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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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untere Fach des Wagens gelegt hatte, bedeckte er es mit einem Geschirrhandtuch.
    Vorläufig fiel ihm nichts mehr ein, was er aus der Küche brauchen konnte. Monsieur Hachette – der momentan einkaufte und dabei zweifellos auch aus der Haut schlüpfte, um sich ein neues Schuppenkleid zuzulegen – würde sich zwar erst in ein paar Stunden in den Palazzo Rospo zurückschlängeln, aber Fric hatte es trotzdem eilig, das Revier des Küchenchefs zu verlassen.
    Den Personalaufzug zu benutzen war zu gefährlich, weil er sich im Westflügel befand, nicht weit von Mr. Trumans Wohnung entfernt. Fric hoffte, dem Sicherheitschef aus dem Weg gehen zu können. Der Hauptaufzug am Ostende des Nordflurs war sicherer.
    Mit einem Mal von schuldbewusster Hast ergriffen, schob er den Wagen durch die Schwingtür in den Flur, wandte sich nach rechts – und wäre um ein Haar mit Mr. Truman zusammengestoßen.
    »Du bist heute Morgen aber früh auf den Beinen, Fric.«
    »Äh, viel zu tun, allerhand Sachen, Sie wissen schon«, murmelte Fric und verfluchte sich im Stillen, weil er unehrlich, zerknirscht und haargenau wie ein zerstreuter Hobbit klang.
    »Was soll das alles?«, fragte Mr. Truman und zeigte auf das ganze Zeug auf dem Wagen.
    »Ach, das. Für mein Zimmer; Sachen, die ich brauche; bloß ein paar Sachen für mein Zimmer.« Fric blamierte sich unsterblich; er klang erbärmlich, durchsichtig, einfach bescheuert. »Bloß was zum Trinken und Knabbern, so Zeug halt«, fügte er hinzu und hätte sich am liebsten selbst eine Ohrfeige verpasst.
    »Du wirst noch eins von den Hausmädchen arbeitslos machen.«
    »Oh. Nein, das will ich wirklich nicht.« Schnauze , Schnauze , Schnauze !, befahl er sich, nur um trotzdem weiterzuplappern: »Ich mag die Hausmädchen.«
    »Alles in Ordnung, Fric?«
    »Klar. Mir geht’s gut. Und Ihnen?«
    Stirnrunzelnd betrachtete Mr. Truman weiterhin die Sachen auf dem Wagen. »Ich wollte mit dir noch mal über diese Anrufe sprechen.«
    Froh darüber, dass er das Messer mit einem Geschirrtuch getarnt hatte, sagte Fric: »Was für Anrufe?«
    »Die von dem Schnaufer.«
    »Ach ja. Der Schnaufer.«
    »Bist du dir sicher, dass er nichts zu dir gesagt hat?«
    »Er hat geschnauft. Einfach bloß geschnauft.«
    »Das Komische an der Sache ist – keiner der Anrufe, von denen du mir erzählt hast, findet sich auf der Telefonliste im Computer wieder.«
    Tja, kein Wunder. Da Fric nun wusste, dass diese Anrufe von einem übernatürlichen, durch Spiegel schreitenden Wesen stammten, das sich als Schutzengel bezeichnete und sich nur der Vorstellung eines Telefons bediente, war er nicht erstaunt, dass der Computer nichts aufgezeichnet hatte. Es war ihm auch kein Rätsel mehr, wieso Mr. Truman den letzten Anruf nicht entgegengenommen hatte, obwohl das Telefon schier ewig geläutet hatte: Offenbar wusste der Mysteriöse Anrufer immer, wo Fric sich gerade aufhielt – ob im Eisenbahnzimmer, im Weinkeller oder in der Bibliothek –, und benutzte seine unheimlichen Kräfte und die Vorstellung eines Telefons, um Frics Rufton nicht im ganzen Haus ertönen zu lassen, sondern nur in dem Zimmer, in dem Fric ihn hören konnte.
    Fric sehnte sich danach, Mr. Truman diese irrsinnige Situation zu erklären und ihm von den merkwürdigen Dingen zu berichten, die sich in der Nacht ereignet hatten. Aber kaum machte er sich daran, genügend Mut zu fassen, um sich die Sache von der Seele zu reden, musste er wieder an die sechs Psychiater denken, die alle nur scharf darauf waren, sich hunderttausende von Dollar zu verdienen, indem sie ihn auf eine Couch setzten und mit ihm über die stressige Situation redeten, das einzige Kind des größten Filmstars der Welt zu sein – so lange, bis er entweder zerplatzte oder nach Montana zum Arsch der Welt entkam.
    »Versteh mich nicht falsch, Fric. Ich will gar nicht behaupten, dass du die Anrufe erfunden hast. Ich bin mir sogar sicher, dass du das nicht getan hast.«
    Frics Hände, mit denen er den Griff des Wagens fest umklammerte, waren feucht geworden. Er wischte sie an den Hosenbeinen ab, merkte aber sofort, dass das ein Fehler war. Wahrscheinlich bekam jeder miese, schäbige Verbrecher auf der Welt feuchte Hände, wenn er einem Polizisten gegenüberstand.
    »Sicher bin ich mir deshalb«, fuhr Mr. Truman fort, »weil mich gestern Abend jemand auf einem meiner Privatanschlüsse angerufen hat, was der Computer auch nicht aufgezeichnet hat.«
    Verblüfft hörte Fric auf, sich die Hände abzuwischen. »War das

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