Der Wald der Könige
bemerkenswerte Geschicklichkeit entwickelt. Man findet eine Einigung, die immer zu unserem Vorteil ausfällt.«
»Schön und gut«, wandte Grockleton ein. »Wir gewinnen.«
»Allerdings«, unterbrach Bruder Adam sanft, »zu welchem Preis? Tun wir beispielsweise in Cornwall gute Werke? Nein. Achtet man uns? Ich bezweifle es. Hasst man uns? Ganz gewiss. Sind wir juristisch gesehen im Recht? Wahrscheinlich. Aber moralisch?« Er breitete die Hände aus. »Beaulieu bringt Wohlstand genug. Eigentlich brauchen wir diese Kirchen und ihre Steuern gar nicht.« Er hielt inne. »Man könnte fast sagen, Abt, dass wir uns in dieser Hinsicht nicht sehr von den Kluniazensern unterscheiden.«
»Den Kluniazensern?« Fast wäre der Prior Grockleton entrüstet aufgesprungen. »Mit denen haben wir nichts zu schaffen.«
»Unser Orden wurde gerade deshalb gegründet, um ihre Fehler zu vermeiden«, stimmte Adam ihm zu. »Und nachdem ich deinen Auftrag erfüllt hatte, Abt, habe ich wieder einmal unsere Gründungsurkunde gelesen. Die Charta Caritatis.«
Die Charta Caritatis – das Gesetz der Liebe – der Zisterzienser war vom ersten Leiter des Ordens, einem Engländer, verfasst worden und sollte sicherstellen, dass sich die weißen Mönche an die alten Grundsätze des heiligen Benedikt hielten. Sie sollten bescheiden, schlicht und selbstgenügsam leben und sich nicht von weltlichen Angelegenheiten ablenken lassen.
»Keine Pfarrkirchen«, sagte der Abt traurig, der wusste, dass diese Charta den Zisterziensern den Besitz von Pfarrkirchen strengstens untersagte.
»Wäre es nicht möglich«, erkundigte sich Adam mitfühlend, »dass Beaulieu diese Besitzungen gegen andere eintauscht?«
»Es handelt sich um Geschenke des Königs, Adam«, wandte der Abt ein.
»Das ist schon lange her. Vielleicht hätte der König nichts dagegen.«
König Eduard I. ein mächtiger Monarch und Feldherr, hatte den Großteil seiner Regierungszeit mit der Unterwerfung der Waliser zugebracht und plante nun dasselbe mit den Schotten. Möglicherweise war es ihm einerlei, was die Abtei mit königlichen Geschenken anfing, aber man konnte nie wissen.
»Ich möchte ihn nur ungern fragen«, gab der Abt zu.
»Nun«, erwiderte Bruder Adam lächelnd. »Ich habe mein Gewissen beruhigt, indem ich dir die Angelegenheit vorgetragen habe. Mehr kann ich nicht tun.«
»Ganz richtig. Danke, Adam.« Der Abt bedeutete ihm, dass er sich zurückziehen könne.
Nachdem er fort war, blickte der Abt noch eine Weile ins Leere. Johann von Grockleton beobachtete ihn, eine klauenähnliche Hand auf die Tischplatte gestützt. Schließlich seufzte der Abt auf.
»Natürlich hat er Recht.«
Grockleton krümmte leicht die Finger, aber er schwieg.
»Die Schwierigkeit ist«, fuhr der Abt fort, »dass viele andere Zisterzienserklöster ebenfalls Kirchen besitzen. Wenn wir dieses Problem zur Sprache bringen, werden die übrigen Äbte vermutlich nicht allzu erfreut sein.«
Grockleton sah ihn nur wortlos an. Ihm persönlich war es herzlich gleichgültig, ob die Abtei ein Dutzend Kirchen besaß und die Hälfte aller Vikare der Christenheit zum Teufel jagte.
»Als Abt«, sprach der Abt nachdenklich weiter, »muss man Vorsicht walten lassen.«
Grockleton nickte.
»Die erste Empfehlung ist eindeutig die richtige. Der Vikar aus Cornwall braucht einen Denkzettel.« Ruckartig setzte er sich auf. »Was steht sonst noch an?«
»Die Verteilung der Pflichten, Abt, für die Zeit, die du beim königlichen Rat bist. Gestern hast du zwei Ernennungen erwähnt: den Novizenmeister und den neuen Aufseher über die Güter.«
»Ja, richtig.« Nach dem Zwischenfall mit Luke hatte der Abt beschlossen, mindestens für ein Jahr einen vertrauenswürdigen Mönch als festen Aufseher über die Güter einzusetzen, der dort ständig nach dem Rechten sehen sollte. »Man muss mit eisernem Besen durchkehren«, sagte er. »Das ist keine angenehme Aufgabe für einen Mönch, denn der Betreffende versäumt dadurch viele Gottesdienste in der Kirche.«
»Aber es muss sein«, befand der Abt. »Zuerst zum Novizenmeister. Bruder Stephen braucht, wie wir uns einig sind, eine Pause. Deshalb habe ich an Bruder Adam gedacht. Er kann sehr gut mit den Novizen umgehen.«
Grockletons Klaue lag noch immer auf dem Tisch. »Ich habe eine Bitte, Abt«, meinte er leise. »Während du fort bist und ich hier die Geschäfte führe, möchte ich nicht, dass du Bruder Adam die Novizen anvertraust.«
»Oh?« Der Abt runzelte die Stirn. »Warum
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