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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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nahmen den kürzesten Weg zum Bund, der an der Straße zum Schulgelände entlang führte. Konrad ging etwa fünfzig Meter vor Jenny. Sie schaute in den Himmel und sog die letzten Sonnenstrahlen des Tages in sich ein. Als sie das nächste Mal vor sich blickte, sah sie, dass Konrad stehen geblieben war. Kurz drehte er sich zu ihr und Eva, die hundert Meter hinter ihr ging, um. Konrads Blick folgend sah Jenny, wie Eva auf sie zugerannt kam. Und ohne, dass sie ihre Energie aktiviert hatte, konnte sie Konrads hellblaue Kontur aufleuchten sehen. Sie sah es und im gleichen Moment flog ein grünes Auto wenige Meter vor Konrad über die Straßenkuppel und jagte in Jennys Richtung. Konrad stieß sich sofort vom Boden ab und sprang auf das Dach des Autos, legte sich darauf, rammte seine Faust in das Fahrerfenster und griff hinein. Im einen Augenwinkel sah Jenny Eva auf sich zufliegen, im anderen rieselte ein Schatten vom Himmel herunter. Vor ihr griff Konrad vom Wagendach herab durch das Fenster nach dem, der das Auto lenkte. Etwas im Beifahrerfenster blitzte auf und nahm kerzengerade auf Jenny Kurs. Es war ein Reflex, der ihre Hände nach oben riss und die Anspannung herausplatzen ließ. Mit aufgerissenen Augen starrte sie dem Ding entgegen, das auf sie zuraste. Die Luft um sie verdichtete sich zu einer starren Masse, je stärker Jenny sich anspannte. Von allen Seiten drückte es auf ihren Körper, als stecke sie in feuchtem Zement. Das Geschehen um sie herum lief im Zeitlupentempo ab. Aber ihre Gedanken rasten unverändert schnell. Das Auto bewegte sich kaum noch. Jenny hätte darauf zugehen und einsteigen können. Erst fiel es ihr schwer sich zu bewegen, dann lockerte sie instinktiv die Anspannung unmittelbar um ihren Körper. Ein Blick nach links zeigte ihr Konstantin, der sich fast noch im Flug befand und kaum sichtbar zu Boden glitt. Rechts von ihr sah sie in Evas, von Angriffslust verzerrtes Gesicht, das sich kaum regte. Dann sah sie das Ding vor sich schweben. Wenige Zentimeter vor Jennys Oberkörper hing ein silbrig funkelnder Dolch geradlinig in ihrer unsichtbaren Mauer der Abwehr. Jenny spürte die vertraute Übelkeit, die sie überkam, wenn ihre Kräfte sie überforderten. Gerade noch drehte sie sich zur Seite, als ihre Anspannung in sie zurück schnalzte und das Messer entlang ihrer Brust vorbei flog. Da kam auch schon Eva auf sie zugeflogen und riss sie zu Boden. Das Messer landete klirrend an dem Gemäuer der Berufsschule hinter ihr. Jenny hob ihren Kopf und sah, wie Konrad an der einen Seite des Autos hing und Konstantin an der anderen. Dann verlor sie die beiden aus den Augen. Erschöpft legte sie ihren Kopf zurück. Einen Moment später hörte sie schnelle Schritte auf sich zukommen.
    «Jenny!» Konrad kniete sich neben sie, strich ihre Haare aus dem Gesicht und fuhr mit der Hand unter ihren Kopf.
    Eva richtete sich zu Jennys Linken wieder auf.
    Jenny winkte ab. «Mir geht es gut. Nur ein bisschen schlecht ist mir.»
    Aus eigener Kraft versuchte sie sich aufzurappeln, aber da hatte Konrad sie schon am Rücken und in den Kniekehlen genommen und hochgehoben. Sie spürte, wie ihr die Luft um die Ohren wehte, hörte, wie Konrads Herz schneller schlug, sein Mantel im Sog der Geschwindigkeit flatterte. Jenny öffnete die Augen, sah das Gymnasium an ihr vorbeigleiten, dann die ersten Wohnhäuser. Eine Tür fiel laut ins Schloss.
    «Was ist passiert!» Aufgeregte Stimmen wehten böenartig an ihr Ohr.
    «Mir geht es gut. Glaubt mir doch! Ich kenn das schon. Es ist gleich wieder vorbei.»
    Jenny spürte Ruths Hände auf ihrem Arm, sah ihr Licht warm in sich hinein fluten. Wenige Minuten später war Jenny wieder wohlauf. Als sie ihren Pullover zurechtzupfte, entdeckte sie rote Flecken darauf.
    «Tut mir leid, die sind von mir.» Konrad hob die linke Hand, die in einen weißen Verband gewickelt war.
    Er setzte sich neben Jenny und legte die andere Hand um ihre Hüfte. Fest drückte sie sich an ihn.
    «Ist es schlimm?», fragte sie.
    «Nur Schürfwunden.»
    Jenny wusste, dass das nicht stimmte. Konrad musste sich bei dem Schlag ins Fahrerfenster die Hand richtiggehend zerschnitten haben.
    «Darum auch der große Verband», spottete sie.
    «Der ist nur um Eindruck zu schinden», sagte er mit einem verschmitzten Grinsen.
    Fest zog er sie an sich.
    «Das ganze Training nützt nichts», warf Jenny in die Runde. «Ich hatte keine Ahnung was ich tun soll. Ich stand einfach nur da wie eine Zielscheibe. Ich weiß nicht, was ich

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