Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
aus der Innentasche ihrer Jacke.
Tom warf einen Blick auf die Schachtel. » Das hier ist ein Nichtraucherwagen.« Er klang wie ein Taxifahrer mit nervösem Magen.
Sie steckte die Schachtel wieder ein, während sie schweigend weiterfuhren.
Sie spürte, wie ihr Zorn allmählich wuchs. Erinnerte sich an sein schleimiges Lächeln im Zeugenstand. Sah im Geiste vor sich, wie er in ihr Büro einzog und sich von ihrem Dezernat für seine Versetzung zum PET feiern ließ, als wäre er James Bond. Sosehr sie sich auch sagte, dass er ihren Zorn nicht wert war, sie konnte sich einfach nicht wieder abregen. » Wie ist die Arbeit beim PET , Tom?«
» Ausgezeichnet«, antwortete er rasch.
» Du hast doch bestimmt gedacht, dass du da mehr als Chauffeur bist, oder?«
» Ich kann dir versichern, dass ich dort auch andere Aufgaben wahrnehme.« Er lächelte nervös.
» Und war es das wirklich wert, dass du mich und die Kollegen deswegen denunzieren musstest?«
Er schluckte. » Ich finde wirklich, dass wir darüber nicht diskutieren sollten.«
» Aber warum denn? Ist dir das so unangenehm?«
» Überhaupt nicht«, antwortete er mit gespielter Überzeugung. » Aber es ist unserer neuen Aufgabe nicht dienlich.«
» Ich versuche nur zu verstehen, was jemand, mit dem ich sechs Jahre zusammengearbeitet habe, dessen Vorgesetzte ich war und den ich immer wieder in Schutz genommen habe, was also so jemanden dazu bringt, mir in den Rücken zu fallen.«
» Katrine, du weißt doch genauso gut wie ich, dass ihr zu weit gegangen seid. Das kannst du weder mir noch irgendjemandem sonst vorwerfen.«
» Wir haben auch einen kleinen Jungen gerettet.«
Tom schüttelte den Kopf. » Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ihr habt eure Aggressionen an Søren Rohde ausgelassen.«
Sie biss sich in die Wangen. » Schon möglich. Ich freue mich, dass du dich so genau mit der Sache befasst hast, da du ja auch den Ruhm für die Aufklärung eingesackt hast.«
» Das war die Einschätzung der Führungsetage. Ich habe die ganze Zeit nur nach meinem Gewissen gehandelt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
Sie starrte ihn ungläubig an. » Nach deinem Gewissen? Was für ein schönes Wort, Tom. Dann erzähl mir mal, warum sich dein Gewissen erst eine Woche später gemeldet hat. Und warum du in der Zwischenzeit nicht ein einziges Wort zu mir gesagt hast.«
» Weil ich wollte, dass sie dich aus dem Verkehr ziehen.« Zum ersten Mal, seit sie zu ihm ins Auto gestiegen war, sah er ihr ins Gesicht.
» Du bist ein Falschspieler, Tom, weißt du das?«
Ein feines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. » Du kannst mich nennen wie du willst, Katrine.«
Er nahm die Ausfahrt 19 bei Buddinge und fuhr in Richtung Klausdalsbrovej.
Sie atmete tief durch. » Hast du schon mal den Ausdruck ›mit den Füßen nach oben begraben‹ gehört, Tom?«
» Du hast dich selbst begraben, Katrine.«
» Das bedeutet, dass man jemanden ›hochlobt‹, damit man ihn loswird.«
Tom warf ihr einen verstohlenen Blick zu.
Sie lächelte. » War der Job beim PET deine eigene Idee, oder hat dich ein ›Headhunter‹ abgeworben?« Sie malte Anführungszeichen in die Luft.
Tom zwinkerte nervös. Sie wusste nicht, ob sie recht hatte, doch zumindest hatte sie ihn verunsichert. Hatte ihn an einem wunden Punkt getroffen.
Sie passierten das Eingangstor der Geheimdienstzentrale und fuhren in die Parkgarage, wo Storm und einige Mitarbeiter schon auf sie warteten. Tom parkte den Wagen und drehte sich zu Katrine um.
» Ich hoffe, du genießt den Tag beim PET . Es wird dein erster und dein letzter sein. Die gute Nachricht ist die, dass du deine Situation unmöglich noch schlimmer machen kannst, als sie sowieso schon ist.«
Sie zeigte ihm so demonstrativ den Mittelfinger, dass dies alle außerhalb des Fahrzeugs sehen konnten.
» Sehr reif, Katrine, wirklich eine sehr reife Reaktion.«
Katrine wurde in der Parkgarage durch einen schmalen Gang geführt, bis sie einen Depotraum erreichten. Sie war erleichtert darüber, nicht durch die oben gelegenen Abteilungen geführt zu werden, wo man sie nur angestarrt hätte. Die eingelagerten Büromöbel waren an die Wände geschoben worden, sodass in der Mitte Platz genug für einen Schreibtisch und ein Whiteboard war. Auf dem Tisch lag ein offener Metallkoffer mit sechs drahtlosen Mikrofonen und drei Mikrokameras. Storm trat an die Tafel und drehte sich um.
» Hört zu, wir haben es ein bisschen eilig«, begann er. » Katrine Bergman wird uns heute
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