Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Waldläufer

Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Sicherheit befanden.
    »Sie mögen ihr Pulver und ihre Kugeln immerhin verschwenden,« sprach Bois-rosé, »wir aber schießen nur dann, wenn wir unseres Zieles sicher sind.«
    »Sie wollen uns zu derselben Verschwendung bewegen,« bemerkte Pepe. »Siehst Du auf meiner Strecke den Federbusch, welcher über den Büschen herüberblickt? Sie haben ihn an einen Ast befestigt und glauben, daß wir nach ihm schießen sollen.«
    »Der Ast steckt in der Erde, denn ich bemerke an dem Stutze auch nicht die allerkleinste Bewegung. Laß sie nur machen! Wenn sie sehen, daß wir uns nicht täuschen lassen, werden sie ungeduldig werden und den Ast bewegen. Das wird natürlich so geschehen, daß Einer von ihnen auf der Erde zu ihm hinkriecht und ihn mit ausgestrecktem Arme erfaßt. Dann nimmst Du Dein Ziel rechts und ich links von ihm, zwei Fuß entfernt tief am Boden, und ich will behaupten, daß wir den Kerl treffen.«
    Es verging eine Weile, dann jedoch erwies sich die Voraussetzung des Kanadiers als richtig. Der Federstutz begann sich leise zu bewegen.
    »Feuer, Pepe!«
    Aus den Läufen der beiden Büchsen blitzte es auf, und dem Krachen der Schüsse folgte ein erneutes Wuthgeheul.
    »Schneide eine neue Kerbe, Pepe, damit wir uns nicht verzählen!«
    Der einstige Miquelete folgte der Weisung.
    »Noch Neun! Wenn es in dieser Weise fortgeht, können wir uns in zwei Stunden vierzehn Skalpe holen.«
    »So schnell werden wir nicht befreit, Pepe. Sie werden bemerken, daß uns in dieser Weise nicht beizukommen ist, und einen Kriegsrath halten, um eine bessere Methode zu finden.«
    Wirklich blieb es drüben von jetzt an eine ziemliche Weile ruhig. Es verging beinahe eine volle Stunde, und noch immer ließ sich kein Laut hören, keine Bewegung bemerken.
    »Sie werden nichts Kluges finden. Trotzdem aber wäre es vortheilhaft für uns, wenn wir ihre Gedanken zu errathen suchten,« bemerkte Rosenholz. »Was meinst Du, Fabian?«
    »Ich denke, daß sie einen Punkt suchen werden, von welchem aus uns ihre Kugeln zu erreichen vermögen. Das ist das Einzige, aus welchem uns Gefahr droht, und ich wundere mich, daß sie dies nicht schon längst gethan haben.«
    »Sie haben jedenfalls bisher ihren Grund gehabt, dies zu unterlassen. Die einzige Stelle, von welcher aus wir ihren Büchsen ausgesetzt sind, sind jene Felskegel da oben, welche sich gegen einander neigen. Um diesen Ort aber zu erreichen, müssen sie eine Strecke emporklimmen, die zwar nur kurz ist, uns aber hinreichend Gelegenheit bietet, unsere Büchsen spielen zu lassen.«
    »Sie werden es dennoch versuchen, früher oder später, mein Vater, und dann ist es gut, wenn wir nicht leere Läufe haben.«
    »Das denke ich auch, und das werden auch die beiden Räuber berücksichtigen, die den Angriff leiten. Sie selbst werden sich unsern Kugeln nicht aussetzen, sondern nur die Rothen zu den Felsen emporschicken, und zwar erst dann, wenn wir einmal geschossen haben.«
    »Wir sind im Besitze von fünf Gewehren, was sie jedenfalls nicht wissen,« meinte Pepe. »Sparen wir die Schüsse in unsern Büchsen, Rosenholz, und nehmen wir die beiden andern in die Hand.«
    »Richtig! Fabian, mein Sohn, Du wirst nicht schießen, damit wir drei Kugeln bereit haben.«
    Er ergriff die englische Flinte Don Estevans, während Dormillon nach dem Karabiner Cuchillo’s langte.
    »Und dennoch schieße ich!« antwortete Fabian, und im nächsten Augenblicke krachte seine Büchse.
    Er hatte das ganz leise Zittern eines Strauches bemerkt. Es erfolgte kein Geheul, aber der Strauch bog sich unter einer heftigen, konvulsivischen Bewegung, welche hinter ihm stattfand.
    »Getroffen, mein Sohn! Dieser Mestize hat jedenfalls den Befehl gegeben, uns ferner nicht durch ihr Geschrei zu verrathen, daß wir gut zu zielen wissen. Pepe, eine Kerbe!«
    »Noch acht!« zählte dieser, indem er seinen Einschnitt machte.
    Fabian war noch nicht mit Laden fertig, so donnerte es drüben aus allen Büchsen. Salve auf Salve folgte, und der Kugelregen schlug zahlreiche Steinsplitter los, welche nach allen Richtungen umherflogen.
    »Paßt auf,« warnte Pepe. »Sie haben einen Plan vor, den sie durch dieses Feuer einleiten und decken wollen, und ich lasse mich skalpiren, wenn es nicht derjenige ist, den wir bereits errathen haben!«
    »So warte auf eine Pause zwischen den Salven und drücke dann den Karabiner los,« befahl der Kanadier. »Halte aber Deine Büchse sofort bei der Hand! – Jetzt!«
    Er sowohl als auch Dormillon drückten ab. Die

Weitere Kostenlose Bücher