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Der Wald der Könige

Der Wald der Könige

Titel: Der Wald der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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diese Abneigung: Für ihn verkörperte Furzey die Unordnung. Ein Jammer, dass dieser lästige Künstler ausgerechnet die Stelle zeichnen musste, die er, Grockleton, inspizieren wollte. Doch er hatte nicht vor, sich von ihm stören zu lassen. Nachdem er Furzey, die Zigeuner und ihre Karawane mit einem finsteren Blick bedacht hatte, stieg er vom Pferd und lief ungeduldig auf und ab.
    Minimus hatte sich für ein Plätzchen am Rande einer Klippe entschieden. Jenseits davon hatte man vor kurzem eine Anpflanzung von Tannen im Heidekraut angelegt. Die Setzlinge waren erst kniehoch. Nachdem Grockleton die Bäume in Augenschein genommen hatte, kehrte er zurück und blickte gedankenverloren den Abhang hinunter.
    »Kaufen Sie ein Sträußchen, Sir. Für Ihre Frau.«
    Er wirbelte herum. Eine Zigeunerin war hinter ihn getreten. Grockleton stellte fest, dass sie einen Korb mit Blumen am Arm trug, die sie mit violetten Erikabüscheln zu kleinen Sträußen gebunden hatte. Ungnädig sah er sie an. Vermutlich hatte sie die Blumen aus einem fremden Garten gestohlen. Auch wenn die Waldbewohner das dulden mochten, handelte es sich in seinen Augen um eine Straftat. Und ganz sicher gab es auch ein Gesetz, das diesen Leuten das Pflücken von Heidekraut verbot.
    »Zum Teufel mit deinen Blumen«, zischte er gereizt.
    »Sie sollten besser welche kaufen!«, rief Furzey ihm zu. »Wenn nicht, könnte das Unglück bringen.«
    »Falls ich Ihren Rat brauchen sollte, frage ich Sie«, erwiderte Grockleton in scharfem Ton. Er wandte sich an George Pride, der verlegen ein wenig abseits stand. »Verjagen Sie diese Leute, Pride.«
    »Kaufen Sie eine Blume, Sir«, beharrte die Frau. Das tat sie nur, um ihn zu verärgern, dessen war Grockleton ganz sicher.
    Prides Versuche, die Frau zu verscheuchen, erwiesen sich als fruchtlos. Sie gesellte sich zu Furzey, der etwas sagte, woraufhin die beiden Zigeuner in Gelächter ausbrachen. Schließlich kehrten sie zu ihrer Karawane zurück, die sich in Bewegung setzte. Grockleton wusste, dass es ratsamer gewesen wäre, Furzey nach diesem Zwischenfall mit Nichtachtung zu strafen. Doch ihn plagte die Neugier, und er wollte unbedingt wissen, was er zu den Zigeunern gesagt hatte. Nachdem er eine Weile die Landschaft betrachtet hatte, ging er deshalb zu dem Künstler hinüber, musterte dessen Zeichnung und verkündete: »Nicht schlecht.« Dann schlenderte er weiter zu einem niedergetrampelten Farnbüschel, um von dieser Erhöhung aus die Szenerie würdevoll zu beobachten. Minimus sah ihn schmunzelnd an und zeichnete dann weiter. Bald jedoch blickte er wieder auf.
    »Wissen Sie, worauf Sie da stehen?«, fragte er ihn. Grockleton starrte ihn verständnislos an.
    »Das ist das Nest einer Kornweihe. Die Waldbewohner nennen sie blauer Falke.«
    »Und was soll daran so interessant sein?«
    »Es sind Zugvögel, eine sehr seltene Art. Manchmal lassen sie sich jahrelang nicht blicken. Hier ist eine der wenigen Stellen in Großbritannien, wo sie überhaupt auftreten. Man könnte sagen, dass sie zu den Schätzen des New Forest gehören.«
    »Für Sie vielleicht, Furzey«, entgegnete Grockleton. »Aber damit sind Sie offenbar allein.« Zu seiner Freude bemerkte er, dass Furzey verärgert die Achseln zuckte. Er versetzte den Überresten des Nestes noch einen Tritt und näherte sich wieder dem Rand der Klippe. »Aber ich sage Ihnen mal was«, fuhr er fort, als er an dem Künstler vorbeikam. »Wir können hier viel Nützliches bewirken.« Mit einem finsteren Lächeln hielt er inne. »Zum Beispiel eine Baumschule einrichten.«
    »Hier? Damit werden Sie die Landschaft zerstören.«
    »Seien Sie nicht albern, Furzey. Hier gibt es doch nichts außer Ihrem verdammten Vogelnest.« Grockleton nickte zufrieden. »Man könnte entlang dieser Klippe und den Abhang hinunter Bäume pflanzen. Das sind schätzungsweise einhundertzwanzig Hektar.«
    »Der Boden eignet sich nicht dafür«, entgegnete Minimus gereizt. »Alles Morast.«
    »Der Sumpf befindet sich am Fuße dieses Abhangs, Furzey«, dozierte Grockleton. »Wasser läuft normalerweise bergab, sodass sich erst unten Sümpfe bilden. Das weiß doch jeder Narr. Mir ist klar, dass Sie die Anpflanzung ablehnen, Furzey. Doch Sie hätten sich wirklich einen intelligenteren Einwand einfallen lassen können.«
    »Es ist ein Moor«, beharrte Furzey.
    »Nein, ist es nicht!«, brüllte Grockleton. Er ging bergab. »Es ist ein ganz gewöhnlicher Hügel, Furzey!«, rief er ihm zu, als spräche er mit einem

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