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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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das Haus überschrieb. Es war in vielen Architekturbüchern abgebildet worden und hatte zahlreiche Preise gewonnen, was noch das Positivste war, was sich über das Haus sagen ließ.
    Im ersten Stock war immer noch Licht im Kinderzimmer, was entweder bedeutete, dass Helle noch damit beschäftigt war, die Kinder ins Bett zu bringen, oder dass sie darum gebeten hatten, das Licht brennen zu lassen, wie sie es manchmal taten, wenn eine von ihnen Albträume hatte. Wenn er es heute nicht schaffte, ihnen einen Gutenachtkuss zu geben, würde das zum achten oder neunten Mal hintereinander geschehen. Seit seiner Beförderung hatte er kaum noch Zeit für sie, was ihn mehr belastete als alles andere. Doch wusste er nicht, wie dieses Problem zu lösen war.
    Er stieg aus dem Wagen und ging auf das Haus zu. Mitten auf dem Weg lag eines der Dreiräder der Mädchen. Er trug es zur Haustür und stellte es dort hin. Genau wie sein Vater es früher mit seinem Dreirad getan hätte.
    Sein Vater …
    Er zog den Schlüssel aus der Tasche und schloss die Tür auf. Nachdem er eingetreten war, drückte er sie behutsam ins Schloss und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Hier war es angenehm warm. Er roch das Feuer im Kamin und das Shampoo der Mädchen. Fast konnte er hören, wie sie aus dem Badezimmer stürmten und gemeinsam mit ihrer Mutter noch ein bisschen herumtollten, ehe sie Helle ins Bett brachte.
    *
    Der schwarze Mercedes hielt gegenüber von Storms Haus unter der großen Ulme, die das Mondlicht abhielt.
    » Er ist jetzt zu Hause«, sprach ein Mann mittleren Alters mit eisblauen Augen in das Mikrofon, das über der Seitenscheibe angebracht war.
    » Ausgezeichnet, Vagn«, kam eine metallische Stimme aus dem Lautsprecher.
    » Soll ich die Observierung fortsetzen?«
    Es entstand eine kurze Pause, ehe die Stimme antwortete: » Ja, bitte. Bis du ganz sicher bist, dass er ins Bett gegangen ist.«
    » Verstanden«, entgegnete er, ohne den Blick vom Wohnzimmerfenster abzuwenden, wo Storm die Jalousien heruntergelassen hatte.
    » Wir schätzen deinen Einsatz.«
    » Danke. Das ist eine Ehre.«
    » Fürs Protokoll.«
    » Fürs Protokoll«, erwiderte Vagn. Seine Augen funkelten. Es war eine gute Zeit. Eine erhebende Zeit.

19
    Benjamin betrat die Eingangshalle von Valhal Securities. Er hatte den Bus zum Industriegebiet in Avedøre genommen, wo sich die Firma in einem riesigen Gebäude aus Stahl und Glas befand. Es war nicht leicht gewesen, den richtigen Weg zu finden. Eine halbe Stunde lang war er zwischen den Fabriken und Firmengebäuden hin und her geirrt, ehe er die richtige Adresse gefunden hatte.
    Er musste die lange Halle durchqueren, die einem Flughafen-Terminal glich, um zur Rezeption am anderen Ende zu gelangen. Eine attraktive Frau Ende dreißig in einem schwarzen Kostüm fragte, was sie für ihn tun könne.
    » Ich … habe eine Verabredung … um 11 Uhr.« Er zog einen Zettel aus der Hosentasche und faltete ihn auseinander. » Mit Herrn Løven…gren.«
    Sie bat ihn Platz zu nehmen. Benjamin ging zur Sitzgruppe hinüber und setzte sich auf eines der Mies-van-der-Rohe-Sofas. An der Wand hing ein riesiger Flachbildschirm, auf dem ein Werbespot der Firma lief. Der Spot war sehr spannend gemacht und erinnerte an einen amerikanischen Spielfilm. » Valhal Securities, Ihre Sicherheit ist unsere Verantwortung«, sagte eine Stimme am Ende des Films. Dann begann er wieder von vorn.
    Benjamin betrachtete seine schwarzen, blank polierten Schuhe. » Sei ganz du selbst«, hatte L. T. gesagt, als sie neulich telefoniert hatten. Der Satz machte ihm Angst. Am liebsten wollte er jemand anders sein. Vor allem so cool wie L. T. Er musterte das elegante Interieur. Er war vollkommen falsch hier. Er würde sich lächerlich machen. Warum sollten sie ausgerechnet ihm einen Job geben? Dass er nicht sofort wieder von hier verschwand, lag nur daran, dass er bereits seine Bewerbung samt seinem polizeilichen Führungszeugnis sowie seinen Dienstpapieren eingereicht hatte. Er hatte L. T. gefragt, ob er ebenfalls anwesend sein würde, aber der hatte einen Auftrag in Übersee zu erledigen. Stattdessen würde ihn der Direktor Karl Løvengren persönlich empfangen. Obwohl Benjamin drei der gelben Pillen geschluckt hatte, schlug ihm das Herz bis zum Hals, und er hatte Schwierigkeiten, seine Atmung zu kontrollieren. Er öffnete den obersten Hemdknopf, um sich ein bisschen Luft zu verschaffen. Hoffentlich forderte Løvengren ihn nicht auf, seine Jacke abzulegen. Dann würde

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