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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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Als ihre Blicke sich nun trafen, nickte er ihr ausdruckslos zu. Es traf Jenny wie ein Pfeil ins Herz.
    Nach der Schule wurde sie von ihrer Klassenlehrerin Frau Kümel aufgehalten, die sie auf ihre schlechten Zensuren ansprach. Jenny stand in Mathe auf einer glatten Fünf und in Geschichte schritt sie weiterhin auf eine zu. Frau Kümel legte ihr ans Herz, mehr zu lernen, da ihre Versetzung gefährdet war. Konrad brauchte sich solche Sorgen nicht zu machen. Er beherrschte den Stoff aus dem FF und arbeitete eine Klausur mühelos nach der anderen ab.

    «Was ist los mit dir?», fragte Benedict leicht gereizt während des Schwertkampftrainings. «Du bist schwach heute.»
    «Ich weiß nicht. Ich hab irgendwie keine Kraft. Ich kann die Energie nicht richtig konzentrieren», versuchte sie sich zu entschuldigen.
    Keinesfalls würde sie Benedict von ihren Sorgen wegen Konrad erzählen. Er würde nur wieder daran zweifeln, dass Konrad der richtige Wächter für sie war.
    «Du bist abgelenkt, das ist alles. Was ist los?»
    Sie antwortete nicht.
    «Ihr haltet mich für blöd, oder?» Benedict klang sauer und sah Jenny misstrauisch an.
    «Was meinst du?», fragte sie.
    «Was habt ihr? Streit? Hat er zu lange eine andere angeschaut? Hast du dich mit einem anderen unterhalten?» Benedicts Stimme vibrierte vor Anspannung.
    «Nein!», fauchte Jenny ihn an. «Es gibt keinen Grund sauer zu werden.»
    «Das sehe ich anders. Konrad ist seit gestern wie ausgewechselt und du bist ausgelutscht wie eine Eistüte. Das ist genau das, was ich nicht haben wollte.» Benedicts Augen funkelten wütend.
    Er ist Konrad so ähnlich!
    «Und das, wo es mir doch so gut gefällt!», schleuderte sie ihm sarkastisch entgegen. «Hm, was machen wir da nur?», sagte sie und tat übertrieben so, als würde sie ernsthaft überlegen.
    «Verarschen kann ich mich selber, Jenny.» Benedict wurde wieder ruhiger, dann senkte er den Kopf. «Es ist nicht gut, dass ihr zusammen seid», fuhr er ruhig fort. Zu ruhig in Jennys Ohren. Er meinte es ernst.
    Jenny bekam feuchte Augen. Sie merkte ja selbst, was es mit ihr machte, wenn etwas schief lief zwischen ihr und Konrad. Benedict hatte vollkommen recht gehabt, als er sagte, es würde sie beide gefährden, wenn sie sich zu nahe waren. Konrad wurde fahrig und sie schwach.
    «Warum habt ihr euch umentschieden und Konrad wieder als meinen Wächter eingesetzt?», fragte sie und spürte, dass ihr die Tränen die Wangen hinunterliefen.
    Benedict legte ihr die Hand auf die Schulter.
    «Weil ihr aus einem bestimmten Grund nicht zu trennen seid, Jenny. Wir mussten auf eure Vernunft vertrauen.» Seine Stimme klang sanft.
    «Wenn es um ihn geht, setzt mein Verstand einfach komplett aus», gestand sie verzweifelt. «Ich hasse das selbst. Aber ich kann nichts dagegen tun.»
    «Das wissen wir. Ihm geht es genauso. Das bringt eure Verbindung mit sich. Umso stärker müsst ihr sein, verstehst du? Allen Widrigkeiten zum Trotz!» Benedict suchte ihren Blick.
    Allen Widrigkeiten zum Trotz. Wo hab ich das schon mal gehört?
    «Was genau war denn?», wollte er wissen.
    «Wir sind gestern kurz eingenickt und irgendwie bin ich in eine seiner Erinnerungen gereist. Ich weiß nicht, wie genau das ablief, deshalb wollte ich ja mit Samuel sprechen. Es war etwas, worüber Konrad nichts erzählen wollte und nun habe ich es doch gesehen. Es hat ihn so getroffen, dass er komplett zugemacht hat.» Jennys Stimme vibrierte.
    «Was war es, das du gesehen hast?» In Benedicts Stimme schwang Beunruhigung mit.
    «Das spielt keine Rolle», antwortete sie schnell.
    Sie wollte ihm nicht sagen, was sie nicht einmal Konrad sagen wollte. Sie würde sich vorkommen, als ob sie ihn hinterginge.
    «Der Punkt ist, dass er sich von mir distanziert, weil er keine Geheimnisse mehr vor mir haben kann. Und das macht mich so fertig, dass ich nicht mehr klar denken kann.» Schluchzend brach sie in Tränen aus und hielt sich die Hand vors Gesicht.
    Benedict drückte ihren Kopf an seinen Oberkörper.
    «Du weißt doch aber, dass es nicht gegen dich geht, oder?»
    «Ich glaube schon», antwortete Jenny.
    «Er kriegt sich wieder ein, Kleine. Wenn nicht geh ich und verhau ihn.»
    Jenny lachte schluchzend.

    In Anbetracht der Tatsache, dass Jenny zu nichts mehr zu gebrauchen war, brach Benedict das Kampftraining ab. Während er sich noch etwas im Keller austobte, wartete Jenny im Arbeitszimmer auf die Rückkehr von Samuel und Ruth.
    «Hey.» Konrad stand in der Tür.
    Musste er es sich

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