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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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Haar und blaue Augen. Ihre Lippen waren dünn wie ein Strich, wodurch sie zunächst ernst wirkte. Bis sie Jenny freundlich anlächelte.
    « Und das ist Agnetha. Sie kommt aus Schweden », sagte Ruth.
    Kräftig schüttelte Agnetha Jenny die Hand.
    « Freut mich », sagten beide wie aus einem Mund und lachten darüber.
    « So meine Liebe, nun kennst du den Rat des Weißen Bundes. Bis auf Ludwig, Arthur, Eva und Konrad sind sie alle Ratsmitglieder », sagte Ruth und schob Jenny zu Konrad, sodass die beiden fast Arm in Arm dastanden.
    Als sie es bemerkten, machten beide einen Schritt zurück und sahen sich irritiert an.
    « Konrad, nimm Jenny mit runter! Damit wir anfangen können », wies Ruth ihn an, dann breitete sie die Arme aus und dirigierte die Ratsmitglieder wie eine Herde Schafe ins Esszimmer. « Und schicke Cynthia rauf! »

    Jenny saß auf der Bank am Rand des Trainingraums. Konrad und Arthur übten sich konzentriert im Schwertkampf. Ihre Fragmente dehnten sich aus und bildeten Ausläufer, die in die Schwerter flossen und die Hiebe beschleunigten. Eva stieß ihr Fragment gegen den Boden aus, sodass sie in die Höhe schoss. Dann sammelte sich ein Teil ihres pinkfarbenen Lichts im Bein und ließ es gegen Ludwig schnellen. Der antwortete auf Evas pinkfarbene Stoßwellen mit energiegestützten Arm- und Beinhieben, während er durch die Luft flog. Es glich einer Art Kung-Fu für Fortgeschrittene Seelenträger. Jenny schüttelte ungläubig den Kopf über Evas Stärke und Wendigkeit. Ludwig wirkte wie ein plumper Riese gegen sie und Jenny musste unweigerlich an die Comicfiguren Tom und Jerry denken. Obwohl Ludwig ausgiebig von Eva gefordert wurde, konnte er es nicht lassen, immer wieder zu Jenny rüberzuschielen. Sie vermutete, dass er sie beeindrucken wollte, denn während des Trainings bediente er sich besonderem Imponiergehabe. Er blähte sein Fragment bei jeder Gelegenheit angeberisch auf. Jenny versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass es ihr auffiel. Selbst wenn sie Interesse daran gehabt hätte, Ludwig genauer zu beobachten als nur aus den Augenwinkeln, hätte sie überhaupt keine Ressourcen dafür übrig gehabt. Eine Hälfte ihrer Blicke ruhte nämlich auf Konrad und die andere auf Arthur. Wobei sie mit den Mengenangaben sich selbst gegenüber nicht ganz ehrlich war: Es waren eher drei Viertel ihrer Blicke, die an Konrad hafteten und ein Viertel, die für Arthur blieben. Die beiden Männer waren in ihren Kampf vertieft und beachteten sie nicht weiter. Zum ersten Mal sah Jenny Arthurs Licht in Kampfbereitschaft. Es war ein kräftiges Dunkelblau, durchzogen von tiefvioletten Streifen. Jenny war sich sicher, dass die Tiefe der Farben für seine Erfahrung und sein Können sprach. Konrads helles Blau wies an einigen Stellen Kleckse von dunklerem Blau auf, die sich mit seinen Bewegungen wie kleine Schmetterlingsraupen ausdehnten und zusammenzogen. Für einen kurzen Moment glaubte sie, eine rosafarbene Kontur um sein Licht zu erkennen. Ein Rosa, wie es ihr von ihrem eigenen Fragment vertraut war. Vielleicht irrte sie sich aber auch, denn die Farben verschwammen alsbald ineinander und sie konnte sie nicht mehr zuordnen. Sie fokussierte ihre Augen, damit sie die Fragmente nicht gestreut, sondern als dünnen Film um die Körper wahrnahm. Es strengte sie auf Dauer zu sehr an, die volle Entfaltung der Energien wahrzunehmen. Kurz schloss sie die Augen, um sie zu entspannen. Es war zwar faszinierend, wie ein Humānimus kämpfte, aber im Moment interessierte sie viel mehr, was gerade ein Stockwerk über ihr in der Ratssitzung besprochen wurde. Es war ein dummer, ungezogener Gedanke, aber er kam Jenny trotzdem.
    Vielleicht kann mein Seelenkörper nach oben ins Esszimmer wandern. Da wär ich jetzt gern! Ich entspann mich einfach.
    Natürlich war es nicht erlaubt an der Sitzung teilzunehmen, ohne Ratsmitglied zu sein, doch vielleicht bemerkte niemand sie. Angespannt kaute Jenny auf ihrer Unterlippe. Cynthia war ihre größte Hürde. Wenn sie sich aber weit genug von ihr entfernt aufhalten würde, würde Cynthia ihre Energie vielleicht nicht sofort wahrnehmen. Wie weit flog so ein Gedanke eigentlich? Dann gab es noch Aaron und die anderen, die sie erst kennengelernt hatte. Sie wusste noch nichts von ihren Fähigkeiten. Vor allem Aaron schien kein Problem damit zu haben Energien zu lesen. Er war ein Weiser und Jenny war sich sicher, dass er sich mit jeder Energie verbinden konnte, mit der er wollte. Jenny wog weiter ab und

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