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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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arbeitete.
    »Diesmal … äh, Sie versuchen doch nicht etwa, die alte Tante mit dem armen Teufel in Verbindung zu bringen, den die Schweine bei Fraser Greenleaf umgebracht haben?«
    Er lachte seine Verachtung laut heraus.
    »Nehmen wir mal an, die alte Tante hätte tatsächlich zugeschlagen«, sagte Wield. »Und Ihr Kopf wäre tatsächlich im Weg gewesen?«
    Patten dachte darüber nach, und sein Gesicht wurde ernst.
    »Ja, ihr Oberkörper ist mit Sicherheit so gebaut, daß sie das Ding in Gang kriegt … und einen Augenblick lang hab ich gedacht, sie würde auf mich losgehen … aber wissen Sie, da muß was anderes dahinterstecken. Ich meine, mit einem wie Jimmy Howard können Sie Ihr Scheißspiel treiben, weil es Ihnen in den Kram paßt, aber wenn jemand so spricht wie sie …«
    Es war eine primitive, aber nicht völlig unzutreffende Analyse dessen, was Pascoe als die gesellschaftliche Dynamik polizeilicher Ermittlungen bezeichnet hätte.
    Vorsichtig sagte Wield: »Wir hätten uns das Videomaterial früher ansehen sollen. Da haben wir etwas übersehen. Ich tue nichts weiter, als meinen Rücken zu decken. Und ich wäre besonders daran interessiert, daß Sie es sich mit mir zusammen ansehen und versuchen, sich daran zu erinnern, was genau gesagt wurde.«
    »Ich bin immer zur Mitarbeit bereit, Sergeant«, sagte Patten. »Sehen wir uns das Video an.«

Vierzehn
    W enn ein zum Tode Verurteilter am Vorabend seiner Hinrichtung schreckliche Zahnschmerzen hat, worüber denkt er in der Nacht nach?«
    »Wie bitte, Peter?« sagte Lionel Harris. »Ist das von Bedeutung?«
    »O ja«, sagte Pascoe. In doppelter Hinsicht. Zum einen war es eine dramatische Darstellung seines eigenen Dilemmas, denn obwohl er einen Fall am Hals hatte, der so aussah, als müßte er Andy Dalziel mit einer Doppelmörderin in Verbindung bringen, konnte er seit seiner Unterhaltung mit Ellie an nichts anderes mehr denken als an Hilary Studholme junior und senior. Er erinnerte sich an das Gefühl, das er an jenem Abend hatte, als der Major bei ihm aufgekreuzt war, daß der Major noch mehr zu sagen hatte. Wäre er so schnell aufgetaucht, nur um zu bestätigen, daß der Feldwebel Pascoe, den sein Vater so erfolglos verteidigt hatte, Adas Vater war, wenn das alles gewesen wäre, was er wußte? Warum nur hatte er die Verwicklung seiner eigenen Familie in den Fall nicht erwähnt?
    Nein, da mußte einfach noch mehr sein. In Poll Pollingers Exzerpten fand sich vielleicht ein Hinweis, aber Pascoe ahnte, daß er noch eine weitere Fahrt zum Regimentsmuseum machen mußte, um der Sache auf den Grund zu gehen.
    An einem ruhigeren Tag hätte er sich vielleicht auf und davon gemacht, aber heute war er es Dalziel schuldig, in der Tretmühle zu bleiben. Wenn doch nur auch seine Gedanken bei der Sache bleiben würden!
    Dann hatte man ihm gesagt, Cap Marvells Anwalt wolle mit ihm sprechen, und als er sah, wer es war, wußte er, daß jedes Gramm seines Verstandes gefragt war.
    Lionel Harris, unter Freunden als Bomber bekannt, war vielleicht etwas grauer um die Schläfen geworden und etwas geräumiger um die Taille, als bei ihrem ersten Kennenlernen vor vielen Jahren, aber davon abgesehen war Harris noch immer dasselbe scharfsinnige Männlein, das Pascoe (ohne daß er es merkte!) bei dessen erstem Auftreten vor einem Gericht in Mid-Yorkshire so richtig schön vorgeführt hatte.
    Deshalb hatte Pascoe dem Anwalt sein verschleiertes Dilemma an den Kopf geworfen. Er wollte ihn auf dem falschen Fuß erwischen, kaum daß er zur Tür hereingekommen war.
    »Mir ist noch kein Selbstmord vorgekommen, wenn die Backenzähne aus dem Gleichgewicht waren, deshalb vermute ich, daß in der Regel die größere Angst über den kleineren Schmerz siegt.«
    »Genau das frage ich mich«, sagte Pascoe nachdenklich. »Trotzdem, es ist immer gut, etwas aus juristischer Perspektive zu sehen. Wie kann ich Ihnen also helfen, Lionel?«
    Sie waren im Verlauf der Jahre Freunde geworden, oder wenigstens Widersacher, die freundschaftlich miteinander umgingen. Aber jeder war sich dessen bewußt, daß sie verschiedene Ziele verfolgten.
    »Ich wollte nur mit Ihnen, unter vier Augen, über die Position meiner Mandantin Amanda Marvell sprechen. Sie wissen, wie ungern ich offiziell Wirbel um etwas mache …«
    »O ja. Steht in Großbuchstaben auf der Akte, die wir über Sie führen« , murmelte Pascoe. »›Macht ungern Wirbel‹.«
    »… aber in diesem Fall hat meine Mandantin voll mitgearbeitet. Meiner

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