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Der Wald des Vergessens

Der Wald des Vergessens

Titel: Der Wald des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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verletzt wird, oder? Nicht ohne Grund.‹
Irgendwie so was.«
    »Und hat Cap Marvell geantwortet? Sie scheint den Mund zu öffnen, an dieser Stelle hier.«
    »Ja. Sie hat gesagt ›Jesus‹, ganz langgezogen, während sie ausgeatmet hat, so, als würde sie ihren Ohren nicht trauen. Aber sie war gleich wieder ganz entspannt, und ich und Des sind auf sie zu und haben die Sache in die Hand genommen, ohne daß es noch Ärger gab. Sagen Sie mal, was soll das? Niemand will eine Anzeige erstatten, oder?«
    »Nicht wegen des Hausfriedensbruchs, nein«, sagte Wield.
    »Weswegen denn dann? Ich meine, was macht es denn aus, wer was zu wem gesagt hat? Man braucht eine förmliche Anzeige wegen Bedrohung.«
    »Nicht immer«, sagte Wield. »Und besonders dann nicht, wenn die Bedrohung mit einer tödlichen Waffe erfolgt.«
    »Das Ding da? Tödlich?« Howard lachte.
    Wield sah ihn ernst an und sagte: »Es kommt auf die Absicht an, Jimmy, ich hätte gedacht, daß Sie sich daran noch erinnern. Und wenn einem das Ding mit der entsprechenden Wucht gegen den Kopf fliegt, könnte es töten, was es nach meinem Verständnis tödlich macht.«
    »Töten …? Wie oben in Redcar? Das beschäftigt Sie noch immer?«
    »Man muß jeden Stein umdrehen, und wenn man ihn zweimal umdreht«, sagte Wield. »Sie sind sich also sicher, daß das alles ist, woran Sie sich erinnern können?«
    »Ja. Sicher. Warum fragen Sie eigentlich nicht die Leute persönlich, die da gesprochen haben?«
    »Haben wir. Soweit als möglich.«
    »Was soll das heißen?« fragte Howard mißtrauisch.
    »Es heißt, daß man mit Toten nicht sprechen kann«, dröhnte Dalziel. »Sergeant, sorgen Sie dafür, daß dieser Hodensack hier verschwindet. Wir haben nichts mit ihm anfangen können, als er noch bei uns war, warum zum Teufel sollte das jetzt anders sein?«
    Howard machte sich nicht die Mühe, auch nur so zu tun, als wäre er beleidigt, fiel Wield auf. Sein Gesichtsausdruck hatte sich völlig verändert. Wield nickte seiner Kollegin Shirley Novello zu, die aussah, als wollte sie etwas sagen. Aber Dalziel stand auf und streckte sich. Obwohl die Bewegung nichts Bedrohliches enthielt, veranlaßte sie die Kripobeamtin, den sich nicht widersetzenden Howard durch die Tür zu schieben.
    »Kein Stück weiter also, Wieldy«, sagte der Dicke und kratzte sich den Nacken, als wäre da etwas drin, das herauswollte.
    »Nein, Sir«, sagte Wield. Er hätte gern hinzugefügt, daß Dalziel Howard weggeschickt hatte, bevor er, Wield, mit ihm fertig gewesen war, aber er spürte, daß der Moment so unreif für eine Bemerkung war, daß die Gefahr bestand, sich einen Zahn auszubeißen.
    »Ist Peter nach Hause?«
    »Ja, Sir. Er war gerade gegangen, als ich mit dem Video ankam.«
    »Und es ist dir nicht wichtig genug vorgekommen, ihn zu rufen, damit er es sich ansieht? Da hast du goldrichtig gelegen. Der Junge lernt mehr, wenn er sich Coronation Street [49] reinzieht als das hier. Also. Howard auf freiem Fuß, Marvell auf freiem Fuß, keine weiteren sinnlosen Aufschlüsse von Troll Longbottom oder Dr. Tod zu erwarten, wir könnten eigentlich ›Zimmer frei‹ an die Zellen hängen und ins Wochenende fahren, Wield. Hast du Lust auf ein Bier?«
    »Nein, danke, Sir. Ich muß heim.«
    »So ist’s recht. Das Abendessen darf nicht verderben. Was gibt es heute? Rübenpastete?«
    Provoziert durch die höhnische Bemerkung, sagte Wield: »Der fleischlose Tag war gestern, Sir. Am Tag danach fährt Dora Creed immer für uns in die Stadt und holt ein nettes Stück Lamm oder vielleicht Rinderrippe. Erinnern Sie sich noch an Miss Creed, Sir? Ihr gehört das Wayside Café.«
    Ein Funken Interesse und Neid stieg in Dalziels Augen auf, als er an das hervorragende Essen dachte, das Dora Creed hungrigen Reisenden in Enscombe vorsetzte.
    »Es klingt fast danach, als sei dein Schiff wirklich endlich im Hafen, Wield. Das freut mich für dich. Niemand verdient es mehr. Dann also guten Abend.«
    Er drehte sich um und verließ den Raum. Wield stand einen Augenblick gedankenverloren da.
    Auf Sympathiebekundungen reagierte der Dicke ungefähr so, als würde man einem Mullah mit den Satanischen Versen vor den Augen herumwedeln. Wenn man gewitzt war, haute man ab und würzte die eigene Zufriedenheit mit Dalziels Unglück. Doch während Wields Lebensgefährte Edwin sensibel wie Seidenchangeant war, Grundvoraussetzung, um eine solch gallische Raffinesse zu goutieren, war Wields Herz aus schlichtem, grobem Yorkshire-Wollstoff

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