Der Waldläufer
eines Weißen gegen mindestens acht Indianer. Er wurde niedergeschmettert.
»Herunter vom Pferde!« rief Diaz.
Baraja glitt herab, sah sich aber sofort von zwei Rothen ergriffen, die ihn zur Erde warfen und mit einem Lasso umschlangen. In der Absicht, sofort zu fließen, hatte er kaum den Boden berührt, so sah er sich schon gefangen – Diaz brauchte keine Strafe über ihn zu verhängen.
Dieser hatte, als er sich allein auf dem Pferde fühlte, dasselbe fest in die Zügel genommen und stürmte zwischen die Rothen hinein. Einen derselben niederschießend, faßte er dann den Karabiner beim Laufe und theilte Hiebe aus, unter denen einer der Feinde nach dem andern niedersank.
Ein Wuthgeheul erscholl um ihn, welches augenblicklich neue Feinde herbeilockte. Er sah sich umzingelt; rundum erschollen die Siegesrufe der Rothhäute, und das Lager lag in grauenhafter Finsterniß. Es war Alles verloren, Alles, und für ihn gab es nur noch die Flucht. Er faßte die Büchse fester und riß sein Pferd empor. Unter dem gewaltigen Drucke seiner Sporen wieherte es laut auf und setzte über den ihn umfassenden Kreis der Feinde hinweg. Ein Wuthgeheul erscholl hinter ihm; er jagte jetzt wieder hinaus in die Ebene, wo ihn die Dunkelheit umfing und vor jeder Verfolgung verbarg.
Er ritt so lange, bis er sich sicher wußte. Bei einigen Steineichen, die er bemerkte, stieg er ab, band sein keuchendes Pferd an und warf sich auf die Erde, um auszuruhen von den außerordentlichen Erlebnissen des heutigen Tages.
Hinter ihm, nach dem Lager zu, röthete sich der Himmel und färbte sich mit purpurnen, immer glühender werdenden Tinten. Eine helle, flackernde Lohe stieg empor und warf wie ein an die Erde gefesseltes feuriges Meteor ihren Schein weit in die Steppe hinaus. Diaz wurde von ihm nicht erreicht; er lag vollständig im tiefen Dunkel.
Der heutige Tag hatte so viel Außerordentliches gebracht, daß selbst ein Mann wie Diaz einiger Zeit bedurfte, um innerlich ruhig und klar zu werden. So lag er lange Zeit, um sich zu überlegen, was er zu thun habe. Da war es, als ertöne das Geräusch nahender Schritte in sein lauschendes Ohr. Er erhob sich und zog das Messer.
Nicht weit von ihm hielten die Schritte an und er vernahm die Bewegungen eines Menschen, der sich zur Erde niedersetzte. Er mußte wissen, wer es sei. Jedenfalls ein Weißer, denn ein einzelner Indianer hätte sich sicher nicht von den Siegern getrennt, um draußen in der einsamen Wildniß auszuruhen.
Er legte sich auf den Boden nieder und kroch vorsichtig dem Orte zu, an welchem der Mann saß. Als er nahe genug gekommen war, um die Umrisse der dunkeln Gestalt erkennen zu können, war er sich zuerst im Unklaren, wen er vor sich habe. Der Fremde trug eine Decke um den Oberkörper gewickelt, hatte das Haar zu einem Chignon geschlungen und darüber einen Federstutz befestigt, wie er das Abzeichen der Papagosindianer bildet.
»
‘sdeath,
dauert das lange!« murmelte er. »Ich werde warten müssen.«
»Ein Weißer und zwar ein Staatenmann,« sagte sich Diaz, der an dem englischen Fluch sofort erkannte, wen er vor sich habe. »Er trägt Bowiemesser und eine Büchse. Ich kann sie nicht genau erkennen, aber ich möchte wetten, daß es kein schlechtes Gewehr ist. Warum hat er sich als Rothhaut verkleidet?«
Der Indianertödter lag so nahe hinter dem Fremden, daß er diesen mit der Hand hätte erreichen können. Hätte er gewußt, daß es Red-Hand, der berüchtigte Räuber der Savanne sei, so wäre er wohl nicht jetzt einige Schritte schweigend wieder zurückgekrochen; so aber kannte er ihn nicht und beschloß, das Weitere im Stillen abzuwarten.
Noch immer brannte in der Ferne die Flamme bis hoch in den nächtlichen Himmel empor. Die Indianer hatten die Wagenburg der Goldsucher in Brand gesteckt. Da vernahm Diaz das Nahen menschlicher Schritte, und es wurde ein Pfiff ausgestoßen, welchen Red-Hand erwiderte. Zwei Männer kamen herbei, denen auf dem Fuße zwölf Indianer folgten. Die letzteren blieben in geringer Entfernung halten, während die beiden ersteren näher traten.
»
Go on,
Alter,« meinte der Eine von ihnen in englischer Sprache. »Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
»Wohin?«
»Nach den Nebelbergen.«
»Was wollen wir dort? Ich denke, Du bist zu Schwarzvogel, um mich bei ihm anzumelden!«
»Ist die Rothhaut ein so großes Thier, daß ein Weißer angemeldet werden muß? Ich sage Dir, alter Sünder, daß jeder Apache froh sein muß, wenn Half-Breed mit ihm
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