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Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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schneller, sagen sie“, antwortete der Bauer.
    Der Deserteur besann sich einen Augenblick lang, dann drehte er sich zu dem Engel um und sagte:
    „Das ist wahrscheinlich wahr. Militärisch geht es immer schneller …“
    „Archipka! Wo ist Archipka?“, rief schon im Gehen der Bauer in der schmutzigen Wattejacke, der wieder neben ihnen aufgetaucht war.
    „Da, da ist er!“, antwortete ihm jemand, und der Bauer eilte auf die Stimme zu.
    „Achtung!“, übertönte eine weitere, ganz unbekannte Stimme den Lärm.
    Die Menge stand still und wartete.
    „Zu Archipka links rum!!!“, dröhnte die Stimme erneut und sogleich marschierten Hunderte von Füßen los und trampelten den Staub aus der Erde und den Saft aus dem Gras.
    Nur der Oberdeserteur, der Engel und noch ein paar andere standen bewegungslos da und warteten darauf, die Marschrichtung zu sehen.
    Die nach militärischem Plan angetretenen Menschen setzten sich in Bewegung. Sie gingen langsam und stießen dabei gegeneinander, sodass der Engel und der Oberdeserteur sie ohne Hast überholen und zu Archipka aufschließen konnten, neben dem noch einige Menschen dahinschritten, darunter auch ein kleinwüchsiger Buckliger, der woher auch immer aufgetaucht war.
    Als der entflohene Kolchosbauer Archipka-Stepan seine Fluchtgenossen erblickte, nickte er ihnen zu, sagte jedoch kein Wort und sah sogleich wieder zurück zum Himmel, wo große und kleine Sterne in schwachem Schein flimmerten und jeder auf seine Art irgendwohin wies.
    Das Städtchen lag bereits hinter ihnen. Sie gingen zwischen Feldern und Wald dahin. Dabei sprachen sie mit gedämpfter Stimme davon, dass dies nun die siebente Nacht war, und das bedeutete, dass sie heute am ersehnten Ziel ankommen würden. Einige nahmen die Tücher von den Kuhmäulern und so muhte von Zeit zu Zeit irgendeine Kuh schwermütig und beinahe menschlich.
    Der Mond war noch nicht ganz voll, so als habe er eine leicht eingeschnittene Linie am Rand, und er stieg am Sternenhimmel empor und leuchtete in gelblichem Licht.
    Die Pferde wieherten – der Rotarmisten-Sondertrupp zur Ergreifung flüchtiger Dorflehrer bildete den Abschluss der Prozession, und die Kavalleriepferde zeigten ihren Unmut – an eine solch niedrige Geschwindigkeit waren sie ganz offensichtlich nicht gewöhnt, ebenso wenig an die Abwesenheit von Verfolgungsjagden.
    Der Engel blieb ein paar Mal zurück und suchte unter den Reisenden die Dorflehrerin Katja, um ihr den schweren Bücherstapel abzunehmen und ihn selbst zu tragen, aber die hellblonde Frau war nirgends zu sehen.
    Und plötzlich dröhnte etwas wie Donner, und die Erde erbebte unter den Füßen des Engels und der anderen. Die Frauen kreischten. Der kleinwüchsige Bucklige sprang auf einen Baum und kletterte auf den untersten Ast, die Übrigen zerstreuten sich über den Erdboden: Die einen liefen ins Feld, die anderen in den Wald. Es war unverständlich, was vor sich ging, nur ein wiederholtes dumpfes Aufprallen war zu hören, und die Erde erschauderte davon, so als ob sie bei jedem Aufprall erschrak.
    Auch der Engel lief wieder zurück und versuchte immer noch, in dem beginnenden Durcheinander die Lehrerin Katja zu erspähen, aber da rannte ihn jemand beinahe über den Haufen, dann noch einer, ebenfalls nicht mit Absicht, und dieser trat dem Engel auch noch vor Schreck auf den Fuß und der Engel hörte, wie ein Knöchelchen leise knackste.
    Das Donnern ging weiter, und ganz in der Nähe stürmte eine toll gewordene Kuh vorüber, ohne einen Laut von sich zu geben.
    Der Engel wollte aufstehen, aber der Schmerz im Fuß hielt ihn am Boden, und er legte sich wieder auf den Rücken.
    Das Donnern hielt noch eine Weile an, aber nach einiger Zeit wurde alles ruhig, und es trat eine solche Stille ein, dass es dem Engel unheimlich wurde – schließlich wusste er, dass gleich neben ihm Hunderte von Menschen, Pferden und Kühen waren, und es war geradezu unglaublich, dass diese lebhafte Versammlung vor lauter Schreck so stillhalten konnte.
    Es schien, als ob der Schmerz in seinem Fuß etwas nachgelassen hatte. Der Engel versuchte, das Bein abzubiegen, was ihm auch gelang. Nur zwischen dem Knie und dem Fußknöchel schmerzte es sehr stark.
    Er stand auf und kehrte humpelnd, indem er versuchte, das Gewicht so schnell wie möglich vom rechten auf den linken Fuß zu verlagern, auf den Weg zurück, wo er sich nach allen Seiten umsah.
    Das gelbliche Leuchten des Mondes war hell genug, um die nächtliche Landschaft zu erkennen:

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