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Der Wächter

Der Wächter

Titel: Der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Rettungswagen, der ihm am nächsten war. Er zögerte kurz, dann öffnete er die Hecktür.
    An den Längsseiten der Kabine waren unter der Decke rote Flittergirlanden angebracht. Daran hingen sechs mal drei Glöckchen, jeweils am Anfang, in der Mitte und am Ende.
    »Hier«, sagte Hazard, der am zweiten Wagen stand.
    Ethan trat zu ihm an die Hecktür.
    Zwei rote Girlanden, nur fünfmal drei Glöckchen. Die drei, die in der Mitte des rechten Strangs fehlten, hatte er erhalten, als er im Sterben lag.
    Ein kaltes, druckvolles Zittern bewegte sich langsam an seinem Rücken hinab. Es war ein Gefühl, als würde die fleischlose Spitze eines Knochenfingers am Rückgrat entlangfahren, von den Halswirbeln bis zum Steißbein.
    »Nur eine Schnur mit drei Glöckchen fehlt, aber wir haben zusammen zwei«, sagte Hazard.
    »Vielleicht auch nicht. Vielleicht handelt es sich um dieselben.«
    »Wie bitte?«
    Hinter ihnen meldete sich auf einmal eine Männerstimme. »Haben Sie sich verlaufen?«
    Ethan drehte sich um und sah just jenen Sanitäter vor sich, der sich vor kaum vierundzwanzig Stunden im dahinrasenden Rettungswagen um ihn gekümmert hatte.
    Als er vor dem Blumenladen die Glöckchen bemerkt hatte, die er in der Hand hielt, war ihm das schon wie schwarze Magie vorgekommen. Nun, da er diesem Mann gegenüberstand, den er bisher nur im Traum gesehen hatte, erschien ihm sein Tod im Rettungswagen fast als Tatsache, obwohl er doch immer noch atmete, immer noch lebte.
    Der Schock des Wiedererkennens beruhte allerdings nicht auf Gegenseitigkeit. Vielmehr betrachtete der Sanitäter Ethan nicht interessierter als einen ihm völlig Fremden.
    Hazard ließ seine Dienstmarke aufblitzen. »Wie heißen Sie, Sir?«
    »Cameron Sheen.«
    »Mr. Sheen, wir müssen wissen, welche Einsätze der Wagen hier gestern Nachmittag hatte.«
    »Um wie viel Uhr genau?«, fragte der Sanitäter.
    Hazard sah Ethan an. Der fand irgendwie seine Stimme wieder. »Zwischen sechzehn und siebzehn Uhr.«
    »Da war ich damit unterwegs, zusammen mit Rick Laslow«, sagte Sheen. »Ein paar Minuten nach fünf haben wir einen Funkspruch der Polizei empfangen, Kode elfachtzig, ein Unfall mit Schwerverletzten, an der Ecke Westwood Boulevard und Wilshire.«
    Das war meilenweit von dem Ort entfernt, an dem Ethan von dem Chrysler erwischt worden war.
    »Ein Honda hatte sich mit ’nem Hummer angelegt«, fuhr Sheen fort. »Wir haben den Fahrer in unseren Wagen geschoben. Er sah aus, als wäre er mit ’nem Laster kollidiert, nicht bloß mit einem Hummer. Wir haben ihn in persönlicher Bestzeit in die Notaufnahme geschafft, und soweit ich weiß, hat man ihn wieder mehr oder weniger zusammengeflickt.«
    Ethan nannte die beiden Straßen, die sich in der Nähe des Blumenladens kreuzten. »Haben Sie manchmal Einsätze so weit im Westen?«, fragte er.
    »Klar. Wenn wir nicht im Vorhinein meinen, dass wir im Stau stecken bleiben, fahren wir überallhin, wo Blut fließt.«
    »Wurden Sie gestern zu dieser Kreuzung gerufen?«
    Der Sanitäter schüttelte den Kopf. »Wir nicht. Vielleicht einer von den anderen Wagen. Sie können das ja im Einsatzbuch nachschauen.«
    »Sie kommen mir bekannt vor«, sagte Ethan. »Haben wir uns schon mal irgendwo gesehen?«
    Sheen legte die Stirn in Falten. Offenbar durchforschte er sein Gedächtnis. »Nicht, dass ich wüsste«, sagte er schließlich. »Also, wollen Sie sich nun das Einsatzbuch anschauen oder nicht?«
    »Nein«, sagte Hazard, »aber da ist noch etwas.« Er deutete auf die rechte Girlande. »Die mittleren Glöckchen fehlen.«
    Sheen schaute in den Rettungswagen. »Da fehlen Glöckchen? Ach ja, tatsächlich. Was ist damit?«
    »Wir würden gern wissen, was mit denen geschehen ist.«
    Vor Verblüffung schnitt Sheen eine Grimasse. »Wie bitte? Mit den Glöckchen? Während ich im Dienst war, ist nichts damit passiert, jedenfalls ist mir nichts aufgefallen. Aber vielleicht kann Ihnen da ja einer meiner Kollegen weiterhelfen.«
    Hazard sah Ethan an. Als dieser mit den Achseln zuckte, schlug er die Hecktür zu.
    Sheens Verblüffung verwandelte sich in Fassungslosigkeit. »Wollen Sie etwa sagen, man hat zwei Kriminalbeamte hergeschickt, bloß weil jemand ein paar Weihnachtsglöckchen für zwei Dollar geklaut hat?«
    Darauf hatten weder Ethan noch Hazard eine Antwort.
    Eigentlich hätte Sheen sich damit zufrieden geben sollen, aber wie eine Menge Zeitgenossen hatte er keine Ahnung, was ein Job bei der Polizei wirklich bedeutete, weshalb er sich allen Cops

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