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Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
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Kleidung stand plötzlich in der schmalen Tür. Er hatte ein Milchgesicht mit dunklen Augen.
    »Sir, Ihr befehligt die Swiftness, sagte man mir.«
    »Ja und, was ist?«
    Das Milchgesicht holte tief Luft und deutete einen Gruß
    an, dann haspelte es seine Meldung hervor: »Sir, durch den Blitz vorhin ist etwas Schreckliches passiert, also, der Blitz, er ist auf Eurem Schiff eingeschlagen!«
    »Beim Seetang der Sargassosee!« Mit einem panthergleichen Satz war Loom auf den Beinen. »Bist du sicher, Bursche?« »Ganz sicher, Herr Kapitän, hab's mit eigenen Augen brennen sehen.« »Ich komme!« Loom war schon unterwegs.
    »Sollen wir Euch begleiten?« Der Magister rückte aufgeregt an seinem Nasengestell.
    »Wir könnten vielleicht löschen helfen?«, schlug Vitus vor.
    »Ja, vielleicht.« Loom kam noch einmal zurück und stolperte dabei fast über Pancho, der ein Tablett mit drei venezianischen Gläsern trug, einem roten, einem grünen und einem blauen.
    Der Wirt nahm das blaue auf. »Hier, Herr Kapitän, stärkt Euch noch schnell.«
    Loom, dem der Kopf schwirrte, nahm das Glas, stürzte den Inhalt hinunter und wollte los.
    »Was ist mit Eurer Bezahlung, Herr Kapitän? Ihr habt kräftig gebechert, wenn die Bemerkung gestattet ist, die Rechnung beläuft sich auf...«
    »Das mit der Bezahlung erledigen wir«, fiel Vitus dem Wirt ins Wort. »Lasst den Kapitän zurück auf sein Schiff.«
    »Ich danke Euch, Gentlemen! Wir sehen uns morgen.«
    Loom verschwand in höchster Eile.
    »Trinkt erst mal einen auf diesen Schrecken, Senores.«
    Die Stimme Panchos klang besorgt. Er hielt den beiden Freunden das Tablett mit dem grünen und dem roten Glas hin. »Die Bezahlung kann warten.«
    »Was ist das für ein öliges Zeug?« Der Magister gab sich keine große Mühe, höflich zu sein.
    »Oh, Senor, etwas, von dem Ihr sicher schon gehört habt. Izarra nennen wir Basken es - es ist ein Trank, der gut bekommt und einen klaren Kopf gibt.«
    »Den können wir in der Tat jetzt brauchen.« Vitus ergriff eins der Gläser. Der Magister nahm das andere.
    »Wir trinken, gehen nach oben, holen unsere Sachen, zahlen und dann: nichts wie zum Hafen«, erklärte der Magister. Beide tranken ihr Glas auf einen Zug aus.
    »Ich habe mir erlaubt, das Gepäck der Senores schon nach unten schaffen zu lassen«, dienerte Pancho. In seinen Augen glitzerte es.
    »Sehr praktisch, Ihr scheint hellseherische Fähigkeiten zu besitzen, weil Ihr um unsere rasche Abreise wusstet«, wunderte sich Vitus.
    »Ja, die habe ich!«, kicherte der Wirt. Sein Gesicht wirkte plötzlich sehr aufgedunsen und wurde wechselweise schmal und voll. »Hellseherische, sehr einträgliche Fähigkeiten.«
    »Was ist plötzlich los mit meinen Beryllen?«, fragte der Magister verstört. Er nahm das Nasengestell ab und kam dabei leicht ins Taumeln. »Manche Farben im Raum verännern ... ännern ... verändern sich.«
    »Das geht mir auso ... auso ... auch so.« Vitus musste sich zusammenreißen, damit der Alkohol ihm die Zunge nicht lähmte. Er sah, dass nicht nur das Gesicht des Wirts arbeitete, sondern mittlerweile der ganze Körper. Panchos fette Hand fuhr zu einer gelben Wange, das Kratzen ergab einen Donner, lauter als alles Dagewesene. Seine Figur wurde größer und kleiner, veränderte sich laufend, schien über dem Boden zu schweben, zu tanzen und sich in Luft aufzulösen. Wo war der Wirt?
    »Mangisser, Mangi ...« lallte Vitus, »wassis, soss nichsoviel trinkn ...«
    Jäh wurde ihm klar, dass er eine ähnliche, ganz ähnliche Situation schon einmal erlebt hatte, und er kämpfte dagegen an. Doch es war vergebens. Er nahm jetzt kaum noch etwas wahr, sah schemenhaft den Magister zu Boden gleiten, sich dabei teilend, in einen Magisterkörper und in einen anderen Leib, hellblau von Kopf bis Fuß und ihm wunderlich bekannt vorkommend. Der Raum begann sich zu drehen, schneller und immer schneller, zu einer kunterbunten Farbpalette, die nichts und niemand auf dieser Welt anhalten konnte. Er bäumte sich auf, wollte durch das Dickicht der Farben hindurchtauchen, erkannte Käfer mit Armen und Beinen, schwarz, haarig, drohend, mit großen Greifern, die ihn packten und ihn das Fliegen lehrten ...

Der Kapitän Miguel de Näjera

    »Um der Barmherzigkeit der Gebenedeiten willen, verratet mir, wie diese bucklige Missgeburt die Arbeit eines ganzen Mannes tun soll!«
    P ullt, Jungs, pullt!« Battista schrie aus Leibeskräften |
    gegen den Sturm an. »Pullt um euer Leben ...« »Und zieh!
    ... Und

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