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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Stadt zu gehen. Es war nun vier Monate her, seit sie ihn das erste Mal gefragt hatten. Heute war sein vierundzwanzigster Geburtstag, und sie hatten ihn gedrängt, miteinander zu feiern. Immer noch besser, als zu Hause rumzusitzen, dachte er. Das war, bevor es begonnen hatte zu regnen.
    Das Snoopy war ihr alter Treffpunkt gewesen. Hier hatte er sich schon Millionen Mal mit seinen Kumpeln Jimmy, Allan und Kenneth besoffen. Sie waren » die Jungs von der Holmbladsgade«. Er war mit ihnen zusammen aufgewachsen, aber allmählich sahen sie sich in immer größeren Abständen. In seinem Fall lag das am Militärdienst und dem Auslandseinsatz. Allan, wusste er, war Vater geworden. Bei Jimmy und Kenneth war alles unverändert. Kein Job, kein Geld. Dennoch hatten sie ein paar Lines Speed organisiert, die sie ihm zum Geburtstag schenkten. Er wollte mit dem Zeug nichts zu tun haben und hatte sich den ganzen Abend damit begnügt, Bier zu trinken. Die anderen hatten sich gierig sein Geschenk geteilt.
    » Die lassen hier inzwischen wirklich jeden rein«, sagte Jimmy und wies mit dem Kopf auf eine Gruppe von ausländischen Jungs, die gerade hineingingen. » Sind das nicht solche Kanaken, die du in Afghanistan abgeknallt hast?« Er grinste breit und stieß Benjamin in die Seite.
    Benjamin antwortete nicht. Jimmy tat so, als hielte er eine Maschinenpistole in der Hand und feuerte eine Salve auf die Ausländer ab. » Ratatatata!«, rief er und ließ seine imaginäre Waffe durch die Luft schweifen.
    » Ganz ruhig. Wir wollen ja schließlich auch rein«, sagte Benjamin.
    Jimmy hielt inne. » Du bist echt ein verdammter Langweiler geworden, seit du wieder zu Hause bist. Stimmt’s, Jungs?«
    Kenneth war schon voll und schwankte hin und her. » Ein verfickter Langweiler«, bestätigte er und rülpste. » Du bist doch kein Psycho geworden, oder?«
    Benjamin zeigte ihnen den Mittelfinger. » Hab nur keine Lust, hier im Regen zu stehen. Ich brauch jetzt einen Schnaps.«
    » Schnaaaaps!«, brüllte Jimmy über die Schlange hinweg.
    Zwanzig Minuten später waren sie im Warmen.
    Benjamin stellte sich an die Bar. Er ignorierte den Barkeeper und wartete, bis das Mädchen mit den pinkfarbenen Haaren und dem engen weißen Top zu ihm herüberkam. Mit feuchten Lippen und Kaugummi im Mund fragte sie ihn, was er haben wolle. Er bestellte eine Flasche Wodka mit Wasser. Das Mädchen nickte träge und holte die Flasche.
    Benjamin drehte den Kopf und betrachtete die anderen Gäste, die an der Bar standen. Darunter auch ein paar Bier trinkende Veteranen. Ungefähr zehn Jahre älter als er, trugen sie ausnahmslos ihre Khakihemden, damit alle sehen konnten, dass sie gedient hatten. Bestimmt auf dem Balkan, wo im Grunde nichts passiert war. Jedenfalls nicht im Vergleich zu dem, was er durchgemacht hatte. Jetzt hingen sie hier rum und tauschten alte Soldatengeschichten aus. Immer dasselbe, Wochenende für Wochenende. Nie im Leben wollte er so enden. Er musste irgendeine Beschäftigung finden, jetzt, nachdem er bei der Truppe aufgehört hatte. Glücklicherweise hatte er auch schon ein paar Ideen.
    Das Mädchen mit den pinkfarbenen Haaren kehrte mit dem Wodka zurück, einem Eimer mit Eiswürfeln und einer Kanne Cola. Sie wollte sechshundert Kronen haben.
    » Noch mehr Eis bitte, ich muss mich abkühlen.« Er lächelte sie zweideutig an, was sie mit leicht geöffneten Lippen erwiderte. Sie schaufelte noch ein paar Eiswürfel in den Eimer und schob ihn zu ihm hinüber.
    Er gab ihr einen Fünfziger als Trinkgeld, den sie tief in die Tasche ihrer abgeschnittenen Jeans steckte. Er betrachtete ihren Hintern, als sie zum anderen Ende der Bar ging. Die machte die Männer scharf, ließ sie aber nicht an sich ran. Er stellte sie sich nackt vor. Glatt rasierte, gepiercte Muschi und ein paar Tattoos auf dem mageren Körper. Die hatte bestimmt auch Plastiktitten. Im Camp hatte es nicht einen einzigen Tag gegeben, an dem er sich nicht zu Fotos von solchen Schlampen einen runtergeholt hatte. Das war die beliebteste Freizeitbeschäftigung in Helmand gewesen.
    Benjamin und seine Kumpel schauten sich nach einem Sitzplatz um, doch alle Sofas waren belegt. Also nahmen sie mit einem der Stehtische vorlieb, von denen man die in Stroboskoplicht getauchte Tanzfläche beobachten konnte. Der penetrante Geruch nach Bananenöl lag in der Luft.
    Vier ausländische Jungs standen beieinander und riefen ein paar Mädels auf der Tanzfläche etwas zu. Benjamin sah, dass der Rausschmeißer auf der

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