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Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget

Titel: Der Wald Steht Schwarz Und Schweiget Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Tessendorf
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Boden.
    »Tito!«, rief er und betrachtete wehmütig das Bild. »Hier ist er noch mal.« Er musste lachen. »War er hier   …«,er zeigte Olga das Foto, »…   war er hier nicht zweimal mitten durch das Essen gerannt, durch die Hähnchenkeulen und den Kartoffelsalat? Deine Mutter hat einen Tobsuchtsanfall gekriegt und ist schnaubend vor Wut nach Hause gelaufen.«
    Ja, auch sie konnte sich gut daran erinnern. Aber so, als wären diese Begebenheiten in einem Kinofilm vorgekommen, den sie früher einmal gesehen hatte. Distanziert und nicht sie selbst betreffend.
    Thorvald hatte inzwischen weitergeblättert. Wie ein Kind saß er im Schneidersitz auf dem Boden. Auf einem der Fotos waren Thorvald und Benno zu sehen, die sich ihr gesamtes Federbett samt Kopfkissen in die Frotteeschlafanzüge gestopft hatten und wie zwei aufgequollene, dicke Dampfnudeln hinter Tito herstapften. Da waren sie acht Jahre alt gewesen.
    Thorvald griff sich an die Stirn. »Benno hat die ganze Zeit versucht, ›Der Mond ist aufgegangen‹ zu rülpsen, ist aber immer wieder hingefallen, weil es schon dunkel war und er den Boden vor lauter Bauch nicht sehen konnte, und ich hab mir vor Lachen in die Hose gemacht.«
    Olga blätterte weiter. »Also, was an dem Hagenberg sein soll, weiß ich nicht. Auf den Fotos ist nichts Besonderes zu finden. Ich muss morgen mal dorthin.«
    »Geh aber nicht allein, okay?« Thorvald hob den Kopf und betrachtete sie.
    »Geh mit Ines. Tagsüber wird der Hund hoffentlich nicht auftauchen. Und ihr könnt neue Theorien über die Verstrickungen diverser Leute in den Mordfall anstellen.«
    Olga legte das Album zur Seite. »Leider habe ich bislang völlig versagt«, seufzte sie. »Ich weiß ja noch nicht einmal, wonach wir eigentlich suchen.«
    »Wieso?«, fragte er. »Ihr sucht mit einem anderen Fokus als die Polizei. Das ist doch gut.«
    »Vielleicht hast du recht. Ich kann die Sache mit Benno auch nicht akzeptieren. Ich will sie nicht akzeptieren«, rief sie energisch.
    »Nein, Bennos Verschwinden kann ich auch nicht hinnehmen«, sagte Thorvald. »Wir müssen die Sache mit dem Bild verfolgen. Das könnte uns auf eine Spur bringen. Sonst weiß ich nicht, wo ich Benno noch suchen soll. Ich habe den ganzen Wald durchkämmt, die Stellen, wo wir unsere Baumhäuser hatten, unsere Verstecke. Er ist nirgendwo.«
    »Fährst du eigentlich nächste Woche wieder nach Kopenhagen?«
    Thorvald neigte den Kopf und schaute sie an, als hätte er sie erst heute nach langer Zeit wiedergesehen. Als wäre er erst jetzt, nach sieben nervösen und beunruhigenden Tagen, bereit, sich auf sie einzulassen.
    »Wenn ich fahre, dann nehme ich dich mit.« Er wickelte eine lange Strähne aus Olgas Haar um seinen Finger.
    »Und die Hütte?«, fragte Olga leise.
    »Scheiß auf die Hütte!«
    Thorvald zog Olga zu sich herüber. Er nahm ihren Kopf in beide Hände und küsste sie ganz zart auf den Mund. Nur ein Hauch. Olga hielt für einen Moment inne, dann erwiderte sie den Kuss.
    Langsam ließen sie sich auf den Boden sinken und küssten sich gierig, wie zwei Schiffbrüchige, die nach Tagen endlich frisches Trinkwasser bekamen. Thorvald durchwühlte ihre hochgesteckten Haare, bis sich die Klammern lösten. Er fuhr langsam und fest an ihrem Körper entlang, als versuchte er, sich an jedes Detail zu erinnern.
    Olgas Handy summte. Sie ignorierten es. Es war unmöglich, jetzt aufzuhören. Thorvald schien es gar nicht gehört zu haben und Olga hätte nicht die Kraft gehabt, sich von ihm zu lösen. Das Summen hörte auf. Nach einer Minute begann es erneut.
    Olga holte tief Luft und tastete nach dem Telefon. Thorvald ließ sich mit geschlossenen Augen und einem lauten Stöhnen auf die Seite rollen. Er hob das angewinkelte Knie und legte es auf Olgas Oberschenkel. Er küsste sie auf die Wange und biss in ihr Ohr, während Olga versuchte, ihr Telefon aus der engen Hosentasche zu fischen. Als sie das Telefon endlich in der Hand hielt, war das Summen vorbei.
    »Nummer unterdrückt«, sagte sie. »Wer kann das gewesen sein?«
    Olga setzte sich hin. Thorvald lag wie erschossen neben ihr, die Haare im Gesicht, die Augen geschlossen, und rührte sich nicht. »Ich fange langsam an, diese Scheißdinger zu hassen«, sagte er.
    Olga küsste ihn auf die Haare und stand langsam auf. »Komm!«, forderte sie ihn leise auf. »Gehen wir schlafen.«
    Es war spät geworden, und Olga begann die Fotoalben einzusammeln.
    »Ich frage mich die ganze Zeit, ob Juli etwas über das Gemälde

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