Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Ferry
Vom Netzwerk:
sie zwischen zwei Steinen zerquetscht hatte, und die Erleichterung, die ich einige Stunden danach empfand, war so groß, daß ich Hunger bekam und die Vorräte aufaß, die ihr mir zurückgelassen hattet.«
    »Und habt Ihr den Hut Don Fabians auf dem Weg zu uns gesehen?«
    »Ja, und diese Entdeckung ließ mich irgendein Unglück fürchten, dessen Wirklichkeit ich sehr beklage.«
    Der Spanier erzählte dem neuen Gefährten, den der Zufall ihnen sandte, rasch von der Belagerung, die sie ausgehalten hatten, und von der traurigen Entwicklung, die deren Ende gewesen war.
    »Wer sind denn diese Männer, die tapferer und geschickter gewesen sind als ihr?« fragte Gayferos mit einem Erstaunen, das genugsam bewies, wie hoch er die Kraft seiner Befreier anschlug.
    »Schelme, die weder Gott noch den Teufel fürchten; wir haben eine schreckliche Genugtuung zu fordern!« antwortete Pepe und nannte die beiden furchtbaren Gegner, mit denen sie ihr böses Geschick zum zweitenmal hatte zusammentreffen lassen. »Wir werden es das drittemal sehen«, fügte der Spanier hinzu.
    In diesem Augenblick langten die drei Fußgänger nach vielen, durch das schlechte Gedächtnis des Gambusinos verursachten Umwegen ganz nahe bei der Stelle an, wo er sie eben getroffen hatte; dort, wo Baraja das von den beiden Piraten der Prärien bemannte Kanu in dem unterirdischen Kanal hatte verschwinden sehen.
    Nur mit der größten Mühe konnten sie alle drei die schroffen Abhänge, die diesen verlorenen Arm des Flusses überragten, hinabsteigen. An den Ufern dieses Flusses hofften die beiden Jäger solche Spuren zu finden, daß sie diejenigen, die sie schon entdeckt hatten, vervollständigen konnten.

64 Der Hunger
    Als die beiden Jäger und der Gambusino an das Ufer des Stromes gekommen waren, bemerkten sie bald, daß es nicht weit von der Stelle, wo sie herabgestiegen waren, einen viel weniger beschwerlichen Weg gab, der sich vom Gipfel der Felsen bis zur Oberfläche des Flusses hinschlängelte.
    »Das ist ohne Zweifel der Weg, den diese Schelme mit ihrem Gefangenen eingeschlagen haben, und unten an diesem Pfad muß man ihre Spuren suchen.« »Ich wundere mich nur darüber«, antwortete Bois-Rosé und untersuchte aufmerksam den Ort, »daß Fabian, den ich doch als so ungestüm kenne, gutwillig und ruhig diesen steilen Abhang herabgestiegen ist. Dieses Gesträuch, dieser Wermut trägt keine Spur eines Widerstands von seiner Seite.«
    »Hättest du es lieber gesehen, wenn er sich von der Höhe dieser Felsen mit denen, die ihn umringten, herabgestürzt hätte?«
    »Nein, gewiß nicht, Pepe«, antwortete Bois-Rosé; »aber du hast es ebensogut wie ich gesehen, daß er damals, wo er sich beinahe im Salto de Agua zerschmettert hatte, weder auf die Zahl derjenigen, die er verfolgte, noch auf den Abgrund, über den er zu Pferd setzen mußte, Rücksicht nahm, und darum hat diese passive Unterwürfigkeit von seiner Seite etwas Beunruhigendes für mich. Der Junge war ohne Zweifel verwundet, vielleicht sogar ohnmächtig, und das erklärt mir ...«
    »Ich sage nicht nein«, unterbrach ihn Pepe; »deine Meinung ist ziemlich wahrscheinlich.«
    »Mein Gott! Mein Gott!« rief Bois-Rosé kummervoll. »Warum muß dieses Ungewitter jede Blutspur weggewaschen, alle Eindrücke zerstört und verwischt haben? Es wäre ohne das so leicht gewesen, sie wiederzufinden und sich von so vielen Dingen, die wir notwendig wissen müssen, Rechenschaft zu geben. Habt Ihr nicht bemerkt, Gayferos, ob Blut an dem schwimmenden Hut gewesen ist?«
    »Nein«, sagte der Gambusino, »ich war zu weit entfernt. Jene Felsen, auf denen ich mich befand, sind zu hoch, und der Tag wurde düster.«
    »Wenn ich es für gewiß annehme, daß er keinen Widerstand geleistet hat, weil er verwundet war, würde das nicht beweisen, daß Don Fabian in den Händen dieser Schurken so gut ist wie die Hoffnung auf ein reiches Lösegeld, so daß sie sich wohl die Mühe gegeben haben, ihn in ihren Armen bis in ihr Kanu zu tragen?«
    Bois-Rosé nahm mit dankbarem Blick diese wahrscheinliche und tröstliche Voraussetzung des spanischen Jägers auf.
    In der Tat war Fabian durch den Stoß seines Kopfes gegen den flachen Stein, der mit ihm herabrollte, ohnmächtig geworden und während der langen Ohnmacht in das Kanu getragen worden. Ein Indianer hatte sich zwar seines Hutes bemächtigt, diesen aber wegen seines Alters verächtlich ins Wasser geworfen.
    Bis zu diesem Augenblick hatten sich die Jäger also in keinem ihrer

Weitere Kostenlose Bücher