Der Waldläufer
der vom Fluß gebildeten gabelförmigen Landzunge, lag das Val d'Or.
Um die Erwartung des Lesers nicht länger zu ermüden und seinen Augen nicht bloß schweigende Schatten vorzuführen, wollen wir diesen Schatten zuerst Gedanken, dann Worte und endlich gleichzeitig Handlungen verleihen. Diese verstreuten Gruppen streben nach demselben Ziel; zwei von ihnen aus entgegengesetzten Interessen, die anderen als ihre Nebenbuhler. Einzeln oder vereint werden sie bald zusammenstoßen, wie die von entgegengesetzten Winden gepeitschten Sturmfluten aufeinandertreffen und im unermeßlichen Ozean eine an der anderen zerschellen.
Infolge geschickter, von Pedro Diaz geleiteter Bewegungen hatte die Expedition am Tag vor ihrer Ankunft im Val d'Or die Richtung, die sie eingeschlagen hatte, vor den Indianern seit zwei Tagen verheimlichen können. Aber sechzig Gefährten, mit denen Cuchillo teilen mußte – darauf hatte der Bandit nicht gerechnet. Er mußte diese Zahl vermindern, und unter dem Vorwand, den Weg auszukundschaften, hatte er sich seit zwei Tagen von seinen Kameraden getrennt. Voll Vertrauen auf die Schnelligkeit seines Pferdes und auf die genaue Kenntnis dieser Steppen wollte Cuchillo abermals die Indianer auf die rechte Fährte bringen.
Um ihn seinen Weg finden zu lassen, falls sich etwas ereignete, das war der Grund, warum im Lager ein Feuer angezündet war, dessen Rauch ihm als Führer dienen sollte, und warum Don Antonio de Mediana einem seiner Leute, der sich auch – wie man gesehen hat – aus dem Verhau entfernte, den Auftrag gegeben hatte, das Feld zu durchstreifen, um den Führer der Expedition wiederzufinden. Ein kühnerer Gedanke keimte noch im Herzen Cuchillos; aber die Ausführung dieses Planes sollte ihn nur zu einer schrecklichen Strafe führen, die er so wohl verdiente. Doch hier ist noch nicht der Ort, davon zu reden.
Wir hatten gesagt, daß ein Läufer mit anscheinend wichtigen Nachrichten im Lager der Indianer angekommen war. Dieser Läufer war beim Suchen der Weißen, die er verfolgte, bis an die Ufer des Flusses vorgedrungen; unter den dortigen Weiden versteckt, hatte er auf einer kleinen Insel drei von ihren weißen Feinden bemerkt. Diese drei Männer konnten nach der Beschreibung des Indianers nur der Kanadier Bois-Rosé, der Spanier Pepe und Fabian de Mediana sein, der nun ihre Abenteuer mit ihnen teilte. Es waren wirklich die drei Freunde, die man vielleicht nicht ohne einige Befriedigung wiederfinden wird.
Wir haben Bois-Rosé und Pepe den Schläfer vierzehn Tage vor diesem Augenblick am Rand der Schlucht verlassen, in der der junge Spanier in dem blinden Ungestüm seines Alters und noch besonders aufgeregt durch die Erzählung des gewesenen Grenzjägers von der Ermordung seiner Mutter beinahe sein Grab gefunden hätte. Glücklicherweise war der Sturz nur für das Pferd tödlich gewesen; der Reiter war wie durch ein Wunder gerettet und dem Schicksal entgangen, das ihn auf dem Grund des Salto de Agua erwartet hätte.
Die drei Freunde nahmen also die Verfolgung, die der Sturz Fabians gewaltsam unterbrochen hatte, wieder auf; da sie jedoch gezwungen waren, zu Fuß denselben Weg zu verfolgen, den ihre Feinde zu Pferd zurücklegten, so waren Fabian und die beiden Jäger erst an dem Tag in Tubac angekommen, an dem die Expedition es verließ; das heißt, nachdem sie durch den Sturz Fabians einen Tag verloren, hatten sie nur fünf gebraucht, um zu Fuß ungefähr sechzig Meilen zurückzulegen.
Nun wurde es leichter, der auf ihrem Marsch durch die schwerbeladenen Wagen aufgehaltenen Kolonne von Abenteurern zu folgen; zehn Tagereisen hatten somit die drei unerschrockenen Freunde ebensoweit geführt als die Expedition. Obgleich sie durch die Sorge für ihre Sicherheit genötigt waren, einen Weg einzuschlagen, der von dem, den die Expedition genommen hatte, verschieden war, so hatten sie doch nur selten die Feuer ihrer Lagerplätze seit dem Abmarsch aus dem Presidio aus dem Gesicht verloren. Von einem solchen Gefolge umgeben wie hier, war Don Antonio keineswegs eine leichte Beute.
Als der indianische Läufer, von dem wir vorhin gesprochen haben, seinen Bericht beendet hatte, berieten sich die Apachenkrieger, die zum Rat gehörten, abermals über den Entschluß, der gefaßt werden mußte. Bis hierher gab es unter den Feinden, mit denen sie auf diesem letzten Kriegszug gekämpft hatten, keine zwei Männer, auf die man die Schilderung hätte anwenden können, die der Kundschafter von Bois-Rosé und Pepe
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