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Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Titel: Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Tessendorf
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fällt dir eigentlich ein, eine Frau wie Hanna zu betrügen. Sie ist ein Schatz, ein Sechser im Lotto. Sie ist schön, sie hat einen messerscharfen Verstand, sie hat alles, wofür andere Männer ihre Ehe aufs Spiel setzen würden   …
    Doch Olga sagte nichts von alledem. Es ging sie nichts an, mit wem Luis sich vergnügte. Aber sie hatten es in ihrer geliebten Hütte getrieben.
    »Und dann auch noch in meiner Hütte«, sagte sie leise.
    »Wenn du wüsstest, wer es mit wem in deiner Hütte getrieben hat. Wenn Holzdielen reden könnten«, erwiderte Luis und sah sie forsch an.
    Olga ihn ebenso. »Was soll das heißen?«
    »Ach, frag doch nicht so blöd. Das kannst du dir doch denken, dass so ein Schäferhüttchen für ein Schäferstündchen ideal ist.« Er musste grinsen.
    Olga fand das nicht lustig. »Du meinst, dass die Leute da ein und aus gehen? In meinem Haus?«
    »Dann verkauf es doch endlich«, rief Luis. »Ihr seid doch sowieso nie da.«
    »Wie lange geht das denn schon mit dir und Juliane?«, unterbrach Ines die beiden.
    »Ich glaube, das geht dich nichts an.« Er musterte die beiden kritisch. »Was habt ihr eigentlich vor? Kleine Privatrecherche?« Und mit näselnder Stimme fuhr er fort: »Nach dem Tod einer attraktiven Journalistin wird ihre Schulfreundin Johanna von Nahmen verhaftet. Olga Ambach und Ines Sadur glauben aber nicht an Mord und recherchieren auf eigene Faust. Doch je mehr sie herausfinden, desto mehr bringen sie sich in Gefahr, denn sie sind einem düsteren Geheimnis auf der Spur   …! – Krimivorabendserie, was?«
    »Da kannst du mal sehen, wie schnell einen die Realität einholt«, erwiderte Olga langsam und blickte Luis mit zusammengekniffenen Augen an. »Hast du was dagegen? Was hast du denn unternommen? Oder glaubst du, dass deine Frau eine Mörderin ist?«
    »Natürlich nicht. Ich habe einen der besten Anwälte der Stadt eingeschaltet, was soll ich denn sonst machen?«
    »Hast du mal mit Robert gesprochen?«, fragte Olga.
    Hinter ihnen riefen einige Gäste schon zum zweiten Mal nach der Rechnung, und Luis erhob sich.
    »Robert?«, fragte er erstaunt. »Was ist mit dem?«
    »Das will ich ja von dir wissen. Was er so treibt, den ganzen Tag, da draußen im Steinbruch.«
    »Keine Ahnung. Da fragt ihr den Falschen.«
    Er wollte sich gerade seinen zahlenden Gästen zuwenden, als von hinten eine viel zu laute Stimme nach ihm rief. »Hey, Luis! Hat man deine Mikrowelle schon gepfändet oder gibt es noch warmes Dosenfleisch mit Stampfkartoffeln?«
     
    Schwer ließ Thorvald sich auf einen Stuhl neben Olga fallen. Augenblicklich bemerkte er den abgerissenen Zustand Olgas. »Wie zum Teufel   …«
    Olga hob beschwichtigend die Hände. »Alles in Ordnung. Es ist nichts passiert.«
    Thorvald runzelte die Stirn.
    »Ich habe mich nur mal in Julianes Haus umgeschaut«, sagte Olga stolz. »Es war heute sozusagen meine erste Ermittlung.«
    Thorvald sah sie skeptisch an. »Und wieso siehst du so aus?« Er schaute auf ihre Füße. »Wo sind deine Schuhe?«
    »Die hat der Hund mitgenommen.«
    »Der Hund?!« Thorvald richtete sich auf. »
Dieser
Hund?«
    »Ich habe ihn vom Dach aus gesehen, hinterm Schornstein versteckt   …«
    Thorvald raufte sich die Haare.
    »Von welchem Hund redet ihr?«, wollte Ines wissen und Olga berichtete ihr von dem nächtlichen Vorfall an der Hütte.
    Ines dachte eine Weile mit ernster Miene nach. »Da braut sich was zusammen, ihr müsst euch in Acht nehmen.« Sie sah auf ihre Uhr. »Soll ich diese Unterlagen mal durchsehen? Vielleicht ist da ja etwas Brauchbares dabei.«
    Olga nickte. Sie war dankbar, dass Ines Julianes Aufzeichnungen lesen wollte. Olga war viel zu müde, umnoch konzentriert zu arbeiten. »Ich werde dir morgen helfen, vier Augen sehen mehr als zwei.«
    In diesem Moment erblickte Olga Toni, der höchst freundlich auf ihren Tisch zusteuerte.
    »Bitte sehr«, sang er in väterlichem Ton, als er den Frauen die eisigen Gläser reichte. Dazu servierte er zwei Schälchen scharfe Guacamole mit Taquitos. »Und der Herr!«
    Der Koch hatte das polnische Dosenfleisch laut den Vorgaben seines Chefs in der Mikrowelle erhitzt und den aufgeweichten Fleischklumpen wieder in die Dose gedrückt, deren Deckel seitlich in die Höhe ragte. »Die Nummer einundvierzig. Alles zu Ihrer Zufriedenheit?«, fragte Toni froh.
    Thorvald war von so viel Chuzpe tief beeindruckt, dass er gar nicht antworten konnte. Er nahm sein Plastikbesteck und begann, in dem grauen Fleisch

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