht! Weißt du eigentlich, was es für ein Privileg ist, dass du hier sein kannst? Genügt es denn nicht, dass die Ratsmitglieder sich dir gegenüber enttarnt haben?», schnaubte sie wütend.
    «Ich … ich wollte …», weiter kam Jenny nicht.
    Ihr war als würde sie gleich von der Bank kippen. Das Sprechen fiel ihr schwer und glich eher einem Lallen.
    «Dummkopf!», beteuerte Cynthia zischend, drehte sich um und polterte wieder die Treppe hinauf.
    Jenny war zum Heulen zumute. Nicht im Traum hätte sie gedacht, dass einer der weißen Seelenträger jemals so mit ihr reden würde. Außer Konrad vielleicht. Langsam kam sie wieder zu Kräften, schaute in erwartungsvolle Gesichter.
    Eva kniete vor ihr, damit sie ihr direkt ins Gesicht sehen konnte.
    «Und?», fragte sie.
    «Ich hab mir nur vorgestellt, was die wohl da oben reden und schwupps war ich dort. Und dann wusste ich nicht mehr, wie ich zurückkomme», jammerte Jenny nicht ganz aufrichtig.
    «Was sie geredet haben, will ich wissen!», sagte Eva ungeduldig.
    «Eva!» Konrad und Arthur protestierten.
    Ludwig nicht.
    Trotzig schoss Jenny von der Bank hoch und wankte.
    «Woher soll ich das wissen? Cynthia hat mich doch sofort bemerkt», log sie.
    Was es auch immer zu bedeuten hatte, was dort oben gesprochen wurde, Jenny würde es nicht verraten. Sie wusste, dass sie das nicht hätte hören sollen und inzwischen wünschte sie sich, es nie gehört zu haben. Auf einmal überschwemmte es sie wie eine Schlammlawine: Sie sollte die Welt retten? Das war nun wirklich zu viel. Sie war ein ganz normales Mädchen. Nein, sie war ein ganz normaler Freak und keine Erfüllung von irgendwas. Und wie Cynthia sie angeschrien hatte. Wie kam sie dazu sich auf Menschen zu verlassen, die sie nicht leiden konnten? Doch am meisten schmerzte Jenny Konrad. Er musste sich über sie beklagt haben und sollte gegen den schmierig, lüsternen Ludwig ersetzt werden. Er ließ sie im Stich. Waren sie denn alle vollkommen durchgedreht?
    «Ich muss mal», sagte sie schließlich.
    Von der anstrengenden Seelenwanderung noch immer geschwächt, eierte sie durch den Trainingsraum und stieg die Treppe hinauf. Die Tür zum Esszimmer

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