Der Waisenstern.
Selbst...«, schloß sie mit halberstickter Stimme, »wenn du mir den Grund nicht sagen willst.«
Er beugte sich vor und küßte den grauen Knoten, der den Hinterkopf der alten Frau zierte. »Auch dir alles Gute, Mutter«, sagte er, während sie sich unwirsch gegen die Liebkosung wehrte.
Er brauchte nicht lange, um die paar Habseligkeiten zu packen, die er mitnehmen wollte. Sie schienen ihm jetzt nicht viel zu bedeuten. Als er sich anschickte, den Raum zu verlassen, sah er, daß die Frau immer noch alleine am Tisch saß, eine plötzlich winzig und zerbrechlich wirkende Gestalt. Wie konnte er ihr sagen, daß er das Leben riskieren mußte, das sie so gehegt und gepflegt hatte, nur um der vergeblichen Suche willen nach Leuten, die nichts anderes getan, als ihn in die Welt gesetzt hatten...?
Als er etwas später am selben Tag im Raumhafen von Drallar eintraf, stellte er fest, daß er nur physisch müde war. Sein Geist war scharf und wach. Im Laufe der Jahre hatte er festgestellt, daß er immer weniger Schlaf brauchte. An manchen Tagen genügte ihm eine halbe Stunde. Sein Geist ruhte, wenn man ihn nicht beanspruchte, und das war häufig der Fall.
Er brauchte sich keine Sorgen mehr zu machen, wie die Reise zu finanzieren war, denn auf seinem Kredimeter war genügend Geld registriert, um ihn eine Zeitlang in Gang zu halten. Malaika war großzügig gewesen. Aber Geld war nicht die einzige Frage. Ein Blick auf die Schlange, die sich am Abfertigungsschalter erster Klasse aufgereiht hatte, löste in ihm ein unsicheres Gefühl aus, also beschloß er, Touristenklasse zu reisen.
Auf diese Weise zu reisen, würde ohnehin interessanter sein, denn dies war seine erste Fahrt mit einem kommerziellen Raumfahrzeug und das zweite Mal, daß er Moth verließ. Während er der Schlange in das Shuttle folgte, wobei er an dem aristokratisch wirkenden Steward vorbei mußte, stellte er erschüttert fest, daß sein nun kurz vor der Verwirklichung stehender Kindheitstraum einer interstellaren Reise mit einem der großen KK-Frachter jeden Reiz für ihn verloren hatte. Das beunruhigte ihn etwas, während er sich auf seiner Andruckliege festschnallte.
Mutter Mastiff hätte es ihm erklären können, wäre sie dagewesen. Man nannte das Erwachsenwerden.
Der Aufstieg mit dem Shuttle war zwar erträglich, aber keineswegs so angenehm wie sein erstes Erlebnis mit den kleinen Boden-Orbitfahrzeugen. Aber das war eigentlich ganz logisch, sagte er sich, natürlich konnte ein kommerzielles Raumfahrzeug bei weitem nicht so luxuriös ausgestattet sein wie das Shuttle von Malaikas Jacht, der Gloryhole. Die Maschine, in der er sich befand, erfüllte einzig und allein den Zweck, so viele Menschen und andere Geschöpfe und soviel Fracht wie möglich von Planeten in den freien Fall zu befördern und das so wirtschaftlich wie möglich. Dort konnte man sie - Passagiere wie Fracht, wobei zwischen ihnen häufig kein Unterschied gemacht wurde - in die mächtige Kugel des Sternenschiffes umladen.
Als dieses Umsteigemanöver abgeschlossen war, wurde Flinx eine kleine, kompakt ausgestattete Kabine zugewiesen. Er nahm sich nur wenig Zeit, sie zu inspizieren, und hatte kaum etwas auszupacken. Während der Reise, die etwa eine Woche dauern sollte, würde er den größten Teil der Zeit in verschiedenen Aufenthaltsräumen des Schiffes verbringen und sich unter seine Reisegefährten mischen - und lernen.
Der Übergang von Unterlicht- auf KK- Überlichtgeschwindigkeit bildete kaum eine Überraschung für ihn. Das hatte er einige Male in Malaikas Schiff erlebt. Ein Teil des Schiffes bereitete ihm besonderes Vergnügen. Von einer Beobachtungskabine im vorderen Schiffsteil aus konnte er nach vorne blicken und die immense Länge der Verbindungskorridore des Schiffes sehen, die sich wie eine breite, langsam schmäler werdende Straße nach vorne erstreckten, um schließlich mit der kolossalen gekrümmten, tellerartigen Anlage des KK-Feldprojektors eins zu werden. Der Projektor verdeckte die Sterne vor ihnen.
Er wußte, daß irgendwo vor diesem riesigen Teller die Antriebseinheit den Gravitationstrichter einer kleinen Sonne projizierte. Dieser Trichter zog das Schiff stetig an und damit auch den Antriebsprojektor, welcher daraufhin wiederum das Feld entsprechend weiter nach vorne projizierte - und so weiter. Flinx begriff die Erklärung, die man ihm gegeben hatte, immer noch nicht ganz und kam am Ende zu dem Schluß, daß alle genialen Erfindungen im Grunde einfach waren.
Am
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