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Der Wandermoerder

Der Wandermoerder

Titel: Der Wandermoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Starr
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jemand anderes die Leiche vekauft hatte. Daher kam Cabanès zu dem Schluss, dass der Schädel, der auf der Konferenz so viel Aufsehen erregt hatte, möglicherweise »ein gewöhnliches Exemplar aus einer Sammlung oder einem anatomischen Museum« war.
    Auf Nachfrage eines Reporters räumte der Prinz ein, dass er die Echtheit des Schädels nicht nachweisen könne. »Ein sicherer Beweis ist unmöglich, daher müssen wir uns mit der Überlieferung zufriedengeben«, sagte er. Er erinnerte sich daran, dass er den Schädel 1889 fünf Anthropologen gegeben und sie gefragt habe, ob es sich um einen Menschenschädel handle. »Drei von ihnen bejahten, die beiden anderen verneinten. Wem sollen wir glauben?«

Dreizehn Lourdes
    Die Basilika von Lourdes war erst 20 Jahre alt, als Vacher im Winter 1896 in die Stadt kam, dennoch war sie bereits eine der beliebtesten Pilgerstätten der ganzen Christenheit. Jahrzehnte zuvor hatte ein kränkliches vierzehnjähriges Mädchen namens Bernadette Soubirous in einer Grotte am Fluss Gave in mehreren Visionen die Jungfrau Maria gesehen. Diese befahl ihr, den Dorfpriestern auszurichten, dass sie in dieser Grotte eine Kapelle bauen sollten. Eines Tages fiel Bernadette in der Grotte in heiliger Trance auf die Knie und begann zu graben. Das Wasser, das daraufhin aus dem Boden quoll, wurde zu einer nie versiegenden Quelle der Heiligkeit und der Heilung. Der Klerus baute die Kirche, und diese wurde zum Treffpunkt für Zehntausende von Pilgern, die kamen, um zu beten und vom Wasser geheilt zu werden. Um der Menschenmassen Herr zu werden, mussten zahlreiche Hotels, Läden und Restaurants gebaut werden, die die eher irdischen Bedürfnisse befriedigten. Als Vacher in Lourdes eintraf, war das Dorf längst derart kommerziell geprägt und überfüllt, dass ein Besucher Mühe hatte, die Heiligkeit in dem Ganzen zu spüren.
    Ein zeitgenössischer Reisender aus England, Monsignore Robert Hugh Benson, schrieb, der ausgeprägte Kommerz in Lourdes habe ihn anfangs ebenso enttäuscht wie die »unüberschaubare Menschenmenge sowie die drückende Hitze, der Staub, der Lärm und die Erschöpfung«. Die Kirche über der Grotte sei ebenfalls »eine Enttäuschung«, eine neugotische Monstrosität mit viel Raum und vielen Turmspitzen, aber mit wenig Anmut oder Seele. Dennoch begann Benson wie viele Leute, die ein paar Tage in Lourdes verbracht hatten, etwas zu spüren, »einen starken, gütigen Einfluss … tröstend und erfüllend«, der seine anfängliche Enttäuschung überwand. »Ich kann es nicht genauer beschreiben; ich kann nur sagen, dass er mich während dieser Tage nie verließ. Ich sah manches, was mich anderswo traurig gestimmt hätte: offensichtliche Ungerechtigkeit, Enttäuschung, zerstörte Hoffnungen, die mir fast das Herz brachen. Dennoch war diese starke Kraft überall, und sie versöhnte, beruhigte und tröstete.«
    Vielleicht spürte Vacher Ähnliches. Wie Benson schrieb er in einem Brief über eine gewisse Heuchelei mitten unter der üppig zur Schau gestellten Religiosität. Aber er ließ auch keinen Zweifel daran, dass er begeistert davon war, den Ort zu besuchen, an dem der Geist Marias weilte, »… der große Arzt für unseren Körper und unsere Seele … Bei dieser Gelegenheit bat ich sie um reichen Segen für mich, meine armen Eltern und meine Freunde!«
    Er blieb mehrere Tage im Dorf. Wenn er den anderen Pilgern folgte, dann stellte er sich wahrscheinlich wie sie in eine Reihe, um eine Kerze in der Grotte anzuzünden, in der überall die Krücken der Geheilten herumlagen. Vielleicht schloss er sich auch den Massen auf dem Rosenkranzplatz an, die Benson an »verirrte Schafe« erinnert hatten. Mag sein, dass Vacher auch als brancardier half, Behinderte und Verkrüppelte auf Bahren zu tragen, oder zusammen mit anderen einen der vielen kleinen Wagen schob, der Kranke in die Nähe der Grotte brachte. Dort lagen die Bittsteller »mit weißem, schmerzverzerrtem Gesicht oder schrecklichen Narben und warteten auf jemanden, der sie ins Wasser trug«. Womöglich schloss er sich einer der nächtlichen Prozessionen an und hielt eine Fackel hoch: »Eine Schlange aus Feuer … und jeder Mund singt Loblieder auf Maria.«
    Im Gegensatz zu anderen Pilgern betete Vacher jedoch nicht um Heilung. Er bat Maria nicht, sein entstelltes Gesicht wiederherzustellen oder ihn von dem Pochen zu befreien, das die Kugel in seinem Ohr auslöste. Er bat sie auch nicht, seine brennende Seele zu trösten. Er betete nicht für

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