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Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Titel: Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Tessendorf
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nachfragen muss, was ich meine! Das Feuer. Die Gasflasche, du Idiot! Da hätte jemand in der Hütte sein können!«
    »Da war niemand«, murmelte Luis teilnahmslos.
    Thorvald schüttelte den Kopf. »Ich muss jetzt nicht ins Bett, Roman. Wir gehen alle zusammen!«
    Mühsam rappelte er sich auf, dann beugte er sich noch einmal zu Luis hinunter.
    »Wer weiß, was ihm noch so einfällt? Eine kleine Handgranate von Robert in der Tasche? Ein Pfiff, und das Hündchen will wieder mit uns spielen? Was?«
    »Halt die Schnauze!«, erwiderte Luis.
    Thorvald konnte sich nicht länger zurückhalten. Er packte Luis am Hemd vor der Brust und riss ihn mit einem Ruck hoch. »Das mit dem Hund   … Freundchen   … das zahle ich dir heim, glaub es mir.« Er zog ihn noch näher an sich heran. »Wenn du je wieder aus dem Knast rauskommen solltest und hier im Wald mit deinem blöden Spazierstock auf einer Bank sitzt, dann komme
ich
aus dem Busch. Ohne Vorwarnung. Und dann hau ich dir so in die Fresse, dass   …«
    »Schluss jetzt!« Roman packte Thorvald und zog ihn von Luis weg. »Du hast mir gezeigt, dass du wieder munter bist! Also   … kommt jetzt!«
    Olga sah, dass Ines immer noch einige Schritte entfernt an einem Baum lehnte und alles beobachtete. Doch Olga musste allein weitermachen, Ines hatte ihren Teil getan.
    Olga nahm sie fest in ihre Arme. »Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist.«
    Ohne etwas zu sagen, verschwand Ines im dunklen Wald.
     
    Roman stand neben Luis am Seeufer und zeigte mit dem Gewehrlauf in Richtung des großen Felsens. »Er liegt dahinten. Unter dem großen Moos.«
    Olga antwortete nicht.
    Erst nach einer Weile fuhr Roman fort. »Heinrich Hagenberg war der Mörder meines Bruders.«
    Olga schloss die Augen. Sie konnte nicht antworten. Sie spürte ihr Herz hart gegen ihre Brust schlagen.
    »Er hat Rubens Wagen so manipuliert, dass er nicht mehr bremsen konnte. Heinrich Hagenberg wollte Rubens Platz in der Firma haben.«
    Thorvald schüttelte den Kopf, als wollte er die Verwirrung loswerden. »Aber das war doch ein Unfall. Das hat doch die Polizei auch gesagt.«
    »Die Polizei schon«, erklärte Roman. »Es gab keinen Anlass, etwas anderes anzunehmen. Ein tragischer Unfall. Steile Kurven, ein schnelles Auto. Ruben fuhr immer zu schnell, er war bekannt dafür.«
    Er bückte sich langsam, nahm einen Stein und warf ihn in hohem Bogen ins Wasser. Lange schaute er schweigend auf die Wellenkreise, als würden diese die Mauer der Zeit aufbrechen und die Vergangenheit für einen kurzen Augenblick sichtbar werden lassen.
    »Es war Vincent, der von Anfang an nicht an einen Unfall geglaubt hatte. Er hat das Autowrack untersuchen lassen. Ohne Wissen der Polizei natürlich. Du kennst ja deinen Großvater. Er hatte seine Leute an allen wichtigen Stellen postiert. Es waren die Bremsen. Heinrich hat irgendetwas an den Bremsen gemacht, er war ja Fachmann auf diesem Gebiet.«
    »Hat Vincent ihn   …« Olga schloss die Augen und beschwor die Bilder ihrer Kindheit herauf. Das Floß lag plötzlich wieder auf dem See. Der große Vogel, den Benno gesehen haben wollte. Das Reh, das sie zu sehen geglaubt hatte. Vincent und Heinrich. Vincent oben, Heinrich bereits unten   …
    »Rache!«, sagte sie leise. »Simple, kalte Rache. Und Vincent hat es allen erzählt. In Stein gemeißelt.«
    »Nachdem Vincent mit Sicherheit wusste, dass es kein Unfall war, hat er Heinrich überall gesucht«, fuhr Roman fort. »Irgendjemand hatte ihm erzählt, dass Heini mit Luis bei den Klippen war. Der Tag war besonders schön und sie wollten ein Feuer machen und grillen. Ich wollte später dazukommen und ein paar Würstchen und Bier mitbringen.«
    »Auf einmal stand Vincent da«, sagte Luis plötzlich. »Er ging auf uns zu und sagte, Heini solle aufstehen. Der hatte Respekt vor dem Alten und tat, was er sagte. Doch Vincent sah ihn nur an. Sagte kein Wort. Sah ihn mit kaltem Blick an. Heinrich wurde mulmig zumute. Er fing an, irgendetwas zu faseln, dann bekam er Angst. Er wusste genau, was Vincent von ihm wollte. Auf einmal wurde er ausfallend. Sprach von Ruben als ›nichtsnutzige Schwuchtel‹! Ich habe ihm gesagt, er soll die Klappe halten. Aber er hörte nicht auf. Er hat nur gelacht, und da   … da tauchte Roman auf   …«
    Roman unterbrach ihn. »Ich hatte von Gudrun Himmelreich gehört, dass Vincent überall nach Heinrich gesucht hatte, und da wusste ich, dass er auch zu den Klippen gegangen war.«
    »Und dann?«, fragte

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