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Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Titel: Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Tessendorf
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zusammen, der gerade hereinkam. Sie sahen einander nur kurz an. Es war alles schon gesagt, alles schon gefragt. Draußen atmete sie tief durch, ging die Treppe hinab und schlug den Weg nach rechts, in Richtung der alten Ställe ein.
    Auf der Veranda stand Robert mit zwei ihr unbekannten Männern und prostete ihr mit einem Weizenbier zu. Sie lachten gerade laut über einen vermutlich nicht besonders feinsinnigen Witz. »Hallo, Olga«, rief Robert zu ihr herüber.
    »Hallo, Robert!«, erwiderte Olga den Gruß. »Was gibt es denn zu lachen?«
    »Ist nicht frauentauglich«, entgegnete er grinsend.
    »Das habe ich mir gedacht.« Sie schaute die beiden anderen Männer an, die darauf warteten, dass Robert ihnen erklärte, wer diese süße Maus wohl sei. Doch Robert überging die Aufforderung.
    »Ist Benno wohlbehalten wieder heimgekehrt?«, fragte Robert sie unvermittelt mit besorgter Stimme.
    Olga stellte sich unwissend, aber ihr wurde ein wenig mulmig zumute. Klar hatte Robert ihn entdeckt. Man durfte seinen Feind nie unterschätzen. Das wusste Benno doch.
    »Von wo heimgekehrt?«, fragte sie.
    »Was sucht er denn so Geheimnisvolles, oben an den Felsen?«
    »Du meinst die Ausgrabungen?« Olga war glücklich über ihre plötzliche Eingebung.
    Jetzt runzelte Robert die Stirn. »Was für Ausgrabungen?«
    »Die arbeiten gerade an Funden, die überall hier im Wald gemacht wurden. Es scheint sich um alte Kunstgegenstände zu handeln. Benno interessiert sich als Kunsthistoriker dafür, rein beruflich.«
    Robert schien das tatsächlich zu beeindrucken. Olga sah ihn bereits in Gedanken den ganzen Wald umgraben.
    »Und die liegen oberhalb von meinem Steinbruch?«
    »Das ist noch nicht sicher, aber die Vegetation weist darauf hin. Sie fangen ja gerade erst an zu suchen.«
    »Schon was von Hanna gehört?«, lenkte Robert ab. Vermutlich wollte er nicht zu viel Interesse zeigen, dachte Olga. Vorsorglich.
    »War sie es?«, setzte er nach.
    »Was denkst du?«
    »Warum ist sie sonst allein im Wald herumgelaufen? Zu eurer Hütte?«, fragte er kühl.
    »Sie hat Luis gesucht. Sie hatte einen Verdacht. Sie hat während des Abends beobachtet, dass er irgendwas mit Juliane hatte. Dann ist sie ihnen eben nachgegangen.«
    Olga machte eine Pause und Robert grinste. Die beiden anderen hatten aufmerksam zugehört.
    »Mann, hier ist ja richtig was los, bei euch«, sagte dereine mit starkem Hamburger Akzent. Die Tatoos an den Armen und am Halsausschnitt ließen auf eine Tätowierung des ganzen Oberkörpers schließen.
    Robert wehrte ärgerlich ab. Spätestens jetzt war ihm das Lachen vergangen. »Ist auch nicht wichtig. Diese blöde Geschichte bringt nur Ärger, das weiß ich jetzt schon. Kommt Jungs, die Zeit ist knapp und die Kosten schlafen nicht.«
    Er nickte Olga zu und verschwand mit seinen Geschäftspartnern, die ihre halbvollen Gläser einfach mitnahmen.
    Olga blieb noch eine Weile auf der Veranda stehen und schaute dem Dreiergespann nach. Diesen Leuten musste viel daran gelegen sein, schon durch ihr äußeres Erscheinungsbild alles klarzustellen. Jeder sollte auf den ersten Blick kapieren: »Wir sind nur kurz draußen. Also haltet uns nicht auf!«
     
    Die geplanten Hotelzimmer lagen hinter dem »Luis«, in dem Gebäude, das zu früheren Zeiten als Stall und Hufschmiede genutzt worden war. Es war deutlich zu sehen, dass an dem Gebäude gearbeitet wurde. Die Natursteinmauern waren teilweise eingerüstet oder ohne Fenster, doch momentan war die Baustelle verwaist. Das Gerüst hatte an mehreren Stellen Moos angesetzt, es sah nicht so aus, als wäre es letzte Woche erst installiert worden. Die Zimmer, die schon fertig waren, wirkten trotz der Kargheit geschmackvoll. Die Wände waren weiß gekalkt, der Charakter der alten Ställe war nicht wesentlich verändert, nur der kalte Steinboden war durch schwere und breite Holzdielen ersetzt worden, auf denen sich auch im Winter gut barfuß laufen ließ.
    »Eine leere Zelle mit Stil«, sagte sie halblaut. In der heutigen Zeit der ziellosen Sinnfindung kommt so etwas gut an, dachte sie im Stillen weiter. Muss nur gut vermarktet werden. Einen kleinen Buddha auf den Nachttisch, exquisites Mineralwasser daneben   …
    Die Tür zu Ines‘ Zimmer stand offen. Ines saß auf dem Bett, das mit Papieren übersät war. Olga blieb in der Tür stehen und fragte sich, was der Kriminalhauptkommissar bei diesem Anblick wohl sagen würde.
    »Kirschbaum war vorhin schon hier«, sagte Ines, ohne aufzublicken.
    »Columbo

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