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Der Wanderchirurg

Der Wanderchirurg

Titel: Der Wanderchirurg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serno Wolf
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Musketiere in die Marse wegen der Feuergefahr für die Segel. Tja, nur eine Minute später haben Eure Gunner den Hauptmast umgelegt. Schicksal ...«
    »Verstehe. Lasst die Verwundeten und Sterbenden in die Kajüte bringen.«
    »Aye, aye, Cirurgicus, braucht Ihr sonst noch irgendwelche Hilfe?«
    »Nein, wir kommen schon klar. Vorwärts!«

    »Da ist eine junge Lady, die unbedingt zu Euch in die Kajüte will, Cirurgicus«, meldete ein Matrose wenig später. »Ich hab ihr schon gesagt, das hier wär nichts für Damen, aber sie lässt sich nicht abwimmeln.«
    »Ist sie verletzt? Wo kommt sie überhaupt her?« Vitus und der Magister versorgten gerade die klaffende Oberschenkelwunde eines alten Maates, während der Zwerg, der schon sämtliche Instrumente auf dem Kartentisch ausgebreitet hatte, ein Feuer im Kohlebecken anzündete, damit später darin die Brenneisen erhitzt werden konnten.
    Um Vitus und den Magister herum lagen zahlreiche Leidensgenossen des Alten - stöhnend und sich vor Schmerzen windend.
    »Sie hat sich von der Phoenix übersetzen lassen, Sir. Zusammen mit zwei oder drei weiteren Verletzten.«
    »Es ist gut. Wie ist Euer Name, Matrose?«
    »Miller, Sir, Signalgast und Läufer.«
    »Danke. Abtreten, Miller.« Vitus begab sich zur Kajütentür.
    Er würde der Dame schon klarmachen, dass
    aufdringliche Weibspersonen in seiner Situation wenig hilfreich waren. Ein paar deutliche Worte wirkten sicher Wunder. Draußen erblickte er als Erstes einen ihm zugewandten Rücken mit gertenschlanker Taille. Der Rücken steckte in einem salamandergrünen Kleid, dessen Farbe zu dem leuchtenden Rot der lang herabfallenden Haare in einem bemerkenswerten Kontrast stand.
    »Senorita, äh ... Lady, Madam, ich ...« Er biss sich auf die Lippen. Er war es nicht gewohnt, einer schönen Dame etwas abzuschlagen. Jetzt drehte die Unbekannte sich ihm zu, und in ihrem Gesicht erschien ein zauberhaftes Lächeln. Es war ihm, als ginge die Sonne auf.
    »Habt Ihr Zahnschmerzen, Sir?« Die graugrünen Augen der Fremden blickten spöttisch. Der Mund, der die Frage gestellt hatte, war voll und ausdrucksstark.
    »Ich, äh ... wieso?« Der verdammte Schal!
    Er trug noch immer dieses lächerliche Stück Stoff um den Kopf! Mit einem energischen Ruck riss er es ab.
    »Nein, mir geht es gut.« Er versuchte, seiner Verlegenheit Herr zu werden. Niemals zuvor hatte er eine so schöne junge Frau gesehen. Er wusste, wenn er sie direkt anschaute, würde er rot werden wie ein Jüngling. Das durfte nicht sein.
    »Hört, äh ... Lady«, sagte er, während er sich bemühte, an ihr vorbeizublicken, »was da drinnen abläuft, ist nichts für schwache Nerven. Ihr würdet nur Elend zu sehen bekommen: gebrochene Glieder, zersplitterte Knochen und jede Menge Blut.«
    »Wir Frauen sehen jeden Monat Blut.«
    »Äh ... wie bitte?«
    »Ihr wisst schon, was ich meine.« Die Fremde hob ihren Rock und kletterte gewandt über das Süll. Schlanke, seidenbestrumpfte Fesseln wurden sekundenlang sichtbar.
    »Dass ihr Männer immer glaubt, ihr müsstet alles allein schaffen. Ich helfe Euch, und damit basta! Bitte sorgt dafür, dass die drei Schwerverletzten von der Phoenix ebenfalls hereingebracht werden.« Sprach's und verschwand in der Kajüte.

    »Gebt mir bitte die mit Zinnkraut angereicherte Honigsalbe.« Vitus streckte die Hand fordernd aus, während seine Augen weiterhin auf der Einschusswunde in der Schulter eines jungen Matrosen verweilten. Der Bursche hatte Glück gehabt. Die Verletzung war nicht allzu ernst: Die Musketenkugel hatte keinen Knochen durchschlagen und war zudem recht schnell mit dem Kugelholer herauszuoperieren gewesen. Über der Arbeit hatte Vitus seine Sicherheit wieder gefunden. Seine Befehle an die schöne Fremde waren freundlich, aber knapp. »Es ist die in dem blauen Döschen.«
    »Hier.«
    »Danke.« Vitus beobachtete aus den Augenwinkeln die Hände der Fremden, die jetzt beruhigend auf der anderen Schulter des Verletzten lagen. Sie waren schmal und feingliedrig, und dennoch konnten sie geschickt und energisch zupacken, wie er in den vergangenen Stunden bemerkt hatte. Er seufzte unhörbar. Gottlob war der Matrose der letzte Patient. Im Hintergrund des Raums verabreichten der Magister und Enano einen Trank aus Mistelkraut an alle Verwundeten, die etwas aufnehmen konnten.
    Vitus spürte jeden Knochen im Leib, und der Rücken tat ihm weh. Er ertappte sich dabei, dass er sich fragte, wie die Fremde sich wohl fühlte. Hatte ihr das alles nichts

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